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Possendorf: Investor hofft auf Mieter dank Silicon Saxony

Geplante Industrieansiedlungen in Dresden werfen die Frage auf: Wo sollen die dafür benötigten Arbeitskräfte einmal wohnen? Ein Investor hat einen Plan für Bannewitz.

Von Roland Kaiser
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Zehn Mehrfamilienhäuser samt Tiefgarage will ein Dresdner Investor in Possendorf bauen. Die Visualisierung zeigt einen Ausschnitt des geplanten Wohngebietes.
Zehn Mehrfamilienhäuser samt Tiefgarage will ein Dresdner Investor in Possendorf bauen. Die Visualisierung zeigt einen Ausschnitt des geplanten Wohngebietes. © PR

Sascha Hippe feilt seit Monaten an seinem großen Plan: Auf der Brache eines früheren Baustoffhändlers in Possendorf möchte der Dresdner Bauunternehmer 68 Wohnungen errichten. Samt Erschließung und Gestaltung des Wohnumfeldes rechnet er aktuell mit einer Investition in achtstelliger Höhe, also mindestens 10 Millionen Euro.

Gut angelegtes Geld, wie er nach wie vor findet. Denn: "Wir rechnen mit Interesse aus dem Silicon Saxony. Ebenso sehen wir durch den Gewerbezuzug nach Bannewitz, die Nähe zur Dresdner Uni und zum Dresdner Zentrum ein großes Potenzial an zukünftigen Mietern." Zumindest mit Blick auf Silicon Saxony gibt es aber eine Einschränkung: Die Chip-Industrie befindet sich im Dresdner Norden, Bannewitz im Dresdner Süden. Dazwischen liegen Altstadt und Neustadt, die zu Spitzenzeiten vereint im Stau stehen.

Wenn alles funktioniert, könnten die ersten Bewohner ab 2029 ihre neuen vier Wände beziehen. Im Jahr zuvor, so ist es vorgesehen, soll die Baumaßnahme ihren Abschluss finden. "Bannewitz hat aktuell keine Möglichkeiten, den Wohnungsbedarf aus der Gemeinde heraus zu decken", fügt Sascha Hippe hinzu. Aus diesem Grund gäbe es momentan mehr Weg- als Zuzüge.

Possendorf soll Wohnpark mit Tiefgarage bekommen

Er bezieht sich dabei unter anderem auf ein Immobilienportal im Internet. Diesem zufolge ist der Mietmarkt in der Kommune ausgeschöpft. Ende Februar seien in Bannewitz lediglich sechs Mietwohnungen verfügbar gewesen. "Das ist für eine Gemeinde mit knapp 11.000 Einwohnern mehr als ungenügend", schlussfolgert der Investor.

Rückblick: Im vergangenen Jahr hatte der Geschäftsführer der Ökowert Real Estate GmbH & Co. KG mit der Gemeindeverwaltung einen Erschließungsvertrag unter Dach und Fach bringen können. Laut Experten wird in dem Papier die Bereitstellung von Anschlüssen an öffentliche Versorgungseinrichtungen sowie die Anbindung an öffentliche Verkehrswege geregelt.

Bis Anfang der 1950er Jahre befand sich unterhalb des Windmühlenweges (l.) ein Bahnhof. Im Anschluss wurde das Areal von einem Agrochemischen Zentrum und einem Baustoffhandel genutzt.
Bis Anfang der 1950er Jahre befand sich unterhalb des Windmühlenweges (l.) ein Bahnhof. Im Anschluss wurde das Areal von einem Agrochemischen Zentrum und einem Baustoffhandel genutzt. © Daniel Schäfer

Vorgesehen ist nicht nur der Bau von Wohnungen. Unter den insgesamt zehn zu errichtenden Gebäuden soll eine Tiefgarage entstehen. Damit verschwindet laut Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) teilweise mit Schadstoffen angereichertes Erdreich von dem Gelände, das zu DDR-Zeiten vom Agrochemischen Zentrum Kesselsdorf mit genutzt wurde.

Angesichts der Pläne zeigt sich Sascha Hippe überzeugt: "Wir schaffen einen Gegenpol zur aktuellen Wohnsituation in Dresden für alle Alters- und Lebensgemeinschaften." Gleichzeitig werde ein Höchstmaß an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz geboten, was sich wiederum auf die künftigen Mieten auswirken dürfte.

Mietpreisniveau wird weiter steigen

Wie hoch diese einmal ausfallen werden, dazu hält sich der Bauherr noch bedeckt. Nur so viel: Sie würden stets die bauwirtschaftliche Situation zum Zeitpunkt der Bauausführung widerspiegeln.

Indes zeigt ein anderes Bauvorhaben in der Kommune, wohin die Reise tendenziell gehen kann. In Hänichen hat Immobilieninvestor Jürgen Brandt eine Baulücke mit einem Mehrfamilienhaus ausgefüllt - und zwar an der Stelle im Dorf, wo einst die Zigarrenfabrikanten Patzig residierten. Im Zuge der Einweihung gab er zu bedenken, dass es hierzulande in fünf bis acht Jahren Münchner oder Berliner Verhältnisse geben könnte. Er verlange schon jetzt einen Kaltmietpreis in Höhe von 12,75 Euro pro Quadratmeter.

"In Zukunft werden die Mieten weiter steigen", prognostiziert Jürgen Brandt. "Die behördlichen Auflagen, Lohnpreisentwicklungen, neue Materialen - all das und andere Dinge treiben diese in die Höhe." Dennoch habe er alle Wohnungen außer die im Dachgeschoss belegen können. Aber auch für sie habe sich inzwischen eine Lösung finden lassen. Sie wird zur Ferienwohnung umgebaut.

Davon will sich Robert Wölflein nicht irritieren lassen. Der gebürtige Bajuware beabsichtigt, auf dem Gelände des vor längerer Zeit abgerissenen Transit-Gasthofes in Possendorf zwei Gebäude für Wohn- und Gewerbezwecke errichten zu lassen. Dort sollen im Laufe des nächsten Jahres neben Familien auch ein Fitnessstudio, eine Versicherungsagentur und eine logopädische Praxis eine dauerhafte Bleibe finden. Anfang Mai rechnet der Diplominformatiker mit dem ersten Baggeraushub.

Baustart im dritten Quartal 2025 möglich

In der Lage sieht sich Sascha Hippe noch nicht. Er geht davon aus, dass die Bauarbeiten auf dem früheren BHG-Gelände in Possendorf erst zu einem späteren Termin starten können. Die Rede ist nunmehr vom dritten Quartal 2025. Bis dahin müssten sich jedoch noch einige Rahmenbedingungen ändern. Für ihn würden die Wiedereinführung einer Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes dazu gehören.

"Aufgrund von politischen Entscheidungen, hohen Bauzinsen und Baupreisen sowie den Einschränkungen zu den Förderungen für den klimafreundlichen Neubau mit dem Nachhaltigkeitszertifikat QNG rechnet sich der Neubau von großen Wohnprojekten aktuell nicht."