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Klipphausen: Das rätselhafte Weihnachtsland

Zwei Angestellte schmücken in ihrer Freizeit das Foyer des AWO-Pflegeheims in Taubenheim zur Adventszeit.

Von Uta Büttner
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Im AWO Pflegeheim Taubenheim gibt es eine hinreißend schöne Märchen-Weihnachtsausstellung. Carla Naumann (l.) und Christine Schulz (3.v.l.) sind die Gestalterinnen. Zusammen mit Bewohnerin Doris Scharschuch (2.v.l.) und Einrichtungsleiterin Marie Kaule.
Im AWO Pflegeheim Taubenheim gibt es eine hinreißend schöne Märchen-Weihnachtsausstellung. Carla Naumann (l.) und Christine Schulz (3.v.l.) sind die Gestalterinnen. Zusammen mit Bewohnerin Doris Scharschuch (2.v.l.) und Einrichtungsleiterin Marie Kaule. © Claudia Hübschmann

Klipphausen. Pflegeheime. Häufig hört man nicht gerade positive Dinge. Fachkräftemangel, die Mitarbeiter sind gestresst, haben keine Zeit für die Senioren. Schwere und viel Arbeit gibt es auch im Pflegeheim der AWO im Klipphausener Ortsteil Taubenheim. Dennoch ist die Leidenschaft der Mitarbeiter für ihre Tätigkeit dort besonders deutlich in der Adventszeit zu sehen. Beim Eintritt in das Foyer ist man überwältigt von einem kleinen Märchen-Weihnachtsland. Große Schneeflocken und Glocken hängen an der Decke. Liebevoll gestaltet mit 22 prachtvoll gekleideten Puppen, verschiedenen Tieren und jeder Menge Zubehör wurden verschiedene Märchen dargestellt. „Leider ist uns voriges Jahr eine kaputtgegangen“, erzählt Christine Schulz. Sie ist Bewohnerbetreuerin im Haus und hat gemeinsam mit Pflegerin Carla Naumann die Märchen gebastelt und aufgebaut. Beide arbeiten seit mehr als 30 Jahren im Haus.

Die größte Puppe ist rund einen halben Meter groß. 13 Märchen sind zu entdecken. Wer von den Bewohnern Lust hat, kann mitraten, welche es sind. „Wer die meisten identifizieren konnte, gewinnt einen Preis“, erzählt Pflegeheimleiterin Marie Kaule. 2022 gewann Doris Scharschuch zum ersten Mal einen Preis. Sie lebt seit fast vier Jahren in Taubenheim, Anfang 2023 wird sie 95 Jahre alt. Die Seniorin, die einst zwischen Tharandt und Dippoldiswalde wohnte, ist begeistert von der Märchenwelt, „die Frauen geben sich immer solche Mühe“ und verrät, „wenn sie alles aufbauen, darf man sie nicht ansprechen – das ist aber auch in Ordnung.“

Verschiedene Märchen können von den Bewohnern erraten werden.
Verschiedene Märchen können von den Bewohnern erraten werden. © Claudia Hübschmann
Alte, prunkvolle Puppen sind zu bewundern.
Alte, prunkvolle Puppen sind zu bewundern. © Claudia Hübschmann
Vieles haben zwei Angestellte selbst gebastelt.
Vieles haben zwei Angestellte selbst gebastelt. © Claudia Hübschmann
Detailverliebtheit auch an dem Hexenhaus.
Detailverliebtheit auch an dem Hexenhaus. © Claudia Hübschmann

Zeit für solche Aktionen haben die Mitarbeiterinnen aber auch in Taubenheim nicht, obwohl – wie die Leiterin verrät – wenig Personal im Heim gesucht werde. Deshalb bauen und gestalten die beiden Frauen alles in ihrer Freizeit. Viele Stücke lagert Carla Naumann auch bei sich Zuhause ein. „Ich habe viel Platz“, sagt sie. „Bei uns sind alle mit Herzblut dabei“, meint Marie Kaule voller Freude. „Die AWO bietet die besten Rahmenbedingungen. Sie ist ein sehr guter Arbeitgeber, was auch daran zu sehen ist, dass viele Mitarbeiter schon seit Jahrzehnten dabei sind.“ Es gebe Beständigkeit, Prämien und die AWO bezahle schon lange nach Tarif. Ein Beispiel für die Zufriedenheit der Angestellten sei erst die kürzlich stattgefundene Weihnachtsfeier gewesen. Sehr viel Küchenpersonal der hauseigenen Küche war da, Mitarbeiter sind trotz Urlaub gekommen oder auch länger geblieben, haben sich auch verkleidet – mit einem selbst gebastelten Heiligenschein. „Es ist ein sehr gutes Miteinander hier“, erzählt Carla Naumann.

Bereits zum dritten oder vierten Mal haben die beiden Frauen eine Weihnachtsmärchenwelt aufgebaut. Ganz genau wissen sie die Anzahl selbst nicht. Dazwischen gibt es immer mal einen anderen Schmuck. Aber kein Jahr gleicht dem anderen. „Einmal waren Fehler zu finden. Da hatten wir zum Beispiel acht Zwerge aufgebaut“, erzählt Carla Naumann. Anekdoten gibt es auch zu berichten. „Einmal wurden die Goldtaler vom Rumpelstilzchen immer weniger. Beim Vorbeigehen oder mit dem Rollstuhl Vorbeifahren wurde mal schnell einer vernascht“, sagt Christine Schulz lachend. Die Kekse an dem von Christine Schulz selbst gebastelten Hexenhaus sind aber noch dran, obwohl die auch zum Knabbern einladen.

Doris Scharschuch hat bereits alle Märchen in diesem Jahr erkannt, „ja, klar“, meint sie. Auch, wenn es nicht immer ganz einfach wäre. „Man kennt ja nicht unbedingt alle Märchen.“ Generell fühle die Seniorin sich sehr wohl in dem Pflegeheim mit 32 Einzel- und 14 Doppelzimmern. Viele Feste und Veranstaltungen werden angeboten. So gibt es Kutschfahrten mit Picknick. Und weil diese nur von Bewohnern ohne Rollstuhl wahrgenommen werden können, sind auch Ausflüge mit dem Bus im Portfolio. Auch verfügt das Heim über einen Garten, in dem es viele Beerensträucher gibt, sagt Marie Kaule. Das Obst werde unter anderem gemeinsam mit den Bewohnern zu Marmelade verarbeitet. Zudem gibt es Grillnachmittage und in der Adventszeit wurden mit der Kita und auch mit Familien aus dem neuen Nachbarhaus Plätzchen gebacken. Und geschmückt werde das Haus natürlich nicht nur in der Adventszeit – aber sie ist der Jahreshöhepunkt.