SZ + Meißen
Merken

Dörfer im Kreis Meißen gewinnen Einwohner hinzu

Nach vielen Jahren erhöht sich die Einwohnerzahl von Käbschütztal wieder. Auch Niederau und Orte in Nossen gewinnen hinzu.

Von Jürgen Müller
 4 Min.
Teilen
Folgen
Durch das Neubaugebiet in Niederjahna gewann die Gemeinde Käbvschütztal zahlreiche neue Einwohner.
Durch das Neubaugebiet in Niederjahna gewann die Gemeinde Käbvschütztal zahlreiche neue Einwohner. © Claudia Hübschmann

Käbschütztal/Niederau. Prognosen sind deshalb so schwierig, weil sie in die Zukunft gerichtet sind, heißt es. Zum Glück kann niemand in die Zukunft schauen, auch wenn das manche Leute behaupten. Auch diese Entwicklung hat niemand vorausgesehen. Die Einwohnerzahl der Gemeinde Käbschütztal ist erstmals seit vielen Jahren wieder gewachsen. Lebten Ende des Jahres 2020 in der Gemeinde 2.784 Einwohner, waren es ein Jahr später 2.793. Bei Geburten und Todesfällen sowie Zu- und Wegzügen insgesamt also ein Plus von neun Einwohnern. Das spricht gegen alle Prognosen, die von einem jährlichen Schwund von zwei bis drei Prozent der Einwohnerzahlen ausgingen.

Alles nur ein "Ausreißer"? Nein, sagt der im Sommer scheidende Bürgermeister Uwe Klingor (CDU). "Wir registrieren seit einigen Jahren mit Freude, dass viele junge Familien sogar aus Dresden in die Gemeinde ziehen, hier bauen oder alte Häuser kaufen und sanieren", sagt er. Vor allem die ständig steigenden Grundstückspreise und Mieten in den Ballungszentren sorgten dafür, dass das Land eine attraktive Alternative sei. "Viele sagten mir, dass sie etwas Eigenes haben wollen, statt ständig steigende Mieten zu zahlen. Dafür nehmen sie auch längere Arbeitswege in Kauf", so Klingor.

Das Einwohnerplus im vergangenen Jahr resultiert freilich vor allem durch das neue Wohngebiet "Am Feldrain" in Niederjahna. 23 Personen wohnen hier, fast alles Zuzügler.

Und der Zuwachs könnte anhalten. Laut Flächennutzungsplan ist auch in Krögis ein Wohngebiet geplant. Zwar liegen die Planungen derzeit auf Eis, doch werden sie umgesetzt, kann sich Käbschütztal auf viele neue Bürger freuen. Laut Bürgermeister könnten dort rund 75 Einfamilienhäuser gebaut werden.

Kontinuierlicher Anstieg seit Jahren

Die Bevölkerung der Gemeinde Niederau ist in den letzten Jahren leicht, aber kontinuierlich gestiegen. Im Vergleich zum Jahresende 2013 sind zum 30. Juni vorigen Jahres 136 Einwohner dazugekommen. 2018 übersprang Niederau die 4.000-Einwohner-Grenze, Mitte vorigen Jahres zählte sie 4.074 Einwohner.

2015 gab es einen hohen Anstieg auf 4.460 Einwohner. Dies lag aber daran, dass auch alle Asylbewerber, die in der damaligen Unterkunft im früheren Real-Markt untergebracht waren, mitgezählt wurden.

Auch Niederau, vor den Toren Meißens und nicht weit von Dresden gelegen, setzt auf Zuzug. So entstanden oder entstehen auf dem ehemaligen Sportplatz in Niederau auf 6.500 Quadratmetern zehn neue Häuser und außerdem auf dem erweiterten Ring der Einheit fünf Mehrfamilienhäuser.

In Niederau geht man davon aus, dass sich die Bevölkerung ähnlich entwickelt wie in den vergangenen Jahren und sich bei einer Einwohnerzahl von rund 4.000 stabilisiert.

Die Innenstadt beleben

Nicht so sehr auf Zuwachs, sondern auf Stabilisierung setzt man in Lommatzsch. Im Vorjahr ist das auch gelungen. Laut Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) lebten in der Stadt mit ihren 38 ländlichen Ortsteilen 4.795 Frauen, Männer und Kinder. Das ist ein Minus von nur 16 Personen. Im ersten Halbjahr 2019 hatte Lommatzsch dagegen erstmals seit vielen Jahren eine positive Bevölkerungsentwicklung. Innerhalb von sechs Monaten hatte die Stadt damals unter dem Strich einen Bevölkerungszuwachs von sechs Personen. Das war allerdings nur ein temporäres Ergebnis.

Lommatzsch setzt nicht auf Eigenheimstandorte auf der grünen Wiese, sondern möchte Lücken auf den Dörfern schließen, vor allem aber Häuser in der Innenstadt wieder beleben. Hoffnung besteht auch für eine Brache in der Innenstadt. Das ehemalige Betriebsgelände von Gotthardt & Kühne an der Bahnhofstraße konnte jetzt an einen Lommatzscher Unternehmer verkauft werden. Was er konkret vorhat, ist noch unklar. Der Bau von Häusern oder der Umbau der vorhandenen Gebäude zu Wohnzwecken ist aber eine Option.

Zu viel Zuzug wäre auch mit Problemen verbunden, so die Bürgermeisterin. Denn dann würden möglicherweise die Plätze in den Kindertagesstätten und der Grundschule nicht mehr ausreichen.

Zuzug kompensiert Todesfälle

In der Stadt Nossen war die Einwohnerzahl im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 21 auf 10.695 gewachsen, sank jetzt aber wieder auf 10.653. Grund ist vor allem das Missverhältnis zwischen Geburten und Todesfällen. So wurden zwar im vergangenen Jahr 61 Mädchen und Jungen geboren, gleichzeitig gab es aber 141 Todesfälle. Aufgefangen wurde das durch Zuzug. 450 Personen zogen in die Stadt und deren Ortsteile, während 412 Nossen verließen. Während die Stadt selbst 47 Einwohner verlor, gab es in manchen Dörfern Zuwachs. Vor allem Leuben und Wolkau (je +13), Raußlitz, Radewitz und Göltzscha (jeweils +6) sowie Heynitz, Raßlitz, Praterschütz und Kreißa (je +4) legten zu.