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Müssen wir jetzt Palmen in den Wald pflanzen?

Professor Sven Wagner leitet den Lehrstuhl für Waldbau an der TU Dresden und forscht an Klimawandel-Strategien.

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Prof. Dr. Sven Wagner.
Prof. Dr. Sven Wagner. © Karl-Ludwig Oberthuer

Heiße und trockene Sommer stehen uns jetzt öfter bevor. Wie kommen die Bäume damit zurecht?

Trockenheit ist ein sehr großes Problem, denn Bäume können ihren Standort nicht einfach wechseln und müssen mit dem auskommen, was es gibt. Besonders gefährdet ist die Fichte, von denen es in unseren Wäldern aus verschiedenen Gründen sehr viele gibt. Sie ist sozusagen der Problembaum, der in diesem Jahr erst durch den Sturm und nach dem Wassermangel auch stark unter dem Borkenkäfer-Befall gelitten hat.

Heißt das, die Fichte muss jetzt raus aus unseren Wäldern?

Nein, aus wissenschaftlicher Sicht würde ich einen gesunden Mischbestand in den Vordergrund stellen, und zwar aus den Baumarten, die wir schon haben wie Fichte, Kiefer, Eiche und Buche. Die Birke sollte noch dazukommen. Dann haben wir eine größere Flexibilität im Wald selbst. Wenn eine Baumart Probleme hat, betrifft das nur einen kleinen Teil. Mischkulturen von Kiefer mit Eiche, Eiche mit Buche oder Fichte mit Buche bieten sich dafür an. In den Wäldern um Dresden wird dies ja schon gut praktiziert.

Sollten wir nicht andere, trockentolerantere Bäume pflanzen?

Dafür kämen die Douglasie, die Esskastanie und die amerikanische Küstentanne infrage, die alle sehr gut mit Wassermangel umgehen können. Aber immer nur im Konzept von Mischwäldern, bei der Douglasie sollte der Anteil bei maximal zehn Prozent liegen. Der Wald ist Lebensgrundlage für Tiere, Pflanzen, Pilze und Flechten, die sich über Jahrtausende an spezielle Baumarten angepasst haben. Die können mit neuen Arten nichts anfangen. Die Esskastanie, die von den Römern aus dem Mittelmeerraum mitgebracht wurde, hat Probleme mit Kälte, wächst aber hier schon.

Das Gespräch führte  Kay Haufe