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Julie Weißbach beim Literaturfest Meißen: "Heimweh ist eine Emotion, die ich nicht kenne"

Beim Literaturfest Meißen tritt neben vielen anderen Autorinnen und Autoren auch die in der Stadt geborene Julie Weißbach auf. In einem Interview verrät sie vieles über ihren Werdegang und ihre Inspiration.

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Die Autorin Julie Weißbach.
Die Autorin Julie Weißbach. © Gudrun Martin

Julie Weißbach wurde zwar in Meißen geboren, doch die Autorin hat es bereits in alle Welt verschlagen. Beim Literaturfest 2024 liest sie aus ihrem neuen Buch "In jedem Sturm ist ein Lied". Die Veranstalter vom Meißner Kulturverein haben die vielseitige Künstlerin im Vorfeld interviewt und Sächsische.de den Text zur redaktionellen Verwendung überlassen.

Julie, Du trittst erstmalig beim Literaturfest Meißen auf. Wie kam es dazu?

Mein Auftritt beim Literaturfest Meißen hat sich aus einem Gespräch mit Nicole Weiß von der Meißner Buchhandlung ergeben, die mir empfahl, mich mit meinem Buchdebüt „Hinter dem Rauschen der Welt klopft das Herz“ beim Literaturfest Meißen vorzustellen. Das habe ich getan und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Für das Literaturfest im letzten Jahr war ich aber dennoch etwas zu spät dran. Umso schöner ist es, dass in der Zwischenzeit mein neues Buch „In jedem Sturm ist ein Lied“ erschienen ist, welches ich auf dem Literaturfest im Gepäck haben werde.

Du kommst aus Meißen, lebst aber schon sehr lange ganz woanders. Erzähl doch mal!

Ich bin in Meißen aufgewachsen und habe meine Kindheit und Jugend in der schönen und beschaulichen Porzellanstadt verbracht. Als ich mit 16 für ein Jahr nach New Mexico in den USA ging, erlebte ich die großen Städte und die weiten Landschaften als einen großen Kontrast. In den USA habe ich meine Liebe zu anderen Sprachen entdeckt. Und ich habe es sehr genossen, für ein Jahr auf eine Schule gehen zu dürfen, die viel Wert auf die Förderung der individuellen Talente ihrer Schüler und Schülerinnen legte. So konnte ich mich täglich mit Fotografie, Malerei und Illustration, Literatur und Musik beschäftigen. Das war großartig!

Nach meiner Rückkehr wechselte ich für die Oberstufe ans Gymnasium Coswig, wo ich mein Abitur machte. Und dann ging ich mit 19 für ein Jahr nach Frankreich, wo ich in einem Vorort von Paris einen Service Volontaire Euroéen - einen Europäischen Freiwilligendienst in einem Kulturzentrum absolvierte.

In Frankreich war ich erneut überwältigt von den Kontrasten und der Intensität des Lebens in Paris. Ich verliebte mich Hals über Kopf in das Land und seine unglaubliche Schönheit, seine Sprache und seine Menschen. Diese starke Verbindung spüre ich bis heute. Die französische Kultur und Sprache haben meinen Blick auf mein Selbstverständnis als Europäerin ungemein geprägt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Zurück in Deutschland verschlug es mich nach Münster, wo ich an der Kunstakademie Münster als Meisterschülerin von Lili Fischer Freie Kunst und parallel an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Romanistik studierte. Nun lebe ich seit 2011 mit meinem Mann in Lübeck und genieße die weiten Horizonte und die Nähe zur Ostsee und arbeite als Künstlerin und Illustratorin, Singer-Songwriterin, Autorin und Podcastmacherin.

Hast Du Heimweh nach Meißen?

Ich habe das große Glück, dass Heimweh eine Emotion ist, die ich nicht wirklich kenne. Aber ich komme auch so immer gern nach Meißen, um meine Familie und Freundinnen und Freunde zu sehen. Wir haben unsere Jugend gemeinsam im Gospelchor verbracht und auch zu Hause hat die Musik immer eine große Rolle gespielt. Meine Mutter und auch meine Oma haben als Kirchenmusikerinnen in St. Afra gearbeitet und bis heute singe ich mit meiner Mutter jedes Jahr zu Weihnachten im Duett in der Christvesper.

Deine Texte sind sehr persönlich, aber Du bist nicht nur Autorin, sondern nennst Dich selbst Multikünstlerin - was bedeutet das?

Ich habe das Glück, meine Botschaften in verschiedene künstlerische Sprachen verpacken zu können und sie dann miteinander zu verknüpfen. Ich habe meine Bücher selbst illustriert und gestaltet. Auf meinen Konzerten lese ich meine Texte zu meinen Songs, die ich in „meinen“ drei Sprachen schreibe. Da entstehen besondere Verbindungen und Musik und Poesie geben einander Raum und Kontext.

Außerdem habe ich einen Podcast namens „Wahrhaftig und Vehement“, den ich gemeinsam mit meiner Musikerkollegin Synje Norland betreibe. Wir sprechen über das Leben und seine Zwischentöne, manchmal auch mit tollen Persönlichkeiten wie Judith Holofernes von der Band „Wir sind Helden“. Wir stellen in jeder Folge je einen unserer Songs vor und ich lese einen passenden Text aus einem meiner Bücher vor. Und so schließt sich der Kreis. Alles ist miteinander verbunden, das mag ich sehr, auch auf der Bühne.

Ich habe große Lust, den Dingen des Lebens auf den Grund zu gehen. Und ich möchte mein Publikum mit meinen Gedanken, Bildern und Liedern einladen, sich gemeinsam mit mir auf den Weg zu machen unter die Oberfläche, und in die eigene Herzkammer einzutauchen zu den kleinen und großen Fragen des Seins.

Wir freuen uns sehr, dass Du nun gleich zweimal in Meißen zu erleben sein wirst: am Samstag, 15. Juni um 16 Uhr in der Anneli-Marie-Stiftung, Leipziger Straße 11-13, und am Sonntag, 16. Juni um 19.30 Uhr in der Urbanskirche.

Ich freue mich auch sehr! Es ist ein ganz besonderes Gefühl, in meiner Heimat zu Gast zu sein und Meißen als lebendige Literaturstadt zu erleben! Danke an das ganze Team des Literaturfests für Euren unermüdlichen Einsatz für die Kultur in Meißen. Das wird ein Fest!

Das Interview wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Meißner Kulturverein. (SZ)