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Waldheimer Großvermieter auf dem Weg zur Klimaneutralität

Die Waldheimer Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WBV) setzt auf Investitionen, um das Klimaziel zu erreichen. Deshalb kann sie keine alten Häuser sanieren.

Von Sylvia Jentzsch
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Beim Bau der neuen Kita setzt die WBG auf alternative Energien.
Beim Bau der neuen Kita setzt die WBG auf alternative Energien. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim. Das große Ziel ist klar. Bis zum Jahr 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Um das umzusetzen, beschäftigen sich die Mitarbeiter der Waldheimer Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH mit diesem Vorhaben.

„Zurzeit entwickeln wir einen sogenannten Klimapfad. Dafür wird jedes Gebäude betrachtet, der Verbrauch an Energie dokumentiert und festgelegt, welche Maßnahmen zu ergreifen sind“, sagte Geschäftsführerin Ina Pugell.

Das Ganze sei künftig mit großen Investitionen verbunden. Um entsprechende Kredite zu bekommen, müsse der „Klimapfad“ den Banken vorgelegt werden. Dann könne das Unternehmen mit einer geringeren Zinsbelastung für den Kredit rechnen.

Einige Projekte wurden bereits im Sinne der Klimaneutralität umgesetzt. Dazu gehört die Kindereinrichtung an der Breuninger Straße. Sie wird mithilfe einer Luft-Wärme-Pumpe beheizt.

Verkauf von leerstehenden Häusern

Auch das sanierte Haus an der Breitscheidstraße 26 punktet mit Klimafreundlichkeit. So erfolge die Warmwasseraufbereitung mit Elektroenergie und geheizt werde mit Brennwerttherme.

Die Wände des zweiten Ober- und des Dachgeschosses wurden von innen gedämmt, so Ina Pugell. Dass diese Maßnahmen sinnvoll seien, mache sich bei den Heizkosten bemerkbar, so die Geschäftsführerin.

Eigentlich wollte die WBV in den kommenden Jahren einige ihrer leerstehenden Häuser sanieren – so sah es der langfristige Investitionsplan vor.

„Das schaffen wir nicht, ohne unsere Mieter zu vernachlässigen. Für sie müssen wir klimaneutrale Alternativen schaffen, um die Nebenkosten so gering wie möglich zu halten“, sagte Ina Pugell.

Die energetische Sanierung der vermieteten Häuser gehe vor. Deshalb habe der Aufsichtsrat der hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Stadt beschlossen, einen Teil der unsanierten Häuser der WBV zu verkaufen.

Vier Gebäude haben schon neue Besitzer. Die Käufer kommen alle aus Waldheim. Für die nächsten vier der insgesamt 70 Häuser sollen Interessenten gefunden werden.

„Wir wählen die Käufer aus. Uns ist es wichtig, dass die Häuser keine Spekulationsobjekte werden. Sie sollen saniert und für den Wohnungsmarkt genutzt werden. Deshalb sprechen wir mit jedem Interessenten über seine Ziele und Vorhaben. Einige Häuser stehen auch unter Denkmalschutz“, so Ina Pugell.

Sparsamkeit zahlt sich aus

Um Energie zu sparen, geht die WBV nicht nur den Weg der Erneuerung der Heiz- und Warmwasseranlagen.

Das Haus an der Breitscheidstraße 26 ist klimafreundlich saniert worden.
Das Haus an der Breitscheidstraße 26 ist klimafreundlich saniert worden. © SZ/DIetmar Thomas

„Wir mussten im Jahr 2022 auf die extrem gestiegenen Gaspreise reagieren. Deshalb haben wir im Herbst in allen Wohneinheiten mit Zentralheizung die Heizkurven und Heizzeiten umgestellt und damit optimiert“, so Pugell.

Das sei in Abstimmung mit den Mietern geschehen. Man habe sich sozusagen herangetastet, bis alles passte. Wenn sich die Situation ändere, jemand in Schichten arbeiten oder kleine Kinder im Haushalt wohnen, werde auf Hinweis der Mieter reagiert.

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Die Umstellung habe sich ausgezahlt. Teilweise wurden die Verbräuche bis zu 30 Prozent gesenkt. Grundsätzlich habe sich aber auch das Verhalten der Mieter geändert, so die Geschäftsführerin.

Jedes Jahr investiert die WBV zwischen 400.000 und 500.000 Euro. Hinzu kommen noch Hausmeisterleistungen in Höhe von etwa 250.000 Euro inklusive Material. „Das Geld fließt in die Instandhaltung und Reparaturen der Gebäude und Technik“, so Ina Pugell.

Weil es in der Vergangenheit öfter Wasserschäden wegen kaputter Kupferleitungen gab, werden nun vorbeugend die kompletten Steigleitungen gewechselt, bevor ein Schaden entsteht.

Leitungen vorbeugend wechseln

Das betrifft das Trink-, Ab- und auch das warme Wasser, die Heizung und die Zirkulationsleitung. Der Austausch erfolgt durch Fachfirmen, die Nebenarbeiten übernehmen die fünf Hausmeister, die eigentlich Instandhalter sind.

„Sie haben sich gut in die Sache reingefuchst. Alles läuft sehr professionell. Während der Arbeiten stellen wir den Bewohnern entweder das Bad einer leerstehenden Wohnung oder einen Toilettenwagen zur Verfügung“, sagte die Geschäftsführerin.

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Die Ursache für die kaputten Leitungen seien vor allem beim harten Wasser zu suchen.

Jedes Jahr saniert die WBV etwa fünf bis zehn leerstehende Wohnungen. „Obwohl viele Arbeiten von unseren Hausmeistern übernommen werden, gibt es eine enorme Kostensteigerung.

Hat die Sanierung einer Wohnung vor zehn Jahren etwa 7.000 Euro gekostet, sind es jetzt etwa 21.000 Euro.“

Mehr Vermietungen 2023

Im Jahr 2023 habe es viel mehr Vermietungen gegeben als durchschnittlich in den Jahren davor. 20 bis 30 Prozent der Mieter würden innerhalb der WBV umziehen. Die restlichen 70 bis 80 Prozent sind auf den Umzug in Pflegeheime, Sterbefälle oder die Veränderung der persönlichen Situation zurückzuführen.

„Seit der Eigenheimbau wegen der hohen Kosten und Zinsen heruntergefahren ist, ist die Nachfrage nach Vier- und Fünfraumwohnungen gestiegen. Doch so viele haben wir nicht vorrätig“, sagte Pugell.

Die Kaltmieten liegen bei der WBV zwischen 3,20 Euro und 6 Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietungen. „Allerdings müssen wir, wie alle Vermieter, überprüfen, ob die Mieten bei den gestiegenen Kosten noch auskömmlich sind.“