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Mit Pflanzen für ein besseres Klima sorgen

Häufig ist die Rede vom klimaneutralen oder -gerechten Bauen. Landschaftsgärtner haben eine einfache Formel dafür: mehr Grün in Städten und Gemeinden.

Von Uta Büttner
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Mit ihrer kleinen Teichanlage haben Phil-Elias Kornmacher aus Siebenlehn (links) und sein Ebersbacher Teamkollege Erik Stanke den deutschen Meistertitel im Landschaftsgarten-Wettbewerb nach Sachsen geholt.
Mit ihrer kleinen Teichanlage haben Phil-Elias Kornmacher aus Siebenlehn (links) und sein Ebersbacher Teamkollege Erik Stanke den deutschen Meistertitel im Landschaftsgarten-Wettbewerb nach Sachsen geholt. © Susan Naumann

Klipphausen. Endlich. Das Haus steht. Doch drumherum sieht es noch aus wie auf einer Baustelle. Ein schöner Garten soll einmal entstehen. Die Vorstellungen dazu sind verschieden: Sie reichen von viel Grün mit Wildblumen über Obst und Gemüseanbau bis hin zur pflegeleichten Außenanlagengestaltung. Vielleicht auch ein bisschen von allem. Wie die Terrasse anlegen? Wie könnte ein Sichtschutz aussehen: Zaun, Hecke, Mauer? Oder soll vielleicht auch ein Teich dabei sein? Wer Hilfe bei der Planung benötigt, ist bei einem Landschaftsgärtner genau richtig. Seine Ausbildung ist vielseitig, sein Portfolio breit. Er kennt sich aus mit Pflanzen und dem Bauen. Deshalb schwärmt Axel Keul auch so sehr von diesem Beruf. „Es wird nie langweilig. Die Tätigkeiten sind sehr vielseitig.“ Seit August dieses Jahres ist der 34-jährige Nossener Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts-, und Sportplatzbau Sachsen mit Sitz in Klipphausen.

Der Verein stellt seine derzeit 170 Mitgliedsunternehmen und 70 Fördermitglieder in den Vordergrund und ist Ansprechpartner der Betriebe sowie auch Vermittler für Kommunen, öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen, betont Keul. Auch in die Politik mischt sich der Verband ein. So haben sie zehn Forderungen zur Bundestagswahl formuliert. „Grün steht dabei bei uns im Mittelpunkt“, erklärt Keul. Kommunen bräuchten gezielte und unbürokratische Förderprogramme, um öffentliches Grün ausbauen und erhalten zu können. Grün- und Freiflächen müssten bei der Städtebauförderung konsequent unterstützt werden. „Denkbar wäre bei öffentlichen Neubauten eine geförderte Fassadenbegrünung.“ Als weiteres Beispiel nennt Keul eine Dachbegrünung, „die gleichzeitig als Kühlung für das Gebäude dient“.

Axel Keul ist der neue Geschäftsführer des in Klipphausen ansässigen Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen.
Axel Keul ist der neue Geschäftsführer des in Klipphausen ansässigen Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen. © Claudia Hübschmann

Grünflächen sorgen für eine Abkühlung in aufgeheizten Städten. „Deshalb wollen wir mehr Förderungen für eine Stadtbegrünung.“ Zudem bemängelt der Verband, dass kommunale Ausschreibungen häufig nicht in Teilausschreibungen erfolgen, sodass am Ende ein Tiefbauunternehmen gleichzeitig auch die Außenanlagen baut, obwohl es dafür nicht ausreichend qualifiziert sei.

Das Ziel, weg von großflächig versiegelten Plätzen hin zu grünen Flächen. „Wir haben das Glück, dass wir mit Pflanzen gestalten können“, sagt Keul. Es müsse in das Bewusstsein der Menschen dringen, dass beispielsweise Schottergärten weder pflegeleicht noch preiswert sind. „Sie sind einfach nur schrecklich“, ergänzt Susan Naumann, Referentin für Nachwuchswerbung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit beim Verband. Sie seien ökologisch wertlos und heizen die Luft zusätzlich auf.

Um das Ziel „mehr Grün“ zu erreichen, ist der Verband auch in vielen Gremien und Ausschüssen vertreten. Kürzlich knüpfte Axel Keul als neuer Geschäftsführer die Kontakte zum Sächsischen Städte- und Gemeindetag. Sein Vorgänger, Horst Bergmann, sei eine Koryphäe auf seinem Gebiet gewesen und nun in den Ruhestand gewechselt. „Die Erwartungshaltung an mich ist natürlich da. Aber ich bin auch eine andere Person. Was mir auch am Herzen liegt, ist die Ausbildung und Weiterbildung. Ich will sie in den Mittelpunkt stellen.“ Und zwar, so betont Keul, „lebenslanges Lernen“. Damit schließt der studierte Gartenbauingenieur (M.Sc.) sich mit ein. Er habe auch während und nach seinem Studium in Pillnitz sehr viel von erfahrenen Älteren gelernt. „Ich möchte junge Leute für den Beruf und die Arbeit begeistern.“ Und aufklären. Zum Beispiel, wie viel es bedeutet, einen Baum zu ziehen, bis er ausgepflanzt wird. „Nur wer das weiß, kann es auch schätzen und versteht die Wichtigkeit der Werterhaltung und Pflege, beispielsweise in Form des Wässerns.“

Sachsen fahren zu Berufs-Weltmeisterschaften nach China

Besonders stolz ist der Verband, dass erstmals zwei Sachsen den deutschen Meistertitel im Landschaftsgärtner-Wettbewerb holten, darunter der Siebenlehner Phil-Elias Kornmacher. Gemeinsam mit seinem Ebersbacher Teamkollegen Erik Stanke wird er im Herbst nächsten Jahres somit an den Berufsweltmeisterschaften, den WorldSkills, im chinesischen Shanghai teilnehmen.

Eine gute Ausbildung war schon immer im Fokus des Verbandes. So gibt es seit 2014 das sogenannte Kooperative Bachelor-Studium Gartenbau mit dem Schwerpunkt Garten- und Landschaftsbau an der HTW Dresden in Pillnitz.

Es ist eine Kombination aus betrieblicher Fachausbildung und parallelem Studium. Nach fünf Jahren Ausbildung haben die jungen Leute einen Berufs- und Fachhochschulabschluss. „Eine gute Ausbildung ist für uns der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Keul. „Aktuell gibt es, anders als noch bis vor Kurzem, mehr gute Bewerber in unserem Bereich.“ In Sachsen seien die Ausbildungszahlen im Garten- und Landschaftsbau im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen.

Ein Angebot des Verbandes sind zudem Seminare mit Fachreferenten zu verschiedensten Themen, wie „Lebendige Gärten – Einführung in die naturnahe Gartengestaltung oder Regenwassermanagement“. Dort können sich Mitarbeiter von Kommunen und öffentlichen Einrichtungen, aber auch Architekten oder Unternehmer sowie Privatpersonen informieren, welche Pflanzen oder Bauweisen sich eignen und wie sie gepflegt oder angelegt werden müssen. Diese Seminare möchte der neue Geschäftsführer noch erweitern, beispielsweise zum Thema „Förderprogramme nutzen“, um gezielt Verwaltungsmitarbeiter darüber zu informieren.