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Hungrig in der Quarantäne

Ein paar Klicks und der Einkauf kommt zu mir nach Hause. Das klingt toll, aber wie gut klappt das mit dem Lieferservice der Supermärkte?

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Der Kühlschrank ist fast leer und eine Quarantäne steht an. Wer liefert in dieser Zeit frische Lebensmittel?
Der Kühlschrank ist fast leer und eine Quarantäne steht an. Wer liefert in dieser Zeit frische Lebensmittel? © www.wolfgang-wittchen.de

Von Beate Erler

Landkreis. Ich stelle mir vor, ich bin in Quarantäne. So schwer fällt mir das gar nicht, denn durch die Arbeit im Homeoffice bin ich ja an Selbstisolation gewöhnt. Trotzdem bin ich froh, dass ich nicht ernsthaft 14 Tage in meiner Wohnung bleiben muss, und nicht wann ich will in den Supermarkt oder zum Asiaten um die Ecke gehen kann. Auch wenn der Verzicht auf den Lieblingsimbiss für die meisten Corona-Patienten sicher das kleinste Problem ist: Gesund essen sollte und muss man auch in dieser Zeit.

Gut, dass es das Internet und seit einiger Zeit auch die Lieferdienste der Supermärkte gibt: Rewe zum Beispiel bietet seinen Lieferservice seit 2011 in mehr als 75 Städten an. In Dresden und Umgebung kann man seit 2015 den wöchentlichen Einkauf auch bequem auf dem Sofa erledigen. Doch gerade in Corona-Zeiten sind die Lieferdienste für einige Menschen in Quarantäne vielleicht die einzige Möglichkeit, um überhaupt an frische Lebensmittel und Getränke zu kommen. Gut, dass Rewe seit 2019 den Service auch regional ausgeweitet hat, denn nicht jeder lebt in einer Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Also schnappe ich mir meinen Laptop und tippe Rewe in das Suchfeld ein. Sofort erscheint das, was ich suche auf meinem Bildschirm: Rewe Lieferservice. Nach nur einem Klick heißt mich der Rewe-Onlineshop willkommen und ich bin begeistert. Das Angebot ist genauso riesig wie im Supermarkt vor Ort: 256 Artikel bei Obst und Gemüse, 484 Tiefkühlprodukte, 3.180 Nahrungsmittel, Kaffee, Tee und Kakao, Produkte für Baby, Kind und Tier und sogar Toilettenpapier. Außerdem kann ich mir einen Wunschtermin für die Lieferung aussuchen. Von Montag bis Samstag liefert Rewe zwischen 7 und 22 Uhr. Wahnsinn!

Doch plötzlich erscheint ein blau geschriebener Hinweis: „Bitte prüfe, aufgrund des hohen Bestellaufkommens, zuerst die Liefertermine“, sagt mir der Rewe-Onlineshop. Ich tippe also meine Postleitzahl in das Feld ein. Sogleich folgt die Ernüchterung: Bis zum 1. Februar ist von früh bis spät alles ausgebucht und keine Bestellung möglich. Wenn ich jetzt in Quarantäne wäre, könnte ich hier also genau zwei Wochen gar keine Lebensmittel bestellen. Danach wäre meine Quarantäne sowieso vorbei.

Konzept der Lieferdienste geht nicht auf

Diese Erfahrung hat auch Peter Anderson, Redakteur bei der Sächsischen Zeitung in Meißen, gemacht. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Radebeul und ist gerade mit der ganzen Familie in Quarantäne: „Bei einer vierköpfigen Familie ist der Bedarf an Lebensmitteln nicht zu unterschätzen“, sagt er. Also wollte er gleich zu Beginn der Quarantäne die Lieferdienste der Supermärkte nutzen. Sein Fazit nach einer Weile auf den Onlineseiten: „Das Konzept der Lieferdienste geht nicht auf“, sagt er, „bei Rewe gab es kein Zeitfenster mehr, bei Edeka war nicht einmal die Anmeldung möglich und bei Netto kann man nur Palettengrößen bestellen.“

Bei Vegetariern kommt viel frisches Gemüse auf den Tisch.
Bei Vegetariern kommt viel frisches Gemüse auf den Tisch. © Benjamin Nolte/dpa

Der Pressesprecher der Rewe Markt GmbH, Thomas Bonrath sagt: „Im Online-Bereich verzeichnen wir seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine verstärkte Nachfrage.“ Rewe habe deshalb in allen Liefergebieten die Kapazitäten weiter ausgebaut: „Trotzdem kann die hohe Nachfrage ausgebuchte Lieferzeitenfenster von ein bis zwei Wochen mit sich bringen“, sagt Thomas Bonrath. Das sei auch abhängig von den jeweiligen Liefergebieten. Dresden und Radebeul zumindest scheinen solche Liefergebiete zu sein.

Für Peter Anderson und seine Familie ist das nicht weiter tragisch: „Wir kommen klar und haben Hilfe“, sagt er. Aber er fragt sich, wie es Leuten geht, die allein sind und keine Freunde oder Familie haben, die Einkäufe vorbeibringen. Und auch bei mir klappt die Onlinebestellung bei Edeka nicht: In Dresden und Umgebung gibt es keinen Markt mit Bestell- und Lieferservice. Der nächste Markt, den ich finde, befindet sich in Chemnitz und das ist nicht gerade um die Ecke.

Konsum-Lieferdienst nur im Dresdner Stadtgebiet

Bei Netto kann ich nur Vorratspacks kaufen. Über 700 Artikel gibt es in großen Mengen: Passierte Tomaten im 12er-Pack, Reis im 6er-Pack und Spaghetti im 15er-Pack. Aber Hamstern war noch nie meins und die Lieferzeit beträgt zwischen drei und vier Werktagen. Im Normalfall ist das nicht lange, aber wenn ich von einem Tag auf den nächsten nicht mehr vor die Tür darf und keine großen Vorräte habe, könnte mein Magen am dritten Tag anfangen zu knurren.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es am Ende doch noch: Der Konsum-Lieferservice liefert von einem Tag auf den nächsten. Die Bestellung kann man per Telefon oder E-Mail bis 15 Uhr für den Folgetag aufgeben oder man bestellt über den Konsum-Onlineshop, sagt ein Mitarbeiter des Lieferservice-Teams. Im Angebot sind deshalb auch frisches Obst und Gemüse. Der Mindestbestellwert liegt bei 40 Euro und die Liefergebühr beträgt zehn Euro. Der einzige Nachteil: Dieses Angebot gibt es nur im Dresdner Stadtgebiet. Im Quarantänefall stellt der Fahrer die Einkaufstüte vor die Haustür. Die Rechnung muss ich erst nach 14 Tagen bezahlen, wenn schon alles aufgefuttert und die Quarantäne endlich vorbei ist.

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