Moritzburg. Eine für die Landesgeschichte bedeutsame Tapisserie mit dem Bildnis Kaiser Karls V. kehrt nach 77 Jahren wieder nach Sachen zurück. Die sächsische Schlösserverwaltung präsentierte ihre jüngste Errungenschaft am Dienstag auf Schloss Moritzburg im Kreis Meißen.
Nach eigenen Angaben verhandelte sie zwei Jahre über den Kauf. Die Finanzierung sei möglich gewesen dank einer "überaus großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, hieß es. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht.
Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) sagte, der Wandteppich sei "ein neues kulturelles und touristisches Highlight für Sachsen". Sie hoffe, dass er viele Besucher anlockt. Sachsens Schlösser-Chef Christian Striefler sagte, man sei "unfassbar froh, dass nach einem langwierigen, im Stillen durchgeführten Verhandlungsprozess dieses Kunstwerk wieder nach Sachsen geholt werden konnte". Ihm zufolge ist der Teppich das nunmehr wertvollste Exponat der Schlösserverwaltung. Er bedankte sich bei den Stiftungen, "die möglich gemacht haben, was lange Zeit unmöglich schien".
Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, sagte, derart hochwertige Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert seien äußerst selten und würden kaum noch auf dem Kunstmarkt gehandelt. Martin Hoernes von der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung sagte, bei der kostbaren Tapisserie für Schloss Moritzburg ging es nicht nur um die finanzielle Unterstützung, sondern auch um die eingebrachte Expertise zur Preisfindung.
Der aus Wolle, Seide und Goldfäden gewebte Wandteppich mit einer Größe von circa vier Quadratmetern entstand 1545 in Leipzig. Das von Blumen und Fruchtgirlanden umrahmte Mittelfeld zeigt ein Halbfigurenbildnis des Habsburger Kaisers Karl V. Zwei Jahre später gehörte die Tapisserie zur Ausstattung des neu erbauten Dresdner Residenzschlosses. Von 1918 bis 1945 befand sich das Kunstwerk im Schloss Moritzburg.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Prinz Ernst Heinrich von Sachsen den Teppich als eines von nur wenigen Kunstwerken mit. Seine Nachkommen übersiedelten nach Kanada. Diese verkauften sie an eine Galerie, mit der die Schlösserverwaltung nach eigenen Angaben zwei Jahre lang verhandelte.
Die Tapisserie ist zunächst noch bis zum 31. Oktober in Schloss Moritzburg zu sehen und dann wieder von Frühjahr 2023 an. (SZ/epd)