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Kreis Meißen: Ständig Ärger mit den Dispozinsen

Die bequemen Überziehungskredite der Banken im Landkreis Meißen haben so ihre Tücken. Verbraucherschützer fordern nach dem Zinsanstieg jetzt strengere Kontrolle.

Von Ulf Mallek
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Die Zinsen steigen immer weiter. Das mag gut für Sparer sein, nicht aber für Menschen, die ihr Konto überziehen müssen. Hier fordert die Verbraucherzentrale Veränderungen von den Banken.
Die Zinsen steigen immer weiter. Das mag gut für Sparer sein, nicht aber für Menschen, die ihr Konto überziehen müssen. Hier fordert die Verbraucherzentrale Veränderungen von den Banken. © Andrea Warnecke/dpa

Meißen. Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig. Den Spruch kennt wohl jeder. Zum Glück - manchmal aber auch zum Unglück - gibt es den Dispokredit der Hausbank. Er ist schnell und diskret. Der Kunde muss nirgendwo betteln gehen. Der Dispo stopft erst mal die kleinen Löcher. Wenn die aber immer größer werden, was Finanzlöcher leider gern tun, und der Dispositionskredit über einen langen Zeitraum genutzt werden muss, wachsen die Finanzsorgen den Betroffenen übern Kopf. „So entsteht eine Schuldenspirale, aus der die Menschen ohne Hilfe nicht mehr herauskommen“, weiß Madlen Müller, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen aus ihrem Beratungsalltag.

Was die meisten Kunden schätzen, die bequeme Abwicklung, sehen Verbraucherschützer als Problem. Anders als bei Ratenkrediten oder Baufinanzierungen wird keine richtige Prüfung vorgenommen. „Der jeweilige Verfügungsrahmen ist zwar ans monatliche Einkommen gekoppelt und nicht völlig frei von Regeln, aber er wird eben auch nicht daran gemessen, was die Menschen am Ende des Monats übrig haben, um den Kredit wieder zurückzuzahlen“, so Madlen Müller. Daher fordert die Verbraucherzentrale Sachsen eine bessere Regulierung von Dispokrediten.

Die Dispozinsen steigen

Tatsächlich steigen auch die Dispozinsen im Landkreis Meißen mit dem allgemeinen Zinsniveau. Ralf Krumbiegel, Sprecher der Sparkasse Meißen, teilte mit, dass der Gesetzgeber vor vielen Jahren eine Kopplung an Referenzzinsen vorgegeben habe. Das führe jetzt eben aufgrund der Zinsentscheidungen der EZB auch zu steigenden Dispo-Zinsen. "Die tatsächliche Zinsbelastung unserer Kunden ist trotzdem überschaubar", so Krumbiegel. "Dispositionskredite dienen dem kurzfristigen Ausgleich des Kontostandes und werden regelmäßig durch Zahlungseingänge getilgt." Darüber hinaus bemerke die Sparkasse ein leichtes Absinken der Inanspruchnahme eingeräumter Kreditlinien. Einen genauen Zinssatz teilte das Geldinstitut nicht mit. Auf der Sparkassen-Website werden 7,08 Prozent für das exklusive und teurere Konto angegeben, für das aktive und preiswertere sind es schon 10,08 Prozent.

Das geht noch höher. Die Deutsche Bank liegt mit ihrem Dispozins aktuell bei 11,99 Prozent. Für eine geduldete Kontoüberziehung sogar bei 15,15 Prozent. Die Zinssätze überprüfe die Bank regelmäßig und passe sie den Marktentwicklungen an, so ein Sprecher. Da kommt die Commerzbank nicht ganz heran. Heike Ziegenbalg, Sprecherin Region Ost, sagte, dass aktuell die Dispo-Zinsen für Neukunden beim Premium-Konto bei 9,70 Prozent und beim kostenlosen Girokonto bei 11,70 Prozent liegen. "Die Dispo-Zinsen haben wir zuletzt im Dezember um 0,75 Prozentpunkte angehoben", so Frau Ziegenbalg. Die Inanspruchnahme der Dispo-Linien sei im Laufe der letzten zwölf Monate gleichbleibend. Die Höhe der Überziehungen hat sich in den letzten Monaten ebenfalls nicht verändert und bewege sich auf niedrigem Niveau. Ziegenbalg: "Da der Dispo-Kredit nur für eine kurzfristige Inanspruchnahme sinnvoll ist, sprechen wir Kunden in anderen Fällen in einer Beratung auch aktiv auf die Möglichkeit einer Umschuldung in ein zinsgünstigeres Produkt an."

Markus Ziron, Vorstand der Volksbank Riesa, kann da sogar bessere Konditionen vorweisen. Die Volksbank Riesa habe sich im Dezember 2022 dafür entschieden, die erste Steigerung nicht an ihre Kunden weiterzugeben. Die Dispositionszinsen seien damit trotz des um aktuell 2,35 Prozent gestiegenen Zinsniveaus auf nahezu Vorjahresniveau und liegen beispielsweise bei 7,80 Prozent im Kontomodell Mitglieder Online, so Ziron.

Abschaffung des Zinseszinses gefordert

Die Volksbank Raiffeisenbank Meißen schaffte es sogar noch einen Tick tiefer. Marcus Müller vom Bankhaus teilte mit, dass der Sollzinssatz für Dispositionskredite vom individuellen ausgewählten Kontomodell des Kunden abhänge. Er beginne derzeit mit 7,07 Prozent. Im Dezember 2022 lag er bei 6,65 Prozent.


"Mit unseren Forderungen sollen Verbraucher gezielt vor der Schuldenfalle Dispokredit geschützt werden", so Madlen Müller. Ob zusätzlich sogar die Deckelung der Dispokosten notwendig ist, bleibe abzuwarten.