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Klimaschule: Nicht bloß ein Titel

Die Freie Werkschule Meißen darf sich seit wenigen Wochen Klimaschule nennen. Dem Prädikat wird sie gerecht, wie der erste Klimaschultag zeigte.

Von Andre Schramm
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Kleine Ökodetektive erkunden den Erdboden.
Kleine Ökodetektive erkunden den Erdboden. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die große Herausforderung am ersten Klimaschultag in der Freien Werkschule bestand darin, dass der Mensch bis heute nicht in der Lage ist, sich zu zerteilen, und ein Schultag nicht unendlich ist. Schüler, Lehrer und Eltern hatten am Mittwoch ein beachtliches Programm aufgefahren. Insgesamt 22 Workshops beschäftigten sich mit dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Es ging u.a. um Mythen und Fakten beim Klimawandel, um Strom aus Sonnenenergie und um das viel zitierte CO2. Kann man Kohlendioxid eigentlich sichtbar machen, damit man mal weiß, worüber alle reden? Kurze Antwort: Ja, wenn man es über ein spezielles Verfahren im Wasser löst. Der Beweis dafür wurde am Mittwoch im Chemiekabinett der Schule erbracht. "Dinge, die man sehen kann, führen erfahrungsgemäß zu einem größeren Erkenntnisgewinn", erklärte Chemielehrerin Katja Renger.

"Natürlich sind wir mit dem Titel Klimaschule eine Verpflichtung eingegangen. Das ist unser roter Faden durch das Schuljahr", sagte Tobias Schumann von der AG Klimaschule. In diesem Zusammenhang haben sich die Schüler aller Altersklassen in den letzten Monaten mit einem eigenen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprojekten befasst. Nicht alle waren bis zum Klimaschultag fertig geworden. Sonderlich schlimm war das nicht.

Kleine Umweltsünde auf dem Gelände

Überrascht hat die Tiefe der Projekte. Ein Beispiel: Die Grundschüler hatten sich das Thema Plastik in der Schule vorgenommen. Sie fanden eine Menge, darunter auch eine alte Plane, die hinter einem Gebäude seit etwa fünf Jahren vor sich hinvegetierte. Sie sammelten Bodenproben von der Umgebung, lösten sie im Wasser und machten die Plastikpartikel unter dem Mikroskop sichtbar. Erkenntnisgewinn: Wie Plastik in die Umwelt gelangt.

An anderer Stelle wurden aus Biomilchverpackungen schicke Portmonees kreiert. Teile, die nicht verwertbar waren, dienen nun als Pflanzbox. Upcycling bis ganz zum Schluss. Andere wiederum haben sich mit Frauen beschäftigt, die sich für die Umwelt einsetzen, aber niemand kennt. Ein bisschen anstrengend wurde es im Außengelände der Schule. Hier waren die Elftklässler dabei, ein neues Bienenhabitat anzulegen: Aronia-Sträucher und Heckenkirsche wurden in die Erde gebracht. Was fehlte, war noch ein Namen fürs neue Bienenquartier.

Die Schule hatte sich für den Tag aber auch zahlreiche Experten von außen eingeladen. Unter ihnen war zum Beispiel Andreas Hurtig von der NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz. Er ging mit seinen Gästen ebenfalls in die Tiefe. "Der Waldboden ist für die meisten Menschen immer noch ein toter Winkel. Dabei tobt dort die biologische Vielfalt", sagte er. Seine Begeisterung kam an. Der Stand der Ökodetektive war rammelvoll. An den Mikroskopen konnten die Kinder ihre selbst gesammelten Bodenproben untersuchen, und entdeckten recht schnell "komische Tiere und Babywürmer". Wie schnell Asseln ein Laubblatt zerlegen, hat dann doch viele überrascht. Der zweite Klimaschultag, so war zu hören, sei nur eine Frage der Zeit.