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Kommentar: Warum der politische Diskurs im Unterricht heute wichtiger ist denn je

Ein Kommentar über die Rolle von Politik in der Schule.

Von Ines Mallek-Klein
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Am Radebeuler Lößnitz-Gymnasium liefert eine Unterrichtstunde nun Diskussionsstoff.
Am Radebeuler Lößnitz-Gymnasium liefert eine Unterrichtstunde nun Diskussionsstoff. © Norbert Millauer

Eine Unterrichtsstunde in Gesellschaftskunde an einem Radebeuler Gymnasium löst Diskussionen aus. In einem Lehrervortrag war die Rede von Lagern für AfDler. Das wirft die Frage auf, wie politisch, wie provokativ darf Schule sein? Die Debatte darüber reicht Generationen zurück und mit dem Beutelsbacher Konsens aus den 1970er-Jahren hatte man zumindest im westdeutschen Bildungswesen einen Leitfaden geschaffen, der vorgibt, was geht und was eben nicht. Dass nach seinem baden-württembergischen Entstehungsort benannte Papier verbietet ganz klar die politische Indoktrination und lädt dazu ein, den Meinungspluralismus in Gesellschaft und Wissenschaft in die Klassenzimmer zu holen.

Dass der Vorfall in Radebeul öffentlich geworden ist, hat sein Gutes. Er befeuert die Diskussion über die Rolle von Bildung in einer politisch aufgeheizten und noch dazu schnelllebigen Zeit, die Eltern, Schüler und auch Lehrer gleichermaßen fordert. Die Debatte ist aber auch kein Einzelfall. Denn landesweit gibt es gleich mehrere Anfragen von AfD-Politikern zum Schulstoff und Aufgabenstellungen, in denen sich die Partei diskreditiert sieht. Ist das Zufall oder Methode?

Dass Lehrer eine politische Meinung haben und diese auch vertreten dürfen, ist unstrittig. Dass es pädagogische Methoden gibt, die auf Provokationen und Überzeichnungen setzen, auch. Die Schule, das Klassenzimmer sind geschützte Räume, wenngleich es in Zeiten der sozialen Medien immer schwerer fällt, sie zu verteidigen. Aber gerade in diesem geschützten Raum muss es möglich sein, unterschiedliche Standpunkte zu äußern, zu begründen und zu diskutieren. Wo, wenn nicht hier, haben junge Menschen die Möglichkeit, Meinungsvielfalt zu erfahren und Diskussionskultur zu lernen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Pädagoge den Diskurs auch zulässt.