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Meißner GWG-Chefin: "Wir müssen so investieren, dass Wohnraum bezahlbar bleibt"

Die Wohnungsbaugenossenschaft Meißen hat eine neue Vorstandsvorsitzende. Sie will sich für die Stärkung des Genossenschaftsgedankens einsetzen.

Von Ines Mallek-Klein
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Sarah Klockow ist seit 1. März die neue Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft  (GWG) Meißen. Sie ist für die Finanzen zuständig und folgt auch Ulrike Rink.
Sarah Klockow ist seit 1. März die neue Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) Meißen. Sie ist für die Finanzen zuständig und folgt auch Ulrike Rink. © Claudia Hübschmann

Meißen. Zahlen sind ihre Sache. Sarah Klockow hat bei der Bundesbank in Frankfurt/Main studiert und gearbeitet, war Prüferin beim Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften und ist seit 1. März 2024 Vorstandsvorsitzende der GWG. "Mit gefällt der Gedanke der Genossenschaft, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht", sagt Sarah Klockow. Es gehe nicht um Gewinne. Überschüsse würden wieder investiert, und zwar im Sinne der Bewohner.

Sarah Klockow erlebt in Meißen nach eigener Aussage bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft einzigartige Hausgemeinschaften. Manche teilen sich das Treppenhaus seit Jahrzehnten, haben einst die Gebäude und Wohnung mit den eigenen Händen geschaffen. Das schweißt zusammen - in einer Zeit, die durchaus herausfordernd sei, für den Einzelnen, aber auch für die GWG.

Vom Eigenheim in die Genossenschaft

Sie vermietet knapp 2.300 Wohnungen. Sie liegen unter anderem in Meißen Niederfähre, im Triebischtal, auf dem Plossen oder in Meißen Cölln. Seit 2021 gibt es aber auch vier neu gebaute Häuser in Niederau, in der insgesamt 24 Wohnungen vorzugsweise an junge Familien vermietet werden, sagt Jürgen Lötzsch. Er ist der Technische Vorstand der GWG. Die Vermietungsrate ist hoch und die Nachfrage auch, vor allem nach Zwei- und Dreiraumwohnungen. Sie sind beliebt, seit die Energiekosten gestiegen sind. Die Mieter der GWG gehören zu verschiedensten Alters- und Berufsgruppen. "Wir erleben aber auch immer häufiger, dass Senioren aus ihrem Eigenheim, das sie nicht mehr bewirtschaften wollen, zu uns in die Genossenschaft kommen", sagt Jürgen Lötzsch. Die Anzahl der Genossenschaftsanteile, die sie zeichnen müssen, um Mitglied zu werden, sind in der Satzung geregelt und abhängig von der Wohnungsgröße.

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft kann auf eine lange Geschichte in Meißen zurückblicken. 2025 wird man das 125-jährige Bestehen feiern. Angefangen hat alles am 6. Mai 1900 mit der Gründung des Arbeiterbauvereins in Meißen, der zweiten Baugenossenschaft sachsenweit. Die erste entstand zwei Jahre zuvor in Leipzig. Es folgten Fusionen mit anderen Wohnungsgenossenschaften und Umbenennungen, seit 1. Juli 1990 trägt das Unternehmen den Namen Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) Meißen eG. Zwei Jahre später begann die Sanierung der Wohnungen. Auch wenn erst gut drei Jahrzehnte her, Ofenheizung war damals die Regel und das Plumpsklo auf der halben Treppe keine Seltenheit, sagt Jürgen Lötzsch. Das Unternehmen hatte sich damals einen klaren Sanierungsplan gegeben und der war im Jahre 2000 abgearbeitet. Nun, knapp 25 Jahre später, steht die nächste Sanierungswelle an. Eine Herausforderung, nicht zuletzt wegen der deutlich gestiegenen Material- und Arbeitskosten. Rund 35.000 Euro müsse man kalkulieren, um eine Wohnung grundhaft zu sanieren. Schönheitsreparaturen gibt es auch zwischendurch, beim Mieterwechsel beispielsweise.

Doch bei der anstehenden Sanierung geht es nicht nur um Schönheit, es geht auch um Energieeffizienz. Das dazugehörige Gesetz bereitet nicht nur der GWG Kopfschmerzen, auch allen anderen Vermietern und Eigenheimbesitzern. Bis 2045 soll Klimaneutralität im Gebäudebestand erreicht werden. "Das Ziel ist klar, aber auf dem Weg dahin gibt es noch eine ganze Reihe von Widersprüchlichkeiten", sagt Sarah Klockow. Der Genossenschaftsgedanken zwingt zum bedachten Einsatz der Gelder. "Wir arbeiten gerade an Konzepten, sind dazu auch mit anderen Großvermietern der Stadt Meißen und den Stadtwerken im engen Austausch", so Klockow. Von der Bundespolitik wünscht sie sich mehr Planungssicherheit. "Wir müssen so investieren, dass wir die Klimaziele erreichen, aber unsere Wohnungen für die Menschen bezahlbar bleiben", so die neue Vorstandschefin.

Trotz Auszug bleiben einige Mieter Mitglied

Die GWG sieht sich ihren Mietern verpflichtet. Und dazu zählen nicht nur junge Paare und Familien, sondern auch immer mehr Senioren. "Deshalb haben wir begonnen, die Wohnungen im Erdgeschoss und im 1. OG barrierefrei zu machen", erzählt Jürgen Lötzsch. Badewannen werden durch Duschen ersetzt. In der Ossietzkystraße ist ein halber Wohnblock so zu seniorengerechten Wohnungen umgebaut und ein Fahrstuhl eingebaut worden. In Kooperation mit dem Seniorenpark Carpe diem wird dort auch eine Tagespflege angeboten.

Bezahlbaren Wohnraum für verschiedene Altersgruppen zu schaffen und zu erhalten, das ist der Anspruch der GWG. "Es gibt Mieter, die ziehen aus, beispielsweise ins Seniorenheim, möchten aber bei uns weiter Mitglied blieben", sagt die neue Vorstandschefin. Das sei der beste Beweis, dass der Gemeinschaftsgedanke nicht nur propagiert, sondern auch gelebt werde.