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Ein Jugendbahnhof für Meißen?

Der Klimaschutzmanager, neue Jugendhäuser und der lang ersehnte Jugendclub waren Themen im Jugendstadtrat. Letzteres wurde nicht öffentlich behandelt.

Von Andre Schramm
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Am Montagabend tagte der Jugendstadtrat. Es ging um Jugendhäuser und Klimaschutz.
Am Montagabend tagte der Jugendstadtrat. Es ging um Jugendhäuser und Klimaschutz. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die alte Gewichtheberhalle oder doch lieber ein Gebäudeteil der Manufaktur? In den vergangenen Monaten – besser noch Jahren – gerieten verschiedene Locations für Meißens Nachwuchs ins Gespräch. Bis heute ist nicht raus, wo der Treff einmal hinsoll. Demnächst wird wieder Winter – wahrscheinlich. Jedenfalls stand das Thema nun im jüngsten Jugendstadtrat auf der Tagesordnung, wurde allerdings kommentarlos in den nicht öffentlichen Teil geschoben. Im Stadtrat für Erwachsene passiert sowas beispielsweise, wenn es um Rechte Dritter (z.B. Persönlichkeitsrechte) geht. Beim Thema Jugendclub eigentlich schwer vorstellbar.

Nach der Sitzung wurde klar, warum die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden war. Seitens der Stadtverwaltung hatte es noch zwei, drei neue Ideen und Vorschläge für Standorte gegeben, die aber mit den jeweiligen Grundstückseigentümern noch nicht abgestimmt waren. Das ist natürlich ungünstig, wenn so was dann in der Zeitung steht oder bei Meißen Fernsehen läuft.

Der Kreis der potenziellen Objekte ist nicht gerade klein. 16 Immobilien wurden für den neuen Jugendclub in Betracht gezogen. Welche es letztlich wird, steht noch nicht fest. Es ist aber nicht die einzige Herausforderung. Unklar ist nach wie vor, wer einmal Verantwortung für den Jugendclub übernehmen wird. Stichwort: Selbstverwaltung. Versicherung, Instandhaltung, Haftungsfragen usw. – all das muss heutzutage geklärt werden, am besten vor Eröffnung.

"Jugendbahnhof" geplant

Konkreter waren da schon die Pläne der Meißner Arche. In der Einrichtung auf der August-Bebel-Straße werden täglich zwischen 50 und 70 Kinder betreut. "Wir stoßen immer öfter an unsere Grenzen", sagte der stellvertretende Einrichtungsleiter Marcel Bretschneider vor den Jugendstadträten. Das Archekonzept richtet sich in erster Linie an die Altersgruppe von sechs bis zwölf Jahren. Weil auch darüber hinaus riesiger Bedarf besteht, hatte man zuletzt einen Jugendbereich aufgemacht. "Wir erreichen aber nur einen Bruchteil", sagte Bretschneider. Deshalb wolle man perspektivisch mehr in den Stadtteil gehen.

Unter dem Arbeitstitel "Jugendbahnhof" ist in der Nähe des Bahnhofs bzw. Busbahnhofs eine neue Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene geplant. Wo genau, ist noch offen. "Es soll ein offenes Angebot mit pädagogischem Ansatz werden", ergänzte Bretschneider. Er betone hinterher, dass es sich nicht um ein reines Arche-Projekt handle, sondern man Kooperationen mit weiteren Partnern anstrebe.

Ob der Plan aufgeht, steht jedoch noch in den Sternen. Um das Ganze zu finanzieren, wurde bei der Stadt ein entsprechender Antrag eingereicht. Über die ESF-Förderung sollen dafür 2,5 Personalstellen finanziert werden. Neben dem Jugendbahnhof war auch ein neues Jugendhaus im Triebischtal im Gespräch: Titel "Umtriebig". Träger ist dem Vernehmen nach die Diakonie. Familienamtsleiterin Katrin Nestler rechnet für Juni 2024 mit einem Bescheid. Noch dieses Jahr soll die Angelegenheit im Stadtrat landen. Bretschneider schloss seinen kurzen Vortrag mit einem Satz, der aufhorchen ließ: "Es gibt viele Sachen in der Stadt, die nicht so weitergehen können."

Kiffen mit elf?

Später am Telefon erklärte er, wie das gemeint war. "Die Jugendumfrage vor zwei Jahren hat die Bedarfe in der Stadt offengelegt. Wir haben eine Vielzahl an Jugendlichen, die allein unterwegs sind, und keine Möglichkeit haben, sich im Problemfall Unterstützung zu holen. Hinzu kommt, dass die Gewalt in der Schule und das Schulschwänzen zugenommen habe. Der Druck, unter dem die jungen Menschen stehen, entlädt sich dann irgendwann", so der Pädagoge. Eine weitere Tendenz sei der immer frühere Erstkontakt mit Drogen. "Wir reden hier über Kinder, die teilweise erst elf Jahre alt sind", sagte er. Die Homogenität des Gruppenalters, wie beispielsweise vor zehn, 20 Jahren, gäbe es auch nicht mehr. "12- und 13-Jährige hängen mit 18- und 20-Jährigen ab. Das bleibt nicht folgenlos", so Bretschneider.

Seit Juli hat Meißen auch einen Klimaschutzmanager. Er heißt Jürgen von Consbruch und hat einen sehr ambitionierten Fahrplan, um den CO₂-Austoß in der Stadt zu reduzieren. Dazu wird ein Dienstleistungsunternehmen die kommenden Monate Untersuchungen anstellen. Meißens Klimaschutzmanager will die Bürger eng in den Prozess einbeziehen. Im November ist eine erste Veranstaltung dazu geplant. Im Januar 2024 soll der ermittelte Ist-Zustand vorgestellt werden. Danach sind Ideen gefragt, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Ganz uneigennützig war sein Antrittsbesuch nicht. In die neue "AG Klimaschutz" sollen auch zwei Vertreter des Jugendstadtrates aufgenommen werden.