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Diera-Zehren: Rettende Radieschen

Der Elbetierpark Hebelei hat schon lange finanzielle Probleme. Trotzdem oder gerade deswegen hält Betreiber Sven Näther an einer Tradition fest.

Von Jürgen Müller
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Leckerei und gesunde Radieschen, aber längst nicht nur diese gibt es am Sonntag beim Radieschenmarkt in der Hebelei zu kaufen.
Leckerei und gesunde Radieschen, aber längst nicht nur diese gibt es am Sonntag beim Radieschenmarkt in der Hebelei zu kaufen. © www.plainpicture.com

Diera-Zehren. Gute Nachrichten hatte Sven Näther, der Betreiber des Elbetierparks Hebelei, in den vergangenen Jahren eher selten zu verkünden. Elbehochwasser, Corona, hohe Energiepreise und die Inflation setzten auch der privat geführten Einrichtung schwer zu. Besucher bleiben aus, auch weil sie das Geld zusammenhalten müssen. Gäbe es nicht so viele Spenden, wäre der Tierpark längst dicht.

Da ist jedes positive Erlebnis nicht nur gut für die Seele. Ein solches gab es Anfang März. Da fand nach der Winterpause und nach einigen Absagen im vergangenen Jahr wieder ein Bauernmarkt in der Hebelei statt, der vom Tierpark organisiert wird. Dieser profitiert von den Standgebühren der Händler und den Parkgebühren der Besucher. "Obwohl das Wetter just an jenem Marktsonntag ziemlich schlecht war, wurde der März-Markt gut besucht", freut sich Sven Näther.

Immer schwieriger, Händler zu finden

Dabei wird es immer schwieriger, Händler zu finden und auch Kunden anzulocken. Gründe sind unter anderem, dass kleine Handwerksbetriebe keinen Nachwuchs und vor allem keine Nachfolger finden und schließen müssen. Und die Kunden müssen wegen der hohen Energiekosten sparen. Eine Erfahrung, die nicht nur in der Hebelei gemacht wird. So hat beispielsweise die Gemeinde Stauchitz seit dem vergangenen Jahr ihre monatlichen Bauernmärkte komplett und dauerhaft gestrichen.

Weniger Kunden heißt auch weniger Umsatz für die Händler. Wegen der hohen Benzin- und Stromkosten lohnt sich für manche dann der Weg zum Markt nicht mehr. Zudem gehen manche Kunden lieber in den nahen Supermarkt, weil es dort nicht nur billiger ist, sondern man auch nicht kilometerweit aufs Land fahren muss. Gerade die Hebelei liegt ja ein bisschen weg vom Schuss.

Sven Näther allerdings hält an der Tradition eisern fest, schließlich gibt es die Bauernmärkte in der Hebelei schon seit Jahrzehnten. Und sie bringen zwar überschaubare, aber doch einige Einnahmen, die beim Überleben der Einrichtung helfen können.

Und so findet auch im April wieder der Bauernmarkt statt. Wie üblich, steht auch er unter einem bestimmen, jahreszeitlichen Motto. Diesmal ist es der Radieschenmarkt. Sozusagen Rettung mit Radieschen. Am Verkaufsstand und im Bauerncafé des Elbetierparkes wird es an diesem Tag Radieschenbrote zu kaufen geben. Deren Erlös kommt dem Tierpark zugute.

Der typische Geschmack des Radieschens wird übrigens durch ein Senföl verursacht, das bei Verletzung durch Bearbeitung oder Anbeißen aus den in der Pflanze enthaltenen Senfölglycosiden entsteht, erklärt der Tierparkchef. In Europa habe sich das Radieschen im 16. Jahrhundert etabliert, seine Herkunft sei allerdings unklar. Es verbreitete sich zuerst langsam in der französischen Küche und dann weiter in ganz Europa.

Die Aussaat könne im Freiland ab März im Folientunnel erfolgen. Die Keimzeit betrage etwa eine Woche. "Nach vier bis sechs Wochen kann geerntet werden. Bei warmem Frühlingswetter kann direkt ins Freiland gesät werden. Für Aussaaten ab Mai werden Sommersorten verwendet. Zur ganzjährigen Produktion erfolgen im Erwerbsgartenbau auch Herbst- und Winteraussaaten im Gewächshaus", so Näther.

Kaum Entwicklung bei Besucherzahlen

Er hofft auf viele Besucher und natürlich auch darauf, dass der eine oder andere auch dem Tierpark einen Besuch abstatten. Die Entwicklung der Besucherzahlen sei weiterhin schwierig. Auch das Verteilen von Flyern und Plakatierungen haben kaum zu höheren Besucherzahlen beigetragen. "Es hält sich wegen der Wirtschaftskrise der Trend bei den Gästen, ihre Aktivitäten am Wochenende und nur bei schönem Wetter zu machen. An den Wochentagen kommen kaum Gäste", sagt der Betreiber.

Trotz aller Bemühungen kämen weiterhin kaum Schulklassen und Gruppen aus Kindereinrichtungen, um die außerschulischen Angebote des Tierparks zu nutzen, klagt er. "Als Begründung wird meist von Personalmangel gesprochen, aber diesen gab es ja früher auch schon, und die Eltern sind sicher bereit, einen solchen Ausflug zu unterstützen", hofft er. Letztlich könne sich der Tierpark derzeit weiterhin vor allem durch Spenden, Sponsoren und Patenschaften gerade so über Wasser halten.

Kulinarisches zum Osterfest

Doch nicht nur in der Hebelei, sondern auch in Tharandt findet am Wochenende ein Markt statt, und zwar bereits am Sonnabend. Auf dem Naturmarkt gibt es unter anderem Wildspezialitäten wie Kaninchen- und Lammfleisch von den
Landwirten und Nebenerwerbslandwirten des Erzgebirges speziell um
Brand-Erbisdorf.

Österliche Angebote gibt es mit Kinderbüchern von Sabrina Ehnert und
Textiles wie Kissen, Decken oder Taschen aus einer Tharandter
Manufaktur. Aber auch bewährte Angebote wie
Käsespezialitäten, Saatgut, Fruchtaufstriche, Salben und Kräutertee, Fleisch und Bio-Wurstwaren, Olivenprodukte, Honig, Aroniaprodukte oder
Gebirgskräuterspezialitäten sind dort zu haben.

Der Radieschenmarkt findet am Sonntag, dem 2. April, von 10 bis 16 Uhr statt. Bereits am Sonnabend, dem 1. April, gibt es den Naturmarkt Tharandter Wald von 9 bis 13 Uhr in Tharandt auf dem Parkplatz Pienner Straße 1 unterhalb der Bergkirche direkt am Weißeritzufer.

Die Verlängerung von Patenschaften oder Geldspenden können unter
Elbepark Hebelei, IBAN: DE04 8505 5000 3100 0050 65, BIC: SOLADES1MEI
Sparkasse Meißen, Verwendungszweck: Hilfe für den Tierpark eingezahlt werden. Auch über das PayPal-Konto, welches auf der Homepage unter Spenden zu finden ist, sei eine gute Möglichkeit, dem Elbetierpark Hebelei weiterhin zu helfen.