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Fürstengraben: Neuer Rastplatz (für Menschen)

Im Fürstengraben gibt es nicht mehr nur Verweilstellen für Insekten und Reptilien, sondern auch einen richtigen Rastplatz für Menschen. Den Senioren sei Dank.

Von Andre Schramm
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Picknick
Picknick © Claudia Hübschmann

Meißen. Reichlich zehn Herrschaften des reiferen Semesters haben sich an dem Dienstagvormittag unweit der Katzenstufen eingefunden. Der Grund befindet sich gleich hinter den Garagen am Eingang zum Fürstengraben: der neue, überdachte Rastplatz. Hergestellt wurde die hölzerne Sitzgelegenheit von den DRK-Werkstätten Meißen. Bezahlt hat sie die Stadt. Es gibt Sekt aus Plastikbechern und ein paar wohlwollende Worte. Die Geschichte dazu wird auch erzählt. Sie beginnt vor etwa anderthalb Jahren.

Damals, so erinnert sich Hannelore Alisch von der Seniorenvertretung, habe sie den Fürstengraben mit ihrem Enkel besucht. Zuvor hatte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr das Areal zwischen Winterhafen und Proschwitzer Weg umgestaltet – als neues Quartier für Mensch und Tier. Man änderte den Bachlauf, legte Stillwasserzonen und Kiesbänke an, befestigte den Uferbereich. "Naturnahe Umgestaltung" hieß das Ganze. Kostenpunkt: eine Million Euro.

Foto ans Stadtbauamt geschickt

Jedenfalls fiel Frau Alisch auf, dass etwas fehlt. "Es gab Stein und Gehölzhaufen als Rückzugsorte für Insekten und Tiere. Eine Sitzgelegenheit für Spaziergänger? Fehlanzeige", erzählt sie. Sie machte ein Foto von ihrem Enkel, der sich auf einem Steinhaufen positioniert hatte und schickte es ungefragt an Martin Schuster, Leiter des Stadtbauamtes. Der sah ebenfalls Handlungsbedarf. Die Umsetzung zog sich allerdings. Die Senioren fragten immer wieder nach. Vor wenigen Wochen nun installierte der Bauhof die Sitzgelegenheit. Die Freude darüber war vor allem bei den Senioren dementsprechend groß.

Eine Überlieferung zu den Katzenstufen, die sich unweit des Rastplatzes befinden, wurde am Dienstagvormittag ebenfalls mit Interesse verfolgt. So soll die Bezeichnung im Zusammenhang mit der ehemaligen Bockwindmühle (spätere Proschwitzer Windmühle) stehen. Windmühlen waren aufgrund des Nahrungsangebotes begehrtes Ziel von Mäusen. Die standen und stehen wiederum bei Katzen ziemlich hoch im Kurs. Erzählt wird, dass eines Tages eine Katze von einem Hund dermaßen gejagt wurde, dass sie keinen Ausweg sah und über eine Klippe sprang. Ob sie den "Katzensprung" unbeschadet überstanden hat, ist nicht überliefert.

"Weinberg Katzensprung"

Erstmals, so schreibt Heimatforscher Dr. Günter Naumann im Stadtlexikon Meißen, taucht der Name "Katzensprung" im Jahr 1801 auf. Damals noch zusammen mit dem Titel "Steinsteig". Bis spätestens 1829, so heißt es weiter, sei die Bezeichnung auf die benachbarten Weinberge an den Steilhängen des Bocksbergs übertragen worden. Aus dem Jahr 1830 ist bekannt, dass der Wein aus dieser Lage als der vorzüglichste der Meißner Gegend angesehen wurde. Nach dem Niedergang des Weinbaus um 1900 wurde erst im Jahre 1936 wieder mit der Aufrebung des "Weinbergs Katzensprung" begonnen. Maßgeblichen Anteil daran hatte die "Vereinigung zur Förderung des Kleinweinbaus in Meißen und Umgebung".

Die kleine Inbetriebnahme des neuen Rastplatzes offenbarte allerdings ein klitzekleines Manko. Die Gäste mussten ihre Plastik-Sektbecher wieder mitnehmen. "Ein Papierkorb wäre schön", hieß es unisono. Ein Fahrradständer dürfte sicher auch nicht schaden. Tipp: Der Rastplatz verfügt über einen sehr schönen Zugang zum Niederauer Dorfbach daneben. Dort gibt es auch mehrere Sitzgelegenheiten. Die sind allerdings aus Stein.