Moritzburg/Dresden. Der Beschluss des Moritzburger Gemeinderats vom Oktober 2020 war eindeutig: Das Käthe-Kollwitz-Haus bekommt in diesem Jahr erneut eine Unterstützung in Höhe von 30.000 Euro. Das ist ein deutlich höherer Betrag als der für die Förderung durch den Kulturraum Meißen – Sächsische Schweiz – Osterzgebirge erforderlichen Sitzgemeindeanteils. Wie die SZ berichtet hatte, knüpften die Räte daran aber gleichzeitig die Forderung, dass bis Ende 2021 von der Stiftung ein tragfähiges Konzept für die künftige Finanzierung vorgelegt wird. Anderenfalls wird die Stiftung danach nur noch den Sitzgemeindeanteil bekommen.
Hintergrund der Entscheidung ist, dass der Kulturraum in den vergangenen Jahren seine Förderung des Museums immer weiter reduziert hat. Zuletzt auf nur noch rund die Hälfte der ursprünglichen Zahlungen. Gleichzeitig prognostiziert ein vom Gemeinderat in Auftrag gegebenes Gutachten auch wegen zu erwartender Instandsetzungsarbeiten weiter steigende Ausgaben für die Gemeinde, die ein Träger der Stiftung ist und seinerzeit das Grundstück in diese eingebracht hatte. Die erforderlichen Zuschüsse würden sich in den nächsten Jahren demnach auf Summen zwischen 58.000 und 88.000 Euro erhöhen.
Allerdings sieht die Mehrheit der Gemeinderäte nicht nur die Stiftung in der Pflicht, sondern auch den Freistaat. Dieser sollte sich perspektivisch direkt an der Finanzierung der Stiftung beteiligen.
Peinlich für Sachsen
Am Freitag hat sich nun die Fraktion Die Linke im Landtag zu diesem Thema zu Wort gemeldet. „Es wäre wirklich peinlich für Sachsen, wenn das Moritzburger Kollwitz-Haus dichtmachte – wegen einer niedrigen fünfstelligen Summe, die bei den Kulturraummitteln eingespart wird“, erklären der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion, Franz Sodann, und seine für den Landkreis Meißen zuständige Fraktionskollegin Anna Gorskih. „Aus Sicht des Landeshaushalts sind das ,Peanuts‘, die sich doch auftreiben lassen müssten, um dieses kunst- und kulturhistorisch bedeutsame Haus zu erhalten.“
Zuletzt frequentierten jährlich 5.000 Besucher aus aller Welt das Museum, das seit 1995 an die große deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin erinnert. „Im Gegensatz zu den Kollwitz-Museen in Berlin und Köln handelt es sich bei dem Haus in Moritzburg um einen authentischen Lebensort der Künstlerin: Sie verbrachte dort, schon hochbetagt, ihre letzten Lebensmonate.“
Hilfe bei Konzept und Finanzierung
Die Linke macht die drohende Schließung nun im Landtag zum Thema. Mit einem Antrag wird ein dauerhaftes Finanzierungskonzept gefordert, das den Anforderungen eines modernen Museums entspricht. „Die das Museum tragende ,Stiftung Käthe Kollwitz Haus’ sollte mit dem Kooperationsnetzwerk zur Förderung des Museums sowie Fachleuten der Sächsischen Landestelle für Museumswesen ein Nutzungskonzept für das Sammeln und Bewahren sowie das wissenschaftliche Erforschen und museumspädagogische Vermitteln von Kollwitz’ Leben und Werk erarbeiten können. Kunstministerin Barbara Klepsch muss beidem den Weg bereiten!“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der Fraktion.
Der Kulturraum Meißen – Sächsische Schweiz – Osterzgebirge hat indes seine Förderung der Käthe-Kollwitz-Gedenkstätte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht erhöht. Der Konvent des Kulturraums bewilligte im Dezember 27.240 Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Einrichtung 24.700 Euro für ihre Arbeit bekommen. In Moritzburg war eine weitere Kürzung auf 17.000 Euro befürchtet worden. Ab 2022 sollen für die Gedenkstätte dann sogar 30.000 Euro zur Verfügung stehen. Damit bliebe aber noch immer eine erhebliche Lücke gegenüber den einmal 52.000 Euro bestehen, mit denen der Kulturraum ursprünglich das Kollwitz-Haus unterstützt hat.
Jährliche Zuweisungen bekommt die Einrichtung von Beginn an auch von der Kreissparkasse Köln. Auch diese hat wegen der prekären Finanzsituation in diesem Jahr ihre Zahlungen wie die Gemeinde erneut auf 30.000 Euro aufgestockt.