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Sachsen verzichten zunehmend aufs marode Immobilienerbe

Vermüllte Wohnungen, Rostlauben, Ruinen - immer mehr Sachsen verzichten auf solche Erbschaften. Die gehen dann an den Staat. Vor allem im Erzgebirge ist das so.

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Seit Jahren unbewohnte und teils verfallene Häuser werden von den Sachsen zunehmend als Erbe abgelehnt. Das Eigentum fällt dann an den Staat.
Seit Jahren unbewohnte und teils verfallene Häuser werden von den Sachsen zunehmend als Erbe abgelehnt. Das Eigentum fällt dann an den Staat. © dpa

Dresden. Der Freistaat Sachsen hat im vorigen Jahr so viele Erbschaften erhalten wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Nachlassgerichte hätten in 1.320 Fällen den Fiskus als Erben festgestellt, fast elf Prozent mehr als 2022. Das teilte Martin Oberacher vom Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement (ZFM) am Donnerstag in Dresden mit.

Mit der Verwertung der Erbschaften erlöste Sachsen 8,1 Millionen Euro. Für den Erhalt und die Sicherung geerbter Immobilien mussten jedoch 2,8 Millionen Euro ausgegeben werden. Hinzu kommen 3,5 Millionen Euro für Personal- und Sachkosten. Der Jahresüberschuss von rund 1,8 Millionen Euro fiel deutlich geringer aus als 2022. In jenem Jahr waren es noch 2,9 Millionen Euro gewesen.

Gründe für die zunehmende Zahl von Nachlässen ohne Erben oder solchen, die es nicht antreten wollten, sieht das ZFM in veränderten Lebensverhältnissen: Demografie, Singlehaushalte, kinderlose Familien, Jobmangel und damit verbundener Rückzug aus abgelegenen Regionen. Oberacher verweist auf das Erzgebirge: "Dort haben wir die meisten Fiskalerbschaften, da sagen sich junge Leute anders als noch vor ein paar Jahren, 'was soll ich dort?'".

Für den Freistaat sind solche Erbschaften nur selten lukrativ. Per Gesetz fallen vor allem Nachlässe an das Land, die gerade mal zur Begleichung von vererbten Schulden reichen. Man bemühe sich bei der Abwicklung, "die schwarze Null zu halten und bestenfalls Erlöse zu erzielen", versicherte Oberacher. In jedem vierten Fall gehe es um Immobilien. Diese Häuser, Garagen, Kleingärten, Höfe oder Gewerbeliegenschaften seien oft überschuldet, die laufenden Kosten zehrten den potenziellen Gewinn zuweilen auf.

Oberacher erwartet keine Besserung. "Die gestiegenen Baukosten und Baukreditzinsen werden sich wohl ebenso negativ auf das Geschäft mit sanierungsbedürftigen Immobilien auswirken wie die künftig zu erwartende Regelung, jede Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben." (dpa)