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Sozialer Wohnungsbau in Mittelsachsen stark rückläufig

In Mittelsachsen wurden ein Drittel weniger Wohnungen gebaut als im Jahr zuvor. Der Bezirksverband der IG BAU fordert vor allem Investitionen für den sozialen Wohnungsbau.

Von Lea Heilmann
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2022 wurden weniger Wohnungen gebaut als im Jahr zuvor. Die IG BAU befürchtet einen weiteren Rückgang.
2022 wurden weniger Wohnungen gebaut als im Jahr zuvor. Die IG BAU befürchtet einen weiteren Rückgang. © IG BAU | Tobias Seifert

Mittelsachsen. Bauvorhaben sind zwar in der Region Döbeln immer wieder zu sehen, doch insgesamt geht der Trend im Landkreis Mittelsachsen zurück.

372 Wohnungen wurden im vergangenen Jahr im Landkreis gebaut, darunter 283 Ein- und Zweifamilienhäuser, wie der Bezirksverband Nord-West-Sachsen der IG Bau mitteilt.

Das ist etwa ein Drittel weniger als noch im Jahr zuvor. Die mittelsächsischen Bauherren investierten insgesamt rund 72,8 Millionen Euro. Die IG BAU Nord-West-Sachsen beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Bezirksvorsitzender Bernd Günther warnt vor einem weiteren Abwärtstrend in der Baubranche: "Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften". Das sei ein "toxischer Mix" für den Wohnungsbau.

Immense Probleme ab Mitte des Jahres

Günther schätzt die Kostensteigerungen bei den verschiedenen Materialien wie Zement, Holz oder Dämmstoffe zwischen 30 und 80 Prozent. "Da ist auch kein Ende in Sicht", sagt er weiter.

Das zeigt auch die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Chemnitz im Frühjahr. 81 Prozent der Betriebe haben steigende Einkaufspreise angegeben, im Vergleich zum Herbst (92 Prozent) ist der Prozentsatz zwar etwas gesunken, aber immer noch sehr hoch. Mehr als die Hälfte der Betriebe meldet außerdem gestiegene Verkaufspreise.

Auch Robert Gruner, handwerkspolitischer Referent der Handwerkskammer Chemnitz, befürchtet, dass der Bautrend weiter rückläufig ist. "Die derzeitige Auftragslage sind eher noch diverse 'Altlasten' aus den Vorjahren".

Aufgrund der konjunkturellen Einschätzung sehen wir in dem Bauhauptgewerbe, vor allem im Hochbau, immense Probleme ab Mitte des Jahres", teilte er mit. Das könnte sich auch in der Region Döbeln widerspiegeln.

Dort stieg beispielsweise von 2018 bis 2021 der Bedarf an Eigenheimen. Unternehmen bemerkten jedoch im vergangenen Jahr einen kleinen Einbruch. Ausgenommen von dem möglichen Rückgang sei das Dachdeckerhandwerk. "Hier gibt es genug auf den Dächern zu installieren", ergänzte er.

Um den Trend zu stoppen, fordert die IG BAU einen "Booster für den Neubau", vor allem für soziale und bezahlbare Wohnungen. Dafür appelliert Günther an die Bundestagsabgeordneten aus der Region, die sich "in Berlin für ein massives Aufstocken der Fördergelder" stark machen sollen.

Anzahl der Sozialwohnungen in Mittelsachsen halbiert

"Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat bis 2025 mindestens 72 Millionen Euro in die Hand nehmen", sagt Bernd Günther. Etwa 50 Millionen Euro würden für den sozialen Wohnungsbau benötigt werden.

Nur dann könne es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen. Die restlichen 22 Millionen Euro seien laut Günther dringend für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen erforderlich. Davon profitiere schließlich auch der Kreis Mittelsachsen.

Für den Bezirk Nord-West-Sachsen befürchtet Günther, dass es bei der Anzahl von Sozialwohnungen einen Rückgang geben wird. Bereits in den letzten Jahren sind die Zahlen im Landkreis Mittelsachsen massiv zurückgegangen.

Wie zwei Kleine Anfragen der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Die Linke) zeigen, gab es in den letzten zehn Jahren einen deutlichen Rückgang im Landkreis. 2012 gab es in Mittelsachsen 83 Wohnungen, 2022 waren es nur noch zwölf.

Allein von 2021 auf vergangenes Jahr hat sich die Anzahl mehr als halbiert. Die Landkreise können beim Freistaat einen Bedarf an Sozialwohnungen bis 2025 anmelden. Ein Großteil der Kreise hat das laut der Anfrage nicht gemacht, darunter auch Mittelsachsen.