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Landgestüt Moritzburg blickt auf ein besonderes Jahr 2024

Im nächsten Jahr feiern die Moritzburger Hengstparaden 100. Jubiläum. Davor gibt es noch weitere Höhepunkte.

Von Lucy Krille
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Der Gestütswärter Ronny Thalmann mit Centurio, der zu den Moritzburger Hengsttagen in diesem Jahr zur Zucht ausgewählt wurde. Der schwere Warmblüter ist einer von acht Neuzugängen im Landgestüt.
Der Gestütswärter Ronny Thalmann mit Centurio, der zu den Moritzburger Hengsttagen in diesem Jahr zur Zucht ausgewählt wurde. Der schwere Warmblüter ist einer von acht Neuzugängen im Landgestüt. © Matthias Schumann

Moritzburg. Als 1924 das erste Mal eine Hengstparade in Moritzburg stattfand, kamen etwa 400 Menschen zum damaligen Landstallamt. Aus diesem wurde im Laufe der Jahre das Hengstdepot und später das Landgestüt Moritzburg. Auch die Zuschauerzahlen haben sich entwickelt. Pro Parade kommen heute etwa 7.000 Pferdefans nach Moritzburg, erzählt Gestütsleiterin Kati Schöpke. Der Vorverkauf für die Jubiläums-Paraden im neuen Jahr hat bereits begonnen.

Die drei Veranstaltungen finden am 7., 15. und 21. September auf dem Hengstparadeplatz statt. Auch im Jubiläumsjahr können sich die Pferdefans auf klassische Schaubilder wie die große Dressurquadrille der Reiter freuen. Ab Anfang August wird sich das Landgestüt intensiv auf die Jubiläumsdarbietungen vorbereiten. "Seit Anfang 2023 befinden wir uns schon in den Planungen", berichtet Schöpke. Zum Jubiläum will das Team ein Büchlein herausbringen.

Neuzugänge im Landgestüt Moritzburg

Zu berichten gibt es einiges, auch aus diesem Jahr. So blicken die Moritzburger auf ein erfolgreiches Turnierjahr zurück. Mehrere Hengste erzielten Erfolge, wie etwa der Warmbluthengst Valentino, der mit seinem Fahrer Lars Krüger unter anderem WM-Silber im Pferdefahrsport holte. Auch Bundesprämien, Landesmeistertitel und andere Preise gingen an Pferde des Moritzburger Landgestüts.

Gerade kauft das Team neue Zuchthengste ein. Acht Neuzugänge, davon vier Reitpferde sind in Moritzburg angekommen. Die Anforderungen an die Tiere sind hoch. Die Züchter achten auf den Körperbau, das Fell und die Hufe. Auch die Bewegung des Tiers und natürlich der Charakter sind entscheidend. Je nachdem, wo die Tiere später eingesetzt werden sollen.

Das Landgestüt schaut sich dafür in Zuchtregionen wie Holstein um. Zuchtstuten und Reitpferde kommen zudem vom Hauptgestüt in Graditz, das zum Landgestüt gehört. Die Graditzer bieten am 26. Mai Einblicke in das Gestütsleben. Die Moritzburger Hengste werden traditionell bei einer Präsentation im Februar vorgeführt. Wer am 10. und 11. Februar keine Zeit hat, hat neuerdings auch die Möglichkeit, sich online von den Pferden zu überzeugen. Die Idee ist während der Corona-Pandemie entstanden und hat sich offenbar bewährt.

Beruf im Reitstall ist gut gefragt

"Wir hatten Reichweiten im hohen fünfstelligen Bereich", freut sich Schöpke. Die Präsentation sei auch deshalb so gut angekommen, weil typische Kulissen wie das Schloss gezeigt wurden. Das hat auch die Menschen angesprochen, die noch nie in Moritzburg waren. "Außerdem konnten wir auch unbekanntere Rassen hervorheben", erklärt Schöpke. Für die nächste Präsentation hat das Team schon mit den Dreharbeiten begonnen.

Insgesamt stehen 140 Pferde im Moritzburger Gestüt. 80 davon sind Zuchtpferde, die die Stuten zwischen Mitte Februar und Ende Juli an sogenannten Stationen decken. Eignet sich ein Pferd nicht mehr als Zuchtpferd, wird es als Sportpferd verkauft oder wird von der Landesfachschule genutzt.

An dieser bildet das Landgestüt Reiter und Fahrer aus, zudem absolvieren angehende Pferdewirte dort ihre Prüfungen. Jährlich kommen etwa 60 Auszubildende aus Sachsen und 20 aus Thüringen nach Moritzburg. Das Landgestüt ist zudem größter Praxisbetrieb und bietet 13 Lehrstellen in Moritzburg und 23 in Graditz. "Wir können uns nicht beschweren", sagt Schöpke mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung.

Gestütsleiterin beklagt Mangel an Reitvereinen

Die Begeisterung für das Pferd ist weiter groß, vor allem in Moritzburg, wo Schöpke das Zentrum des Pferdes in Sachsen sieht. Gerade entsteht eine millionenschwere neue Reithalle, die 2025 fertig werden soll. "Wir sind froh, dass der Bau vorangeht", sagt Schöpke. Nach aktuellem Stand kann der Zeitplan eingehalten werden.

Interessierten rät Schöpke, vorher auszutesten, ob der Beruf Pferdewirt etwas für sie ist. Denn die Arbeit ist körperlich schwer und folgt strengen Zeitplänen. "Jeden Morgen um sechs geht es los, außerdem muss man jedes dritte Wochenende in den Stall", sagt Schöpke. Manche kommen dann zu dem Ergebnis, dass sie sich das Reiten als Hobby behalten wollen.

Auch der Edelbluthaflinger Elegant lebt seit diesem Jahr im Landgestüt Moritzburg.
Auch der Edelbluthaflinger Elegant lebt seit diesem Jahr im Landgestüt Moritzburg. © Matthias Schumann

Das ist gar nicht so einfach in der Region, denn es fehlt an Reitvereinen. "In Moritzburg gibt es eine lange Warteliste", weiß Schöpke, die ohne ihre Erfahrungen im Reitverein wohl nicht im Landgestüt arbeiten würde. Sie macht darauf aufmerksam, dass der Freizeitbereich heute den größten Anteil ausmacht, auch wenn der Spitzensport meist präsenter sei.

Das war noch nicht immer so. "Früher kamen die meisten Pferdebesitzer aus der Landwirtschaft", weiß Schöpke. Schon seit Generationen gehörten Pferde zum Hof. Heute züchten viele zum ersten Mal, weshalb das Landgestüt viel Beratungsarbeit leisten muss. Die Tiere sind ein guter Spiegel der Gesellschaft. "Während Pferde früher genutzt wurden, um schneller zu sein, ist Reiten heute in Zeiten des Internets ein wunderbarer Ausgleich", sagt Schöpke.