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Corona setzt Reiseveranstaltern mächtig zu

Bis zu 75 Prozent Umsatzeinbruch erwartet die Branche im Kreis-Süden. Deshalb schließt nun zum Beispiel Michel-Reisen aus Eibau die Niederlassung in Zittau.

Von Jan Lange
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Beim Reiseunternehmen Michel-Reisen aus Neueibau ist der Umsatz in diesem Jahr um über 60 Prozent zurückgegangen.
Beim Reiseunternehmen Michel-Reisen aus Neueibau ist der Umsatz in diesem Jahr um über 60 Prozent zurückgegangen. © Archivfoto: Jan Lange

Die Reisebranche leidet. Die Corona-Krise und die damit verbundenen Reisebeschränkungen setzen ihr mächtig zu. Die kritische Lage bleibt nicht ohne Folgen. Michel-Reisen, eines der größten Reisebusunternehmen der Region, löst seine Zittauer Niederlassung auf. Alle Reiseankündigungen der Neueibauer Firma wurden aus dem Schaufenster entfernt, die Filiale ausgeräumt. Das Plakat einer Immobilienfirma, die für die Räume auf der Neustadt einen Nachmieter sucht, hängt nun im Schaufenster.

Frank Michel, Chef von Michel-Reisen, bestätigt, dass die Zweigniederlassung bis zum Ende des Jahres aufgelöst wird. "Durch die Corona-Pandemie sind die Buchungen in diesem Jahr erheblich zurückgegangen", erklärt er. Die Schließung des Zittauer Büros von Michel-Reisen ist eine Folge des starken Rückgangs der Nachfrage. Auch gegenwärtig sind die Buchungsanfragen sehr gering, berichtet der Neueibauer Unternehmer.

Buchungen gehen gegen Null

Michel-Reisen ist kein Einzelfall in der Branche. Ursula Popp vom Reisebüro "Jederzeit" auf der Zittauer Neustadt bestätigt, dass die Kunden sehr zurückhaltend seien und die Buchungen gegen Null gehen. Auch im SZ-Treffpunkt werden derzeit nur ganze wenige Reisen verkauft. Neben vereinzelten Anfragen für Flusskreuzfahrten oder Busreisen gibt es auch viele Umbuchungen. SZ-Mitarbeiterin Andrea Kühnel ist froh, dass viele Kunden die geplante Reise lieber verschieben wollen, als ihr Geld zurückzufordern.

Nicht anders ist die Situation im DER-Reisebüro im Rewe-Center Zittau. Es gebe nur wenige Buchungen, berichtet Heike Müller. Die betreffen in der Regel die nächste Sommersaison. Holger Michel vom DER-Reisebüro am Zittauer Markt bestätigt das. Es gebe schon Vorausbuchungen für Kreuzfahrten für 2021 und 2022.

Das reiche laut Holger Michel aber nicht, um an die nötigen Umsätze aus normalen Zeiten heranzukommen. Bei Michel-Reisen rechnet man mit einem Umsatzrückgang von 65 bis 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Sommer mit den Corona-Lockerungen konnte das Ergebnis nicht mehr retten. In den hiesigen Reisebüros gilt deshalb seit Monaten Kurzarbeit. Verbunden sind damit auch verkürzte Öffnungszeiten.

Besuch des Striezelmarktes weiterhin geplant

Winter- oder kurzfristige Reisen werden so gut wie gar nicht nachgefragt, berichtet Heike Müller. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Angebote in dieser Richtung gibt. Reimann-Reisen aus Löbau will im Dezember den Striezelmarkt in Dresden und Seiffen besuchen. Anmeldungen erfolgen aber unter Vorbehalt, da noch nicht sicher ist, ob zu dem geplanten Termin wieder gefahren werden darf und die Busse gut ausgelastet sind. Erst am Montag erhielt Hartmut Reimann wieder eine Absage - diesmal für den Breslauer Weihnachtsmarkt, der am 5. Dezember angesteuert werden sollte.

Die Zurückhaltung der Kunden kann Heike Müller angesichts der momentanen Reisebeschränkungen verstehen. Das wird sich aus Sicht der Reiseunternehmer nicht so schnell ändern. "Leider kann niemand vorhersagen, wie die Entwicklung im ersten Halbjahr 2021 ist", meint Frank Michel. Aktuell werden am Reiseprogramm noch Anpassungen vorgenommen, sagt der Chef von Michel-Reisen.

Auch das ist eine Folge von Corona. Im November waren die Planungen in der Regel abgeschlossen und die Kataloge ausgeliefert. Nicht so 2020. Der Katalog von Eberhardt Travel habe meist schon im September als erster auf dem Tisch gelegen, sagt Heike Müller vom DER-Reisebüro. Ein Programm liege zwar inzwischen vor, aber in abgespeckter Form. Wann die anderen Unternehmen ihre neuen Kataloge versenden, weiß Heike Müller nicht. Sie kann nur jeden Tag aufs Neue warten.

Sommerkatalog erscheint erst im Januar

Auf den Katalog von Michel-Reisen muss sie noch einige Wochen warten. Der Druck und Versand des Sommerkatalogs 2021 wird laut Frank Michel auf Januar verschoben. Bei einigen Reisezielen, die die Neueibauer oft angesteuert haben, werde die Anzahl der Termine reduziert. Einige Ziele entfallen ganz - so zum Beispiel die Marokko-Rundreise im Frühjahr. Frank Michel versichert aber, dass es wieder ein abwechslungsreiches Urlaubsprogramm für 2021 geben werde. Kunden, die nicht bis zum Januar auf den Katalog warten wollen, können sich ab Dezember auf der Homepage von Michel-Reisen über die geplanten Reisen informieren.

Dieser Tage ist der neue Katalog von SZ-Reisen erschienen. Wie Geschäftsführerin Janine Zado erklärt, werden nächstes Jahr mehr Ziele in Deutschland und Europa angeboten. Bei Fernreisen wird das Angebot dagegen reduziert. Eine Verlagerung gebe es auch von Hochseekreuzfahrten hin zu Flusskreuzfahrten.

Wer bei Michel-Reisen buchen will, muss künftig aber nicht unbedingt bis nach Neueibau fahren. Neben der Möglichkeit, telefonisch zu buchen, arbeitet Michel-Reisen im stationären Vertrieb in Ost- und Mittelsachsen mit mehr als 170 örtlichen Reisebüros zusammen. In Zittau sind das Reisebüro "Jederzeit" auf der Neustadt sowie die "DER-Reisebüros" auf dem Markt und im Rewe-Center langjährige Michel-Reisen-Vertriebspartner. "In diesen Reisebüros ist auch weiterhin eine Beratung und Buchung der Michel-Reisen Urlaubsangebote möglich", weist Frank Michel hin.

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