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Pachten statt Kaufen: Neue Einfamilienhäuser entstehen in Ottendorf

Das Baugewerbe stagniert, Häuslebauer springen ab - doch in Ottendorf-Okrilla bietet die Kirchgemeinde jetzt eine andere Lösung zum eigenen Heim an.

Von Siri Rokosch
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Diese Fläche in der Nähe des Teichwiesenbades in Ottendorf-Okrilla kann bald bebaut werden.
Diese Fläche in der Nähe des Teichwiesenbades in Ottendorf-Okrilla kann bald bebaut werden. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Badegäste kennen die Wiese an der Lomnitzer Straße in Ottendorf-Okrilla bereits: Sie diente in diesem Jahr als Ausweichparkplatz für alle, die das Teichwiesenbad besuchten. Zur nächsten Badesaison steht sie nicht mehr zur Verfügung, auf dem Gelände können Familien Eigenheime bauen - ohne das Grundstück für viel Geld kaufen zu müssen. Eine gute Idee angesichts hoher Grundstückskosten?

Kirchgemeinde stellt Bauland zum Pachten zur Verfügung

Das Grundstück auf dem sich bis vor etwa zwölf Jahren noch eine Köhlerei befand, gehört der Kirchgemeinde Ottendorf-Okrilla, die Mitglied im Kirchspiel Dresdner Heidebogen ist. Thomas Menzel von der Kirchgemeinde unterstützt das Projekt an der Lomnitzer Straße. Gegenüber Sächsische.de sagt er: "Dieses Grundstück soll weiter genutzt werden. Die Medien liegen bereits alle an, es müssen nur noch die einzelnen Hausanschlüsse gelegt werden."

Verpachten sei seitens der Kirchgemeinde eine Option, die allen Beteiligten nütze: "Die Kirche hat regelmäßige Einnahmen durch Erbbaupachtverträge statt einmalig schnelles Geld und ist als öffentliche Institution ein verlässlicher Partner. Und Pächter haben den Vorteil, dass sie nicht die Grundstückskosten, die ja immerhin im Schnitt bei derzeit 200.000 Euro liegen, bezahlen müssen, sondern nur die Baukosten."

Kirche: "Niemand wird sein Haus nach Pachtzeitende verlieren"

Sechs Baugrundstücke sollen per Erbbaupachtverträge an Familien vergeben werden. Die Laufzeiten könnten verhandelt werden, würden aber oft bei 60 bis 70 Jahren liegen. Thomas Menzel betont aber: "Die Kirche hat das Ziel, langfristig zu verpachten. Keiner muss Angst haben, dass er oder seine Enkel das Haus nach der Zeit verlieren. Wir wollen die Häuser nach der Zeit nicht zurücknehmen, sondern die Verträge verlängern."

Für die neue Eigenheimsiedlung gebe es ausdrücklich keinen Bebauungsplan, sondern eine sogenannte Ergänzungssatzung, was bedeutet, dass die neuen Grundstücke "dem Innenbereich zugehörig sein müssen" - also sich in die Umgebungsbebauung optisch gut einfügen sollen. Somit haben Häuslebauer hier eher die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, ohne bestimmte Vorgaben.

Aktuell werden auf dem Gelände Vermessungsarbeiten für die Flurstückbildung durchgeführt. Im nächsten Schritt soll ein Verkehrswertgutachten die tatsächlichen Grundstückspreise ermitteln. Wenn diese feststehen, könnten auch die Pachthöhen genannt werden, welche zwischen vier und viereinhalb Prozent Erbbauzins vom Bodenwert ausmachen werden, erklärt Menzel. Er rechnet damit, dass die Höhe der Erbbaupacht pro Grundstück spätestens Ende Oktober feststehen werden.

Pächter bereits ab dem Winter Willkommen

Die Häuser können dann auf Flächen mit einer Größe von 700 bis 1.000 Quadratmetern erbaut werden, Vorschriften für die Gartengestaltung gebe es nicht. Alles müsse sich einfach in die umliegende Bebauung optisch einfügen.

Bereits im kommenden Winter werde sich ein Makler der Immosuch GmbH um die potentiellen Pächter kümmern, sagt Thomas Menzel. Anfragen nehme aber auch das Kirchspiel Dresdner Heidebogen entgegen.

Angesichts steigender Bauzinsen und Grundstückspreise könnte diese Variante den Traum vom eigenen Heim doch noch erfüllbar machen. Eine ähnliches Projekt gibt es bereits in Lomnitz, das zur Gemeinde Wachau gehört. Dort ist ein Teil der Einfamilienhaussiedlung am Mühlberg Eigentum der Kirche und wurde langfristig an Menschen verpachtet, die dort ihr eigenes Haus gebaut haben.

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