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Leisnigs Altstadt soll für Zuzügler attraktiver werden

Leisniger Familien haben 2023 deutlich weniger Nachwuchs bekommen als in den Jahren davor. Bei den Einwohnerzahlen bleibt der große Knick aus – noch. Wie Leisnig dem Trend entgegenwirken will und muss.

Von Heike Heisig
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ie Leisniger Altstadt ist von oben hübsch anzuschauen. Sie bietet auch noch eine Menge Potenzial. Für Familien aus der Großstadt könnte der Kauf eines Hauses in Leisnig durchaus eine Alternative sein – und für Leisnig die Rettung.
ie Leisniger Altstadt ist von oben hübsch anzuschauen. Sie bietet auch noch eine Menge Potenzial. Für Familien aus der Großstadt könnte der Kauf eines Hauses in Leisnig durchaus eine Alternative sein – und für Leisnig die Rettung. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig. Gleich am Neujahrstag ist im Klinikum in Mittweida das Kind einer Familie aus Leisnig zur Welt gekommen. Damit ist der Anfang für 2024 gemacht.

Das Jahr 2023 sah bezüglich der Geburten nicht so gut aus. Nur 42 Mädchen und Jungen sind geboren worden. In den drei Jahren davor waren es jeweils mehr als 60.

„Das ist schade“, sagt Leisnigs Bürgermeister Carsten Graf (parteilos). „Aber nicht zu ändern.“ Das sei der demografische Wandel und lange bekannt. „Die entscheidende Frage wird sein: Wie gehen wir damit um?“, so der Rathauschef.

Einwohnerzahl sackt ab

Das bezieht er genauso auf die Einwohnerzahlen. Die sind jetzt in den vergangenen Jahren nicht dramatisch abgesackt. Zwar hat Leisnig wie viele Kommunen in der Region Einwohner verloren – von 2012 bis 2022 etwas mehr als 400.

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Datawrapper Grafik © SZ Grafik

Aber: Seit einem „Tiefpunkt“ im Jahr 2020 gibt es wieder überschaubare Zuwächse. Damit könnte auch das Jahr 2023 abschließen. Eine Einwohnerzahl vom Dezember liegt allerdings noch nicht vor.

Laut Halbjahresbilanz gab es beispielsweise im Juni 74 Zuzüge. Im April zogen 62 Menschen aus Leisnig weg.

Von solchen Zahlenspielereien hält Carsten Graf insgesamt wenig. „Wir als Kommune müssen Aufgaben erfüllen, egal, ob wir jetzt ein paar Einwohner mehr oder weniger sind“, sagt der Bürgermeister.

Als Beispiele dafür nennt er die Unterhaltung von Kitas und Schulen oder die Bewirtschaftung von Straßen und Grünflächen in einer großen Flächengemeinde, wie sie Leisnig ist.

Damit das noch in einem Verhältnis steht, das vertretbar und vom Aufwand her zu bewältigen ist, sollten sich Stadträte und engagierte Bürger nach Meinung von Carsten Graf überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die Stadt für junge Leute attraktiv zu machen.

„Die Rahmenbedingungen stimmen schon mal“, findet der Bürgermeister und meint damit die Infrastruktur, die Ruhe in einem grünen Umfeld, die Schullandschaft und die Angebote an Kinderbetreuung sowie die vielen Vereine, bei denen Kinder wie Erwachsene mitmachen, aber auch mitgestalten können.

Wohnen im Neu- und Altbau

Mehr als bisher müsse nach Auffassung des Bürgermeisters auf attraktives Wohnen Wert gelegt werden. „Das geht auf zwei Wegen“, so Graf. „Zum einen könnten wir größere Baugebiete ausweisen. Das haben wir getan.“

Mit dem neuen Standort „Eichbergblick“ und den weiteren Möglichkeiten „Am Wasserturm“ sei Leisnig nach Einschätzung des Bürgermeisters relativ gut bedient. Weitere Baugebiete zu entwickeln, dazu gebe es im Moment keine Veranlassung.

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Die Nachfrage nach Grundstücken fürs Bebauen mit Eigenheimen sei überschaubar. Das sei wahrscheinlich der Baupreis- und Zinsentwicklung geschuldet.

„Zum anderen haben wir eine wunderschöne Altstadt“, findet der Bürgermeister. „Diese müssen wir Familien aus den Großstädten schmackhaft machen.“

Er denkt da an Zuschüsse für notwendige Sanierungen in der Altstadt: „Keine Frage, das Wohnen muss dort genauso modern möglich sein wie bei einem Neubau auf der grünen Wiese“, sagt Graf.

Sei das nicht vereinbar, dann kann er sich kaum vorstellen, dass Familien nach Leisnig ins Zentrum ziehen.

Verein will Problematik anpacken

Bei entsprechender Nachfrage würde wahrscheinlich auch der eine oder andere Eigentümer Geld in die Hand nehmen und eines der länger leerstehenden Mietshäuser in der Altstadt auf Vordermann bringen.

Das ist nach Meinung des langjährigen Leisniger Bauamtsleiters Thomas Schröder nicht passiert, weil das Wohnen in der Altstadt zumindest an einigen Ecken Leisnigs wenig attraktiv schien.

Inzwischen gibt es auch einen Verein – Lebendiges Leisnig –, der sich der Problematik annehmen will. Zudem soll die Belebung der Altstadt ein Kernthema des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes werden.

Dessen Überarbeitung steht 2024 auf dem Arbeitsplan der Stadträte und aller Leisniger, die sich einbringen wollen.