Rätseln über Herkunft der Bombe

Nossen. Die vorige Woche gefundene Brandbombe auf dem Gelände der ehemaligen Puppenfabrik in der August-Bebel-Straße in Nossen – nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof entfernt – war deutschen Fabrikats. Sie wurde bei Baggerarbeiten, etwa 30 Zentimeter tief liegend, gefunden. Wie sie nach Nossen kam, das fragen sich viele.
„Nachweislich wurde der Bahnhof in Nossen bombardiert“, sagt Klaus Bartusch. Wenn es um die Geschichte rund um Nossen geht, ist der ehemalige Lehrer und Mitglied des Fördervereins Heimatmuseums Nossen erster Ansprechpartner. Denkbar wäre also, dass es sich um eine Beutebombe handelte. Aber auch ein Blindgänger sei möglich.
Und dann verweist Klaus Bartusch noch auf einen anderen interessanten Fakt. So sind an einer Seite der Puppenfabrik, wo sich eine Laderampe befand, zwei Bombenköpfe – die Spitzen – einbetoniert. Sie dienten als Abstandshalter, damit Fahrzeuge nicht zu nahe an die Laderampe fahren. Bombenreste wurden offensichtlich in die Fabrik angeliefert, um sie zu verwerten. „Beispielsweise wurden bis in die 50er Jahre Reste von Bombenleitwerken zu Vorhängeschlössern verarbeitet“, erzählt Klaus Bartusch. „Die Puppenfabrik war nach dem Krieg eine Schmiede, in der leere Bombenkörper zu Öfen gemacht wurden. Einer steht im Museum.“
Eine gezielte Bombardierung der Puppenfabrik während des Zweiten Weltkrieges schließt Klaus Bartusch indes aus. Zwar produzierte 1944 eine Berliner Firma Periskope – Sehrohre – für U-Boote, „dieser Bereich war streng abgeriegelt. Niemand von dort durfte mit den Mitarbeitern von der Puppenfabrik in Verbindung kommen.“ Dennoch, „eine Bombardierung deshalb würde ich ausschließen. Das ist zu spekulativ.“
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