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Neues Asylheim füllt sich langsam

Nach anfänglicher Weigerung sind die ersten Bewohner aus Freital in Klingenberg eingetroffen. Begrüßt werden die Araber unter ihnen in ihrer Muttersprache.

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© Frank Baldauf

Von Jane Jannke

Klingenberg. Die Konsequenzen wollten dann wohl doch nicht alle tragen. 20 Asylbewerber aus Pakistan und dem Kosovo sollten eigentlich bereits am Montag aus dem in Räumung befindlichen ehemaligen Leonardo-Hotel in Freital in das nagelneue Heim im Klingenberger Gewerbepark umziehen, 40 weitere sollten am Dienstag folgen. Nachdem der Bus des Landratsamtes am Montag zunächst unverrichteter Dinge aus Freital-Döhlen wieder abfahren musste und auch beim zweiten planmäßigen Transfer von 40 Syrern am Dienstag wieder Verweigerer zu verzeichnen waren, trudeln nun die Unwilligen in kleinen Grüppchen ein. Sie reisen zumeist selbstständig mit dem Zug an. Andernfalls wären ihnen vom Landkreis sämtliche Leistungen gestrichen worden – das wirkte offenbar. So hatten bis zum Donnerstag 50 Asylbewerber auf die eine oder andere Art den Weg in die Unterkunft im Gewerbepark gefunden. „Das Heim füllt sich langsam“, gab Tilo Georgi, Leiter der Ausländerbehörde, zu Protokoll. Am Donnerstag rollten die vermutlich letzten Busse aus Freital mit den verbliebenen 20 Bewohnern des Hotels und einigen verspäteten Unterbringungswilligen Richtung Klingenberg an.

Ansprechpartner für die Flüchtlinge wird dort mit Talal Khalil zwar kein Landsmann, wohl aber einer sein, der die Sprache und auch die islamische Kultur der allermeisten Bewohner versteht. Durchaus ein Novum, denn in der Regel üben immer noch Einheimische leitende Funktionen in Asylen des Landkreises aus. Doch nun könnte hier ein Umdenken einsetzen. Der 38-jährige Talal Khalil stammt ursprünglich aus dem Sudan und ist selbst Muslim. „Herr Khalil hat sich auf die Stellenausschreibung beworben und erfüllt die erforderlichen Voraussetzungen für die Leitung einer Gemeinschaftsunterkunft“, ließ die Betreibergesellschaft GVS mit Sitz in Pirna auf Nachfrage ausrichten.

Ansonsten ist über den neuen Heimleiter nicht viel zu erfahren, Interviews sind nicht erwünscht. Talal Khalil, der laut einem Medienporträt aus dem Jahr 2008 bereits von 1982 bis 1989 mit seinen Eltern in Deutschland lebte, spricht neben perfektem Deutsch fließend Arabisch und Englisch. Das soll die Kommunikation mit und zwischen den mehrheitlich aus dem arabischen Raum stammenden Heimbewohnern verbessern und war laut GVS ein Hauptkriterium für die Entscheidung. 2002 kam Khalil demnach zum Studium erneut nach Deutschland und lebte lange Zeit mit seiner Familie in Senftenberg. Dort arbeitete er unter anderem als Betreuer für ausländische Studenten und Unternehmenskunden in der arabischen Welt.

Als Araber kennt Talal Khalil die arabische Mentalität gut und damit auch die Besonderheiten des vierwöchigen Fastenmonats Ramadan, der am Montag – seinem offiziell ersten Arbeitstag in Klingenberg – begonnen hat. „Dass jeder für sich an einem Tisch isst, das kennt man in dieser Kultur nicht. Da wird in großen Gruppen gekocht und werden Tische zu einem Buffet zusammengeschoben“, erzählt Khalil beim offiziellen Pressetermin am Montag. Platz genug werden sie dazu im riesigen neuen Speisesaal des Heims auf jeden Fall haben – und einen Heimleiter, der darauf nicht mit Unverständnis reagieren wird.