SZ + Riesa
Merken

Stauchitz: Abrissbirne für ehemaligen Gasthof

In Ragewitz verschwindet nun endgültig eine Kultstätte. Ein Wunsch der Einwohner kann nicht erfüllt werden.

Von Jürgen Müller
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der traditionsreiche ehemalige Gasthof in Ragewitz wird nun abgerissen. Die Gemeinde erhielt Fördermittel.
Der traditionsreiche ehemalige Gasthof in Ragewitz wird nun abgerissen. Die Gemeinde erhielt Fördermittel. © Sebastian Schultz

Stauchitz. Jetzt ist es endgültig: Der frühere Gasthof Ragewitz - einst eine Kultstätte für den Jugendtanz auf dem Dorf - wird abgerissen. Das sollte schon längst passiert sein, die Gemeinde hatte Fördermittel für den Abriss beantragt. "Leider wurde dieser Antrag abgelehnt. Wir haben uns dann über ein anderes Förderprogramm um Geld bemüht, diesen Antrag aber selbst zurückgezogen", so Bürgermeister Dirk Zschoke (parteilos). Grund war, dass die Gemeinde dann doch 90 Prozent Förderung aus dem Parkplatz-Revitalisierungsprogramm erhielt.

Der Gemeinderat hat nun die Abrissarbeiten vergeben. Von drei Anbietern erhielt die Firma Nitzsche aus Meißen den Zuschlag für ihr Angebot von rund 173.000 Euro. Bis Jahresende muss alles fertig und die Fördermittel abgerechnet sein. Durch die Abrissarbeiten könnte es Probleme geben mit dem Weihnachtsmarkt der Grundschule, so Zschoke.

Nach dem Abriss soll auf dem Gelände ein Parkplatz entstehen. Dazu wird auch der Keller des Gebäudes verfüllt. Es war der Wunsch der Anwohner, dass dieser Keller erhalten bleibt und als Party- und Feierraum genutzt werden kann. Dies sei aus baurechtlichen Gründen aber nicht möglich, so der Bürgermeister. So seien unter anderem zwei Fluchtwege nötig gewesen.

Kultstätte verfiel immer mehr

Der Gasthof Ragewitz war zu DDR-Zeiten eine Kultstätte. Unter dem Motto "Ragz bleibt Ragz" fand dort regelmäßig Jugendtanz statt. Nach der Wende wechselte die Immobilie mehrfach die Besitzer. Die ließen das Gebäude immer weiter verfallen, waren teilweise nicht auffindbar. 2009 wurde das Grundstück für 5.000 Euro versteigert. 2014 wechselte die Immobilie erneut den Besitzer. Auch dieser tat nichts.

Der Gemeinde waren die Hände gebunden. Laut Landratsamt Meißen war das Haus nicht einsturzgefährdet und ging von der verfallenden Immobilie keine Gefahr für den Straßenverkehr aus.

Vom Kolonialwarenladen bis zum Konsum

Vor zwei Jahren schließlich kaufte die Gemeinde das Grundstück für 17.000 Euro zurück und beschloss, das Haus abreißen zu lassen.

In dem 1855 errichteten Gebäude befand sich früher nicht nur ein Gasthof. Es war auch ein Landwirtschaftsbetrieb, und nachdem die damaligen Eigentümer 1928 angebaut hatten, gab es dort auch eine Tischlerei und einen Kolonialwarenladen. Der war bis 1990 Konsum. Auch eine Post und eine Wäschemangel fanden sich dort.