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Der Ärger mit dem neuen Gerätehaus

Im Neustädter Ortsteil Krumhermsdorf braucht die Feuerwehr mehr Platz. Nach vielen Jahren ist jetzt eine Entscheidung gefallen. Und die wird teuer.

Von Anja Weber
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Das Gerätehaus der Feuerwehr im Neustädter Ortsteil Krumhermsdorf ist zu klein.
Das Gerätehaus der Feuerwehr im Neustädter Ortsteil Krumhermsdorf ist zu klein. © Steffen Unger

Die Freiwillige Feuerwehr im Neustädter Ortsteil Krumhermsdorf ist nicht etwa eine kleine Dorffeuerwehr. Auf deren Kameraden und Kameradinnen kommt es an. Sie müssen laut der Alarm- und Ausrückeordnung der Stadt Neustadt die Tageseinsatzbereitschaft absichern. Das heißt, wenn es in Krumhermsdorf zum Beispiel brennt, dann müssen sie die ersten vor Ort und auch handlungsfähig sein. Doch dafür brauchen sie auch die nötige Ausstattung. Am Platz dafür mangelt es im jetzigen Gerätehaus. Weil kein Platz für die Einsatzkleidung ist, müssen sich die Feuerwehrleute sogar zu Hause umziehen. Und das ist heutzutage nicht mehr erlaubt.

Um als Erstes eingreifen zu können oder auch die Nachbarwehren zu unterstützen, braucht es auch eine zweite Fahrzeugstellfläche. Die gibt das kleine Gerätehaus in Krumhermsdorf aber nicht her. Das heißt also Umbau oder Neubau. Das wurde bereits im Brandschutzbedarfsplan von 2018 mit angezeigt. Doch so richtig drehte sich damals nichts. Schließlich hatte man sich entschieden, im Haushaltsplan 2019/2020 Geld einzustellen für einen Neubau. 430.000 Euro Fördermittel hätte es dafür möglicherweise gegeben. Das Ganze sollte 854.000 Euro kosten. Zu den damaligen Baupreisen schon realistisch.

Doch es dauerte. Bau- und Handwerkerpreise stiegen indessen rasant an. Erst mit Beginn 2021 wurde eine Standortanalyse in Auftrag gegeben. Drei mögliche Flächen für einen Neubau wurden gefunden. Doch die Hoffnungen darauf platzten jedes Mal. Kein Grundstück, kein Neubau.

Kosten für das Gerätehaus sind explodiert

Eine Lösung musste her. Denn auch der TÜV kritisierte die Zustände im Krumhermsdorfer Gerätehaus. Deshalb fiel die Entscheidung zum Um- und Anbau. Mit den so entstehenden Kosten traute sich die Stadtverwaltung anfangs offenbar nicht an die Öffentlichkeit. Da die Haushaltssituation eh angespannt ist, musste schon jeder Cent irgendwo zusammengekratzt oder auch eingespart werden. Als nun die explodierten Kosten für den Um- und Anbau bekannt gegeben wurden, tränten manchem Stadtrat sprichwörtlich die Augen. 1,1 Millionen Euro wird das Vorhaben kosten. Und da es dafür nur 361.000 Euro Fördermittel gibt, bleibt eine klaffende Finanzierungslücke.

Allgemeine Praxis ist es, zuerst nachzuschauen, welche Dinge nicht unbedingt benötigt werden oder für welche Vorhaben keine Fördermittel in Aussicht gestellt sind. In Neustadt traf die Wahl auf Feuerwehrausrüstung, genauer gesagt einen Rüstwagen, den man 2023 kaufen wollte, und ein neues Einsatzleiter-Fahrzeug, welches 2025 neu beschafft werden sollte. Beides musste zugunsten des Gerätehauses in weite Ferne verschoben werden. Doch diese Verschiebetaktik stieß nicht bei allen Stadträten auf Gegenliebe.

Stadtrat: Das ist eine Mogelpackung

Matthias Mews (CDU) sprach beispielsweise von einer Mogelpackung. Denn irgendwann müsse man ja auch die neuen Fahrzeuge kaufen, und dann braucht man ja das Geld dafür. Das Engagement der Krumhermsdorfer Feuerwehrleute will er dabei nicht in Abrede stellen. Auch nicht, dass sie endlich mehr Platz brauchen. Er hatte schlichtweg mit dem Preis ein Problem. Denn für 1,1 Million Euro gibt es nur einen Um- und Anbau. "Einige in der Verwaltung, nicht alle, haben das Verhältnis zum Geld verloren", kritisiert er, und das nicht zum ersten Mal. Er hätte sich gewünscht, dass man nicht nur die Summe so stehen lässt, sondern die Kameraden mit einbezogen hätte und mit ihnen gemeinsam überlegt hätte, wie die Kosten unter einer Million bleiben.

So wird es woanders gemacht

Die Summe ist tatsächlich ziemlich stolz. Und es gibt im Vergleich dazu auch andere Beispiele. In der Nachbarstadt Stolpen kostet ein nagelneues Gerätehaus 2,1 Millionen Euro. Dafür gibt es sogar drei Stellflächen für Fahrzeuge, viel Platz zum Unterstellen von Technik und noch einiges mehr.

Im Hohnsteiner Ortsteil Ulbersdorf wurde ebenfalls das Gerätehaus um- und angebaut. Die Kameraden haben sich dort Eigenleistungen eingebracht und so die Kosten gedrückt. Und sicherlich hätten auch die Krumhermsdorfer Kameraden mit angepackt.

Ob die umstrittene Summe überhaupt ausreicht, ist derzeit ebenfalls noch unklar. Denn auch da gibt es Beispiele für deutlich gestiegene Kosten während der Bauphase. So wurde beim Bau der Gerätehäuser in den Hohnsteiner Ortsteilen Rathewalde und Goßdorf das Budget deutlich überzeugen. Allerdings gab es da auch mehr Fördermittel, beziehungsweise wurden die auf Antrag noch einmal aufgestockt. Das war aber nur möglich, da beide an die Dorfgemeinschaftszentren angegliedert sind. Ob es diese Option auch für Krumhermsdorf gibt, ist nicht bekannt.