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Der Name Brumm wird in Meißen bleiben

Mehr als 160 Weggefährten verabschiedeten sich am Donnerstag auf der Trauerfreier von dem Meißner Stadtrat und Bauunternehmer Ingolf Brumm.

Von Ines Mallek-Klein
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Vor der Trauerhalle bildete sich eine lange Schlange, viele der Trauenden trugen sich in das Kondolenzbuch ein.
Vor der Trauerhalle bildete sich eine lange Schlange, viele der Trauenden trugen sich in das Kondolenzbuch ein. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das könne man nicht beweisen, man könne es nur glauben und genau das hat Ingolf Brumm getan, sagt Frank Richter auf der Trauerfeier am Donnerstag für den am 27. April 2022 in Meißen verstorbenen Bauunternehmer und engagierten Lokalpolitiker. Der sorgte selbst international für Schlagzeilen, als er 2015 dem Landratsamt ein Gebäude in der Rauhentalstraße 14 für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellte.

"Besorgte Nachbarn" setzten das Haus in Flammen. Die Brandspuren sind heute noch zu sehen in den Vereinsräumen des Buntes Meißen e. V., als Zeugnis blinden Hasses, aber auch als Beweis für das großherzige Engagement von Ingolf Brumm, den selbst persönliche Angriffe und ein Hassbrief nicht von seinem Weg abbringen konnten.

Er war ein echter Meißner, geboren am 8. Oktober 1958 in der Domstadt, aufgewachsen im Sophienhof mit drei Geschwistern. Er sei ein ruhiges, strebsames Kind mit einem stillen Humor gewesen, erinnern sie sich. Strebsam war er auch beim Lernen, nach dem Besuch der 8. POS wechselte Ingolf Brumm auf die EOS, das heutige Franziskaneum.

Dann zog es ihn aber nicht in die Hörsäle, sondern nach Nieschütz, wo er den Beruf des Zierpflanzengärtners erlernte und später auch eine Ausbildung zum Elektromonteur anschloss. Die Kenntnisse konnte er gut nutzen, im Wohnungsbaukombinat und im Baustoffkombinat Zeithain, aber auch als Lichttechniker der Band Privileg.

Songs von Led Zepplin, Pink Floyd und der Sterncombo Meißen gehörten zum festen Repertoire der Musiker, erzählte Pfarrer Bernd Oehler, der als Freund der Familie die Trauerrede hielt. Er verriet dabei auch, dass Ingolf Brumm 1988 zu den Organisatoren des legendären Konzerts von Joe Cocker vor 100.000 Menschen in Dresden gehörte.

Am 1. August 2002, kurz vor der großen Flut, gründete Ingolf Brumm seine eigene Baufirma. Erfahrungen als Trockenbauer und Bauleiter hatte er zuvor selbst gesammelt. Sie waren wichtig bei der Sanierung der unzähligen von der Flut beschädigten Gebäude und sicherten dem Unternehmen mit heute 70 Beschäftigten einen guten Start.

In Meißen sanierte Ingolf Brumm mit seinem Team das Rathaus, in Dresden das Residenzschloss und in Radeberg Schloss Klippenstein. Über all die Arbeit hat er sein politisches Engagement nicht vergessen. Er kandidierte und zog für die Linke in den Meißner Stadtrat ein. Viele seiner dortigen politischen Weggefährten erwiesen ihm am Donnerstagmittag die letzte Ehre, darunter auch der Meißner Oberbürgermeister Olaf Raschke.

Im August 2021 hat Ingolf Brumm sein Bauunternehmen an Andreas Poller übergeben. Er wollte sein Wissen als technischer Leiter weiter einbringen, aber endlich mehr Zeit haben für seine Frau, für die Reisen in die Berge oder an die Ostsee, für seine Familie und vor allem für die neun Enkel. Doch die Krankheit war schneller. Am Ende, so Bernd Oehler bleiben Erinnerungen und Dankbarkeit, aber auch der Name Brumm-Bau.