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Mit Leib und Seele für die Musik

Der Musiklehrer Wolfgang Mende hat Jahrzehnte das kulturelle Geschehen in Dippoldiswalde geprägt. Nun lebt er nicht mehr. Ein Nachruf.

Von Franz Herz
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Wolfgang Mende war eine Institution.
Wolfgang Mende war eine Institution. © Archiv: Kamprath

Der ehemalige Dippoldiswalder Musiklehrer Wolfgang Mende ist im Dezember 2018 mit 82 Jahren gestorben, wie jetzt bekannt wurde. Er ist in Dresden auf dem Heidefriedhof begraben worden, wo schon seine Frau liegt. Dies bestätigte Helmut Branny. Er ist der musikalische Leiter der Meisterinterpreten-Reihe in Dippoldiswalde, die Mende vor 41 Jahren begründet hat.

Mende hat das musikalische Leben der vergangenen Jahrzehnte in Dippoldiswalde geprägt. Frank Heyne, der ehemalige Leiter des Glückauf-Gymnasiums, wo Mende auch Lehrer war, sagt: „Er war mit Leib und Seele Musiklehrer. Er hat viel Kraft investiert, um Kinder für die Kunst der Musik aufzuschließen. Und sein großes Vermächtnis für Dippoldiswalde ist die Veranstaltungsreihe Meisterinterpreten.“ Die hat Mende 1978 ins Leben gerufen. Dabei war es erstaunlich, welch renommierte Musiker er dafür nach Dippoldiswalde verpflichtet hat. Selbst ein Star wie Gunter Emmerlich erinnert sich heute noch an den rührigen Musiklehrer, der ihn einst zu einem Auftritt nach Dipps geholt hat.

Das Vermächtnis bleibt. Es ist sogar gelungen, die Meisterinterpreten-Reihe weiterzuführen, als Mende das nicht mehr konnte. Seit 2016 betreut Helmut Branny, Kontrabassist der Staatskapelle und Professor für Kammermusik an der Musikhochschule Dresden, die Reihe.

In den 1990er-Jahren engagierte sich Mende auch als Kulturpolitiker für seine Heimatstadt. Er arbeitete mit einem CDU-Mandat im Kreistag, wo er sich vor allem dafür stark machte, dass das Kulturzentrum Parksäle modernisiert und umgebaut wurde. Seinem Engagement ist auch die Anschaffung eines Steinway-Flügels zu verdanken, um auch damit Spitzenmusiker nach Dippoldiswalde zu locken.

Auftritt in Tellkamps „Turm“

Wolfgang Mende hat im Jahr 2008 eine außergewöhnliche literarische Würdigung erfahren. Sein früherer Schüler Uwe Tellkamp hat den preisgekrönten Roman „Der Turm“ geschrieben, der in 15 Ländern erschienen ist, verfilmt und als Theaterstück inszeniert wurde. In seinem Roman lässt Tellkamp den Musiklehrer Uhl auftreten, der unschwer als Wolfgang Mende zu entschlüsseln ist. Tellkamp beschreibt ihn: „Er sah wie ein der Oper entstiegener Fliegender Holländer aus mit seinem lackschwarzen Haar, den Sichelbrauen, dem Wagnerbart. Die Schüler fürchteten ihn, seiner Unberechenbarkeit und Wutausbrüche wegen.“ Christian, die Hauptperson in Tellkamps Roman, spielte gut Cello und kam deswegen mit dem Lehrer gut hin. Tellkamp schreibt: „Musik war ihm alles, er liebte sie, so schien es Christian, mehr als manche Menschen; vielleicht auch deshalb, weil alles, was sie sagte, klar war, eine Sprache, in der es keine Mißverständnisse gab. Er verzerrte das Gesicht, wenn jemand unrein sang, und lächelte, wenn er im Unterricht seine wie Schätze gehüteten Schallplatten auflegte und Swjatoslaw Richter ein Stück aus dem ,Wohltemperierten Klavier‘ spielte. Dann kam ein anderer Uhl zum Vorschein, weicher, milder, ein verwundeter und wissender Mann.“