Landkreis Meißen. Rund 829.000 Überstunden wurden im Landkreis im vergangenen Jahr geleistet. Das gibt die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung an. Mehr als ein Drittel, etwa 313.000 Arbeitsstunden, wurden dabei ohne Bezahlung vollbracht. Die NGG beruft sich auf eine Studie des Pestel-Institutes, den sogenannten "Überstunden-Monitor", den die Gewerkschaft selbst in Auftrag gegeben hatte.

Die Beschäftigten im Landkreis hätten den hiesigen Unternehmen durch ihre unbezahlte Mehrarbeit rund 4,51 Milliarden Euro - berechnet auf Mindestlohn-Basis - geschenkt, so der regionale NGG-Geschäftsführer Thomas Lißner. Der Überstunden-Berg sei auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“. Für die Gewerkschaft liegt die Lösung für diesen in attraktiveren Löhnen. Der Startlohn in der Gastronomie beispielsweise müsse für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen, so Lißner. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

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Stattdessen versuche die Branche jedoch aktuell, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen. Mittlerweile seien 35 Prozent der Gastro-Beschäftigten im Kreis Meißen Minijobber. Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.

Die Wissenschaftler des Pestel-Institutes hätten bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung sei die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur vom Kreis Meißen. (SZ)