SZ + Meißen
Merken

Landwirte gegen teuren Radweg zwischen Niederau und Gröbern

Sie sprechen von Steuergeldverschwendung und haben einen weit kostengünstigeren Vorschlag. Doch der wird ignoriert.

Von Jürgen Müller
 5 Min.
Teilen
Folgen
Die Landwirte Timo Zocher aus Niederau (links) und Heiko Klotzsche aus Gröbern wollen, dass für den Radweg der bereits vorhandene Pappelweg ausgebaut wird.
Die Landwirte Timo Zocher aus Niederau (links) und Heiko Klotzsche aus Gröbern wollen, dass für den Radweg der bereits vorhandene Pappelweg ausgebaut wird. © Claudia Hübschmann

Niederau. Landwirte sind fleißige, bodenständige und in aller Regel friedliche Menschen. Wenn sie mal böse werden, muss es einen schwerwiegenden Grund geben. Dann fahren sie schon mal mit ihren Traktoren nach Berlin, blockieren den Hauptstadtverkehr und gießen literweise Milch vors Kanzleramt.

Timo Zocher aus Niederau und Heiko Klotzsche aus Gröbern sind auch Landwirte. Und sie sind friedlich. Doch etwas bringt sie und andere Bauern aus der Gemeinde mächtig auf die Palme. Es ist der Bau eines Radweges zwischen Gröbern und Niederau entlang der Kreisstraße. "Ich bin selbst Radfahrer und sehr für den Bau von Radwegen. Doch was hier geplant wird, ist reine Steuergeldverschwendung. Zumal es viel günstigere Alternativen gibt. Doch wir werden einfach nicht ernst genommen", sagt Timo Zocher.

"Wir werden nicht ernst genommen"

"Wir lehnen den Bau eines Radweges in der derzeit geplanten Form und das kurz bevorstehende Flurbereinigungsverfahren ab. Gleichzeitig haben wir einen sehr guten Alternativvorschlag unterbreitet", heißt es in einem Schreiben der Agrargenossenschaft Niederau an den Gemeinderat. "Eine Antwort auf unseren Vorschlag haben wir nie erhalten. Wir werden einfach nicht ernst genommen", sagt Tim Zocher, der gute Argumente ins Feld führt. Für den geplanten Radweg würden 1,8 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verbraucht. Unter den 107 Landeigentümern, die vom Flurbereinigungsverfahren betroffen sind, rege sich großer Widerstand. Erst jetzt sei bekannt geworden, dass auch die Grundstückseigentümer einen Teil der Kosten des Verfahrens tragen müssten, sagt er.

Im Flurbereinigungsverfahren werden Grundstücke, die für den Radweg benötigt werden, getauscht oder entschädigt. Neu sei allerdings, so Zocher, dass der Bau des Radweges mindestens 1,7 Millionen Euro kosten werde. Dazu kämen noch die Kosten für die Vermessung der Grundstücke während des Flurbereinigungsverfahrens, deren Höhe noch gar nicht abzusehen sei.

Dabei gäbe es ja jetzt schon einen Feldweg zwischen Gröbern und Niederau, den Pappelweg, der nur ordentlich befestigt werden müsste, sagt Landwirt Heiko Klotzsche. Er hat sich von der Meißner Straßenbaufirma Swietelsky ein Angebot machen lassen, was dies kosten würde. Der Angebotspreis liegt bei rund 116.000 Euro.

Zudem würde kein Land versiegelt, das wäre echt nachhaltig. Mit dem Pappelweg gelänge fast ohne Umweg eine Radanbindung nach Niederau, zudem auch eine gute Verbindung zum Radweg Meißen-Niederau und zum Elberadweg. Die ursprünglichen Planungen hingegen würden die Bürger zwingen, ihren Weg durch Niederau ab Ortseingang ohne Radweg fortzuführen. Außerdem müssten dabei gefährliche Kreuzungen passiert werden. "Diese Gefahren entfallen bei unserem Vorschlag", so Klotzsche. Er kritisiert zudem, dass der Weg mit Bepflanzungen 13 Meter breit werden soll, breiter als die Kreisstraße selbst. "Interessant wäre auch zu erfahren, wie viele Schüler eigentlich mit dem Rad von Gröbern nach Niederau in die Schule fahren", sagt er.

Keine Fördermittel für Pappelweg

Die Kritik der Landwirte ist im Meißner Landratsamt bekannt. Sie wurde auch in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung geäußert. Es wurde kritisiert, dass im Zuge der Planung des Radweges vermeintlich naheliegende Alternativen nicht ausreichend geprüft wurden. Hierbei handelt es sich um den Pappelweg. Dieser Weg könnte alternativ ausgebaut und auf einen Neubau verzichtet werden. "Ob ein solcher Radweg geplant und gebaut werden soll, obliegt jedoch nicht dem Landkreis, sondern der Gemeinde Niederau", so die Landkreis-Sprecherin Anja Schmiedgen-Pietsch. Das heißt mit anderen Worten: Die Kosten dafür müsste die Gemeinde zahlen, während diese beim Bau des Weges entlang der Kreisstraße nur die Grundstücke zur Verfügung stellen müsste.

Als Träger der Straßenbaulast für die Kreisstraße sei der Landkreis an die Regelungen des sächsischen Straßengesetzes gebunden. Danach sollen sich die straßenbegleitenden Radwege in der Nähe und im Verlauf der Straße bewegen. Das treffe für die geplante Lösung zu, nicht aber für den Pappelweg. "Damit ist eine Zuständigkeit des Landkreises und eine Förderfähigkeit als straßenbegleitender Radweg für die Kreisstraße zwischen Gröbern und Niederau nicht gegeben", so Anja Schmiedgen-Pietsch.

Die Summe von 1,7 Millionen Euro für den Radweg Gröbern-Niederau dementiert die Sprecherin. "Es wurden für beide Radwege Ottendorf-Gröbern und Gröbern-Niederau Kosten in Höhe von etwa 1.2 Millionen Euro ermittelt. Darin enthalten sind Baumaßnahmen durch den Landkreis, Gehwegebau der Gemeinde , das Anlegen einer gestuften Feldhecke mit Bäume und Sträuchern an jedem Radweg sowie Planung", sagt sie. Die Kosten seien allerdings 2020 ermittelt worden.

Die vorgeschlagene Lösung eines Radweges auf dem Pappelweg könne durchaus eine sinnvolle Ergänzung des Radverkehrsnetzes im Elbtal darstellen, sei aber kein Ersatz für das vom Landkreis und der Gemeinde Niederau verfolgte Planungsziel.

Die Landwirte wollen sich damit nicht zufriedengeben. Sie kämpfen weiter, haben jetzt die Landtagsabgeordnete Daniela Kuge (CDU) eingeschaltet. Einen Gesprächstermin gäbe es bereits. "Sie ist die Einzige, die sich um unser Anliegen kümmert", sagt Timo Zocher. Und jetzt klingt er doch irgendwie böse.