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Neustadt: Endlich freier Anflug für Störche

In der Stadt mangelt es an Nachwuchs. Vielleicht klappt es ja bei den Störchen. Die haben es jetzt sogar gemütlicher.

Von Anja Weber
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Vielleicht finden ja diese Störche ihren Weg nach Neustadt.
Vielleicht finden ja diese Störche ihren Weg nach Neustadt. © Frank Baldauf

In Neustadt sorgt man sich nicht nur um die Schwäne auf dem Teich im Stadtpark, sondern auch um die Störche. Die flogen in letzter Zeit einen großen Bogen um den Horst an der Malzgasse. Im Mai letzten Jahres ließ sich zwar ein Storchenpaar nieder, aber nur für wenige Tage. Ihnen war es wohl zu ungemütlich. Sie suchten sich offenbar ein schöneres Nest. Schon länger kritisieren Einwohner die aufragenden Metallstreben und die Hölzer an deren Enden. Diese sollten das Nest stabilisieren. Kritiker vermuteten, dass diese die Störche abschrecken könnten. Jetzt wurden die Streben entfernt. Damit haben es die Störche hoffentlich gemütlicher.

Kam wieder kein Storch nach Neustadt, keimte die Kritik am Zustand des Horstes auf. Das war auch im Jahr 2012 so, zeigt ein Blick ins Archiv. Da wurden die Stäbe gekürzt. Ob die wirklich schuld an dem verwaisten Nest waren, konnte nicht geklärt werden. Experten der Unteren Naturschutzbehörde meinten zu diesem Zeitpunkt, dass sich Weißstörche dadurch nicht abschrecken lassen würden. Aber seit 2010 ist in diesem Nest eigentlich kein Storchenpaar mehr heimisch geworden. Das geht zumindest aus Neustadts Storchenstatistik hervor. Bis auf 2014. Da wurden im Mai an der Malzgasse Störche gesichtet. Und eben 2022.

So sah der Storchenhorst an der Malzgasse in Neustadt vor dem Umbau aus.
So sah der Storchenhorst an der Malzgasse in Neustadt vor dem Umbau aus. © freier Fotograf

Inzwischen haben die Sachverständigen im Landratsamt ihre Meinung offenbar geändert. Bei der Prüfung des Storchennestes in diesem Jahr wurde festgelegt, dass die senkrecht herausragenden Hölzer entfernt werden müssen. Sie würden die Störche stören.

Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt wurden die Hölzer an dem Nest entfernt. Es wurde gesäubert und hübsch hergerichtet.
Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt wurden die Hölzer an dem Nest entfernt. Es wurde gesäubert und hübsch hergerichtet. © Steffen Unger

Die Aktion wurde durch die Freiwillige Feuerwehr von Neustadt mit der Drehleiter unterstützt. Jetzt hofft man, dass sich ein neues Storchenpaar findet und auf dem Horst Einzug hält. Das Thema Störche ist in Neustadt auf jeden Fall ein viel beachtetes.

Lange Jahre beobachtete Heinrich Schmitt, der damals fast daneben wohnte, die Storchenpopulation. In Büchern notierte der pensionierte Lehrer seit Anfang der 1980er-Jahre akribisch jeden An- und Abflug und auch sonst so manche Geschichte aus dem Leben der Störche. Er hat damit das Werk von Alfred Hammer fortgesetzt, der eigentlich der Storchenvater von Neustadt ist. Er war es, der 1958 ein Wagenrad auf den stillgelegten Schornstein der ehemaligen Brauerei Schmole in der Malzgasse bringen ließ. Dann musste der Schornstein gesprengt werden und die Stadt ließ eben an jener Stelle ein Stahlrohr mit einem runden Gestell aufbauen.

Storchenhorst auch in Polenz saniert

Das Storchennest im Niederdorf im Ortsteil Polenz fiel bei der Begutachtung offenbar auch durch. Die Kulturinitiative Polenz nahm sich der Sache an und kümmerte sich mithilfe von Firmen um die Restaurierung. Auch dort ist nun alles bereit. Die Störche können kommen, bleiben und vielleicht auch für Nachwuchs sorgen. Den braucht Neustadt tatsächlich und volkstümlich wird der Storch damit ja auch beim Menschen in Verbindung gebracht.

Die Einwohnerzahl der Stadt Neustadt einschließlich aller Ortsteile betrug am 31. Dezember 2022 laut statistischer Erhebung 12.072. Damit wird im Vergleich zum Jahr 2021 erstmalig ein leichter Anstieg verzeichnet. Das geht aus der Statistik der Stadtverwaltung hervor. Dieses Ergebnis sei aber bedingt durch die im Dezember 2022 gemeldeten 118 ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Was sich positiv entwickelt habe, ist die Zuzugsrate. Im Jahr 2022 hat diese sich mit einem Zuzug von 500 Bürgern erneut erhöht.

Im Gegensatz dazu steht die Zahl der Wegzüge mit 269 Bürgern. Ein gravierender Punkt für den Rückgang der Bevölkerung bleibe die Anzahl der Sterbefälle gegenüber den Geburten. Im Jahr 2022 waren insgesamt 212 Sterbefälle zu verzeichnen. Im Vergleich dazu sind lediglich 48 Kinder geboren worden. Es fehle vor allem der Nachwuchs der Einwohner, die die Stadt nach der politischen Wende verlassen haben und jetzt selbst Kinder bekommen, aber eben nicht in Neustadt.