Schutz für Moritzburger Venus

Moritzburg. Er ist nicht zu übersehen. In der Sichtachse zwischen dem Moritzburger Barockschloss und dem Fasanenschlösschen thront er über dem dort beginnenden Kanal. Als der Venusbrunnen im späten 18. Jahrhundert geschaffen wurde, speiste auch sein Wasser das 1.848 Meter lange künstliche Bauwerk und sorgte in diesem so für Bewegung.
Doch das ist lange her. Denn während des Durchzuges der napoleonischen Truppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen einige der Bleizuleitungen abhanden. Seitdem gab es keinen dauerhaften Betrieb mehr, ist auf einer großen Tafel zu lesen, die vor einigen Tagen neben der Anlage im Moritzburger Fasanengarten aufgestellt wurde. Die zahlreichen Informationen und Erklärungen auf dieser heben die Bedeutung und auch den besonderen Wert des Kunstwerks hervor. So sei der Venusbrunnen nicht nur der zweitgrößte sächsische Barockbrunnen, sondern er zähle aufgrund seiner bildhauerischen Qualität zum Exklusivsten, was Sachsen, gar Europa zu bieten habe.
Leider haben Wetterunbilden aber auch Vandalismus in der zurückliegenden Zeit an der rund 250 Jahre alten Brunnenskulptur Schäden hinterlassen. Zudem hat das Klettern auf der Figurengruppe zu Abbrüchen geführt. Um diese bis zu einer geplanten Restaurierung zumindest davor zu schützen, wurden jetzt um sie herum Bauzäune aufgestellt. Allerdings haben diese niedrigen Abgrenzungen eher optischen Charakter. Und so werden auf der Tafel Besucher daher auch gebeten, ihren Kindern zu erklären, dass diese barocke Skulptur kein Spielplatz ist. Dem schließt sich die Bitte an, mit dem barocken Erbe achtsam umzugehen, damit auch unsere Nachkommen dieses noch erleben können.
Starttermin für Restaurierung offen
Wer genau der Schöpfer der Skulptur ist, weiß man übrigens nicht genau. Es spreche aber vieles für den aus Potsdam/Berlin stammenden Carl Friedrich Schäfer. Dieser war in der Werkstatt des sächsischen Hofbildhauers Gottfried Knöffler tätig.
Sicher ist auch nicht, wann der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) mit dem Bauen im Fasanengarten beginnt. Auf SZ-Nachfrage heißt es dazu: „Für die anstehenden Baumaßnahmen wurde eine Entwurfsunterlage erstellt, welche sich derzeit noch in der Prüfungsphase befindet. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich noch keine konkreten Aussagen über die Kosten und die Zeitschiene treffen.“
In der Maßnahme sei eine vollumfängliche Sanierung der Außenanlagen der Fasanerie vorgesehen. Neben der Ertüchtigung der Wege, der Errichtung eines Kutschenparkplatzes, der Rekonstruktion des historischen Ordensbandes und des Obstbaumbogens und des Wiederaufstellens der Vasen, soll auch der Venusbrunnen restauriert werden. Neben der Brunnenskulptur sollen auch die Wasserzuläufe und die Brunnentechnik ertüchtigt, beziehungsweise neu gebaut werden.
Ursprünglich erfolgte die Versorgung des Brunnens über eine Leitung aus Holzröhren vom rund zwei Kilometer entfernten Steingrundteich. Eine wassertechnische Meisterleistung: Denn die Leitung musste um den Großteich herumgebaut werden, der damals noch nicht in Niederen und Oberen Teich geteilt war. Ein Gefälle von knapp vier Metern habe damals ausgereicht, um die fünf Fontänen im Sockel zumindest zeitweise in Gang zu setzen. Aber auch zwei Schwäne der Brunnenskulptur spien Wasser.
Fontänen sollen wieder sprudeln
„In Zukunft soll der Brunnen über Pumpen aus dem Niederen Großteich versorgt werden“, heißt es weiter in der Antwort des SIB. „Das Wasser vom Brunnen kann dann über eine Kaskade in den Kanal und weiter in den Oberen Großteich zurückfließen und über den Dammüberlauf wieder in den Niederen Großteich. Theoretisch entsteht also ein Kreislauf, auch wenn die Wassermenge im Verhältnis relativ gering ist.“ Wichtig sei aber, dass der Kanal wieder stärker durchflossen wird, was für die optische Wirkung, und die Ökologie des Kanals günstig sei. Dieser war zwischen 2015 und 2019 in vier Etappen für rund 1,8 Millionen Euro komplett saniert worden.
Von den ehemals sechs Großvasen am Brunnen und Kanal sind derzeit zwei eingelagert. Eine war 2017 als originalgetreue Kopie wieder aufgestellt worden.