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Narren drehen die Zeit zurück

Die Moritzburger feiern ab Freitag ihre 35. Saison. Beim Treffen aller Prinzenpaare könnten trotzdem höchsten 34 erscheinen. Aus gutem Grund.

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© privat

Von Sven Görner

Moritzburg. Den großen Saal im Lindengarten schmücken bereits unzählige zu Trauben und Girlanden arrangierte Luftballons. Und auch die zum Motto passende große Bühnendeko ist längst fertig. Gemalt wurde sie in bewährter Weise von Nachwende-Bürgermeister Andreas Timmler und dem Moritzburger Bürgerpolizisten Horst Franke. Bevor hier am Freitag um 18.11 Uhr die 35. Saison des Carnevals Clubs Moritzburg beginnt, müssen heute Abend noch die Tische und Stühle eingeräumt werden.

Die Vorbereitungen auf den Start in die Fünfte Jahreszeit laufen bei den Gardemädels indes schon seit dem Sommer. Und auch die Herren der Narrenpolizei proben bereits seit Wochen für ihre Beiträge zum Abendprogramm, wie Elferrats-Vize Sören Pötschke verrät. Die Mitglieder des Elferrates selbst halten sich bei den beiden November-Veranstaltungen indes noch etwas vornehm zurück: „Im Februar soll es ja auch noch Neues zu sehen geben.“

Da der Carnevals Club Moritzburg im Jahr 1981 als „Närrisches Volk von Moritzburg“ aus der Taufe gehoben wurde, ist auch das Motto der diesjährigen Saison darauf zugeschnitten: „Vor 35 Jahren wurde der CCM gegründet, jetzt werden nochmal die 80er gezündet“.

Ganz entspannt sei diesmal auch die Suche nach dem Prinzenpaar gewesen. Dessen Namen werden bis zur Krönung ähnlich geheim gehalten wie in der benachbarten Karnevalshochburg Radeburg. Mit dem kleinen Unterschied, dass in Moritzburg Interessenten nicht unbedingt Schlange stehen. In mancher Saison mussten sich die Moritzburger Narren daher auch schon mal in den Nachbarorten umsehen.

„In diesem Jahr war aber bereits im Mai alles klar“, sagt Präsident Jens Grundmann. Er und seine Schwester Anja kümmern sich nicht nur um die Auswahl, sondern sie sind auch die einzigen im Verein, die das Prinzenpaar-Geheimnis vorher kennen. Mit 33 und 32 Jahren können beide auf die längste aktive Vereinszeit der aktuell gut 100 Mitglieder zurückschauen.

Zur 35-jährigen Vereinsgeschichte gehört übrigens auch, dass sich der CCM neben dem eigentlichen Prinzenpaar nach wie vor jedes Jahr noch zwei weitere leistet. Ein Kindergarten- und Schülerpaar. Letzteres gibt es selbst bei den faschingsverrückten Zille-Städtern schon lange nicht mehr.

Wenn zu dem anlässlich der 35. Saison geplanten großen Treffen aller bisherigen Erwachsenen-Prinzenpaare dennoch maximal 34 erscheinen werden, dann liegt das nicht daran, dass in einer Saison niemand für den Job gefunden wurde. Der Grund dafür ist vielmehr, dass die Moritzburger 1986/87 eine Zwangspause einlegen mussten. Sie hatten einfach keinen Saal gefunden.

„Weil in dieser Saison zwar nicht gefeiert, wohl aber viel gearbeitet wurde, haben wir diese trotzdem mitgezählt“, verrät Jens Grundmann. Mussten die Moritzburger Karnevalisten seit ihrer Gründung 1981 immer verschiedene Säle in Moritzburg, Reichenberg, Bärwalde und Volkersdorf nutzen, stand ihnen ab der Saison 1987/88 endlich der in vielen Stunden gemeinnütziger Arbeit umgebaute Saal des ehemaligen Kinos Lindengarten zur Verfügung.

Doch weil dort die Kosten für den Verein zu hoch wurden, erfolgte zehn Jahre später der Umzug in Adams Gasthof. Mitten in der Saison 1999/2000 kam schließlich das Angebot des inzwischen verstorbenen damaligen Bürgermeisters Georg Reitz, in den Lindengarten zurückzukehren.

Erneut steckte der Verein viel Zeit und Geld in das Haus. „Doch der Aufwand hat sich gelohnt“, wie der Präsident feststellt. Auch vor der aktuellen Saison wurde wieder gewerkelt. „Wir haben unseren Aufenthaltsraum neu gemacht“, ergänzt Sören Pötschke.

Seit dieser Saison führt Jens Grundmann übrigens auch die Geschäfte des Vereins. Als vierter Präsident in der Geschichte des CCM. Nach besonderen Erinnerungen gefragt nennt der 50-Jährige zwei Ereignisse. Das erste Ereignis hat sich dabei wohl in fast allen hiesigen Karnevalsclubs so oder ähnlich abgespielt. „Zum Auftakt der Saison 1989/90 hatten wir zwar alle Karten verkauft, auf dem Saal waren dann aber so kurz nach der Grenzöffnung kaum 50 Leute. Die anderen waren alle im Westen ihr Begrüßungsgeld holen.“ Schöner war da das andere Erlebnis: „Die 20. und 25. Saison konnten wir vom Balkon des Schlosses aus eröffnen. Das war schon beeindruckend“, erinnert sich Jens Grundmann.

Ganz so majestätische geht es morgen Abend nicht zu. Da gibt es ab 18.11 Uhr im Lindengarten zunächst ein Kinderprogramm, bevor sich ab 19.11 Uhr Krönung, Schlüsselübergabe und das Abendprogramm anschließen. Der Eintritt kostet fünf Euro. Die Abendveranstaltung am Sonnabend beginnt 19.33 Uhr. Restkarten gibt es für 10 Euro an der Abendkasse.