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So läuft das Training mit einem DDR-Toptorwart

Das Handball-Torhütercamp in Coswig hat Tradition. Diesmal schwitzen 17 Talente bei Wolfgang Pötzsch. Warum Legende Wieland Schmidt diesmal fehlt.

Von Christian Kluge
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Hier haben die Trainer Wolfgang Pötzsch (rechts) und Bernd Tobeck (links) die nächste Übung vorbereitet: verdeckte Würfe auf das Tor.
Hier haben die Trainer Wolfgang Pötzsch (rechts) und Bernd Tobeck (links) die nächste Übung vorbereitet: verdeckte Würfe auf das Tor. © Christian Kluge

Coswig. Ein bisschen Stress hatte Steffen Kleber, der Organisator des 11. Fielmann-Handballtorhüteramps des TuS Coswig 1920, ein paar Tage vor dem Start am letzten Montag schon. Ausgerechnet sein Trainer-Aushängeschild Wieland Schmidt – Spitzname Phantom – wurde plötzlich krank und musste absagen. „Innerhalb von 24 Stunden konnte ich dann Wolfgang Pötzsch als Ersatzmann gewinnen“, erzählt Kleber am Dienstag, dem zweiten Trainingstag in der Sporthalle des Gymnasiums Coswig.

Der ist zwar ein paar Jahre älter als Schmidt, hat aber auch eine beeindruckende Torwart-Laufbahn hingelegt. In der DDR-Oberliga spielte Pötzsch für den ASK Vorwärts Frankfurt, mit dem er Meister wurde und 1975 den Sieg im Europapokal der Landesmeister errang.

Die Liste seiner Erfolge als Trainer mehrerer Vereine indes ist zu lang, um sie hier aufzuführen. „Ich habe schon bei vielen Trainingscamps mitgemacht und finde es gut, dass sowas wie hier in Coswig stattfindet“, sagt Pötzsch. „Aber der Grundstein, um ein guter Handballer zu werden, der wird eigentlich schon in der Schule gelegt.“

Und natürlich ein bisschen auch beim zweitägigen Ferien-Handballtorhütercamp in Coswig. „Ich habe das sozusagen erfunden“, lächelt Steffen Kleber beim Blick auf das Spielfeld, wo sich diesmal 17 Talente mühen, den Ansprüchen ihrer Trainer gerecht zu werden. „Wir hatten auch schon mal 44 Kinder hier. Aber dann brauchen wir auch mehr Trainer“, sagt der 60-Jährige, der an beiden Tagen dem Duo Wolfgang Pötzsch/Bernd Tobeck zur Seite steht.

Teilnehmer treffen ehemalige Stars

Für die Einhaltung der Hygiene-Regeln und die Schnelltests in Sachen Corona war an beiden Tagen Diana Samberg, die Coswiger Handball-Abteilungsleiterin, zuständig.

Kleber: „Unser Ziel ist es auch, die Teilnehmer mit ehemaligen Stars zusammenzubringen. Die haben eben eine entsprechende Ausstrahlung.“ Und die ist offenbar so groß, das auch Aktive von den Füchsen und von Eintracht Berlin die 190 Kilometer lange Reise zum Camp nach Coswig auf sich nahmen. Während die Eltern laut Kleber beim „Sightseeing“ in der näheren und weiteren Umgebung unterwegs waren, schwitzten ihre zehn bis 16 Jahre jungen Kinder von neun bis 16 Uhr in der Sporthalle. Unterbrochen nur von der einstündigen Mittagspause im Gasthaus Altes Museum.

Josephine Flowers, mit ihren 15 Jahren eine der ältesten Teilnehmerinnen in Coswig, ist auch aus Berlin gekommen. „Ich bin schon zum zweiten Mal hier dabei. Das Camp gefällt mir sehr gut und man kann viel dabei lernen“, meint das hochgewachsene Mädchen. Flowers spielt in der A- und B-Jugend der Füchse Berlin – und ist die Nummer eins im Tor. „Ich bin seit fünf Jahren Handball-Torhüterin. Mir gefällt dabei, dass man Einzelkämpferin ist und trotzdem viel Verantwortung für das Team hat.“

Bernd Tobeck, der den Nachwuchs an beiden Tagen mit Pötzsch und Kleber betreute, stammt übrigens selbst aus Coswig. „Ich habe bei ihm das Handballspielen gelernt“, schmunzelt Kleber. Der 60-Jährige stand anfangs auch im Tor, aber „später habe ich draußen gespielt, weil ich zu klein war“. Tobeck ist inzwischen Nachwuchstrainer beim MTV Altlandsberg, von dem auch ein junges Mädchen in Coswig dabei war.

Steffen Kleber ist derweil stolz, dass vor einigen Jahren beispielsweise Charley Zenner bei seinem Torhütercamp dabei war. „Sie spielt heute in der Frauen-Bundesliga für den BSV Sachsen Zwickau“, berichtet der Coswiger. Die 21-jährige Zenner wurde 2017 mit dem deutschen Nachwuchsteam immerhin Europameisterin.

Wolfgang Pötzsch brachte die Jungs und Mädels in Coswig ganz schön auf Trab, wenn sie etwas bummelten. „Los, macht mal Tempo und zeigt ordentliche Zuspiele“, rief er durch die Halle, wenn die kleinen und größeren Torhüter sich nicht so anstrengten, wie er sich das vorstellte. „Und wer Letzter wird, der muss was machen.“ Beispielsweise ein paar Liegestütze.

Auch im nächsten Jahr soll es das Torhütercamp wieder geben, die zwei Tage kosteten diesmal 85 Euro, darin enthalten auch zweimal Mittagessen. Dazu kommt für 31 Euro pro Nacht die Übernachtung in der Pension Alt Coswigerhof, wo auch Frühstück und Abendessen möglich sind. „Das sind Vorzugspreise, wofür wir uns sehr bedanken“, betont Steffen Kleber.