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Zwei Frauen aus Meißen helfen in Ghana

Zwei Meißnerinnen wollten wissen, was mit ihren Spendengeldern passiert, und besuchten ihre Patenkinder in Ghana. Am Ende gabs Gewissheit.

Von Andre Schramm
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Zahnärztin Franziska Bosch bei der Prophylaxe in Ghana.
Zahnärztin Franziska Bosch bei der Prophylaxe in Ghana. © privat

Meißen. Kann man mit 250 Euro ein ganzes Schuljahr für Kinder in Afrika finanzieren? "Ehrlich gesagt hatte ich immer Bedenken bei Spenden dieser Art", sagt die Meißnerin Juliane Eisenmenger. "Man wusste nie genau, ob Spenden in voller Gänze ankommen", schiebt sie hinterher.

Vor einiger Zeit brachte ihr Sohn Bilder aus der Schule mit nach Hause. Sie zeigten Schülerinnen und Schüler der Sunbeam-Schule in Ghana. "Die Oberschule Weinböhla unterstützt die Einrichtung schon länger. Ich habe das ehrlich gesagt gar nicht so mitbekommen", gibt Eisenmenger zu.

Sie ruft die Gründerin der Schule an, die ehemalige Berliner Lehrerin Karola Slany, und ist begeistert. So sehr, dass sie Ende Januar in den Flieger Richtung Accra steigt, und mit ihr die Meißner Zahnärztin Dr. Franziska Bosch. Vorausgegangen war ein regelrechter Impfmarathon. Zu diesem Zeitpunkt haben beide Frauen längst Kinderpatenschaften übernommen.

"Plastik ist Statussymbol"

Als die Beiden ankamen, waren sie zunächst schockiert. "Wir waren fassungslos angesichts des Mülls und verstanden nicht, wie Menschen so leben können", erzählt Franziska Bosch. In der Luft lag der Geruch von Autoabgasen, Müllverbrennungsdünsten und fehlender Kanalisation.

Die beiden Frauen merkten schnell, dass man europäische Maßstäbe hinter sich lassen musste, und den eigenen Akkordschritt. "Der Alltag läuft wesentlich gemächlicher ab als bei uns", sagt Franziska Bosch. Die meisten Menschen, so erzählt sie, verbringen den Tag damit, irgendwie ihre Grundbedürfnisse zu sichern. "Es gibt eigentlich alles zu kaufen, nur fehlt vielen das Geld dafür", sagt Juliane Eisenmenger. Es wird viel getauscht.

"Man sucht in all diesem für uns so offensichtlichem Elend nach Hoffnung, und erfährt eine außergewöhnliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft, eine Akzeptanz des Andersseins, die in Deutschland seinesgleichen sucht", fügt ihre Freundin hinzu.

Die beiden Meißnerinnen Franziska Bosch (links) und Juliane Eisenmenger besuchten die Sunbeam-Schule.
Die beiden Meißnerinnen Franziska Bosch (links) und Juliane Eisenmenger besuchten die Sunbeam-Schule. © privat

Plastik ist tatsächlich ein großes Problem in dem westafrikanischen Land. "Vor 20 Jahren wurde von Palmblättern und aus Kalebassen, eine Art Kürbis, gegessen. Die sind anschließend in der Natur verrottet. Jetzt isst man aus Einwegplastik. Plastik ist der Fortschritt. Plastik ist Statussymbol. Plastik ist überall", erzählt Franziska Bosch weiter. Ein funktionierendes Entsorgungssystem gibt es nicht. Der Regen spült das Zeug in Kanäle, und die führen irgendwann ins Meer.

Gute Zähne, bis auf wenige Ausnahmen

Die Sunbeam-Schule ist etwa 40 Kilometer von Accra entfernt. Die Meißnerinnen wurden als Sponsoren mit einem extra für uns einstudierten Programm mit verschiedenen traditionellen Tänzen und von Hunderten lachenden Kindergesichtern begrüßt. "In der Schule lernen 400 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse", erklärt Eisenmenger. Im Gegensatz zu staatlichen Schulen hätten sie hier gute Lernbedingungen und motivierte Lehrer.

180 Jungs und Mädchen wird der Schulbesuch über Patenschaften wie ihre ermöglicht. "Die Gelder der Sponsoren fließen 1:1 in den Schulbesuch, die Schuluniform und das Mittagessen", versichert Juliane Eisenmenger.

Als Zahnärztin war Franziska Bosch ebenfalls gefragt. Sie führte bei den Kids eine zahnärztliche Prophylaxe durch. Juliane Eisenmenger fungierte als Zahnarzthelferin. Das Ergebnis hat beide dann doch etwas überrascht. Die Schülerinnen und Schüler haben – bis auf wenige Ausnahmen – gute Zähne. Natürlich haben sie auch ihre Patenkinder persönlich getroffen. "Ich glaub’, für uns war der emotionale Moment viel größer als für sie", erinnert sich Juliane Eisenmenger.

"Wir müssen auf zwei, drei Gaststättenbesuche im Jahr verzichten, und können in Ghana einem Kind eine Schulbildung für ein ganzes Jahr ermöglichen", resümiert Franziska Bosch. Trotz der Lebensbedingungen, so sagen die Frauen unisono, sei niemand unzufrieden mit seinem Leben. "In scheinbarer Hoffnungslosigkeit war immer ein lachendes Gesicht und ein buntes Kleid zu sehen", schrieb die Meißner Zahnärztin im letzten Satz ihres Reiseberichtes.

Infos: https://sunbeam-ghana.org/