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Neustadt: Brisanter Beschluss zum Stadtmuseum

Zu wenig Einnahmen und Besucher - Neustadt beendet eine lange Ära. Die Entscheidung ist nicht unumstritten und ein Risiko für die nächsten Jahre.

Von Anja Weber
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Nur noch bis zum 1. Oktober bleibt das Stadtmuseum in Neustadt geöffnet. Für die Stadt stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis.
Nur noch bis zum 1. Oktober bleibt das Stadtmuseum in Neustadt geöffnet. Für die Stadt stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis. © Marko Förster

Die Stadt Neustadt wird das Museum in der Malzgasse schließen und das bereits zum 1. Oktober. Die letzte Ausstellung zum Bergbau und Goldschürfen im Hohwald ist da noch nicht einmal abgedreht. Sie sollte bis November laufen. Doch die Stadt hat es offenbar eilig. Hauptgründe sind, dass sich vermutlich Neustadt finanziell kein Museum mehr leisten kann. Aufwand und Nutzen stünden aus Sicht der Stadt in keinem Verhältnis. Im Stadtrat gehen die Meinungen auseinander. Es gibt Befürworter, das Haus zu schließen. Und die Gegner befürchten, dass es in Neustadt künftig kein Museum zur Stadtgeschichte mehr geben wird.

Der Mietvertrag für das Museum würde am 31. Dezember 2025 enden. Der Eigentümer würde den sogar verlängern. Außerdem wäre er bereit, zum Beispiel den Eingangsbereich des Hauses behindertengerecht umzubauen und einen Lift zu installieren. Das allerdings hätte höhere Mietkosten nach sich gezogen und sicherlich auch ein längeres Mietverhältnis, wie Hauptamtsleiterin Anja Schneider informiert. Die Stadt sieht an diesem Standort keine Vorteile für ein modernes Museum. Denn auch die Dauerausstellung müsste komplett überarbeitet werden.

Ziel: Neustadts Museum 2033 an neuem Standort zu öffnen

Nach dem 1. Oktober werden die Exponate gesichtet und archiviert. Ziel ist es, das Museum in Neustadt zur 700-Jahrfeier im Jahr 2033 an seinen neuen Standort zu öffnen. Den gibt es noch nicht, geschweige denn hat die Stadt Geld für ein neues Museum. Eine Neueröffnung bezweifeln einige Stadträte wie Martina Herrmann (Liste CDU). "Wenn eine kulturelle Einrichtung geschlossen wird, ist das ein Armutszeugnis für die Stadt. Wenn das Museum einmal zu ist, wird es nicht mehr öffnen", sagt sie.

Bernd Mutscher (Liste CDU) stellte einen Antrag. Der Stadtrat möge zusätzlich beschließen, dass bis zum 31. März 2024 eine Entscheidung über die Ausrichtung und den Standort des neuen Museums zu entscheiden ist. Das Brisante daran, am 9. Juni 2024 wird ein neuer Stadtrat gewählt. Und als sicher gilt, dass einige der jetzigen Mitglieder nicht mehr antreten werden. Damit weiß keiner, wie das dann neue Gremium zu einem Museum steht. Trotzdem wurde der Antrag mehrheitlich angenommen.

Für Christian Kowalow stand fest, dass der neue Stadtrat den Beschluss sowieso kippen werde. Die AfD konnte wohl eine Schließung aus wirtschaftlichen Gründen mitgehen. Aber man könne dem neuen Stadtrat nicht so eine Last aufbürden, sagt Fraktionsvorsitzender Lothar Hoffmann. Klaus Anders, Fraktionschef der Vereinigung Neustädter für Neustadt (NfN), beklagte zudem die fehlende Modernität wie die Digitalisierung. Am jetzigen Standort wäre das nur schwer umzusetzen. "Das Museum wird altmodisch bleiben. Und wenn die Menschen nicht kommen, verfehlt es sein Ziel", sagte er.

Ganz anders argumentierte CDU-Fraktionsvorsitzender Matthias Mews. Er bezeichnete die Museumsschließung als unglaublichen Vorgang. "Der Stadt wird die Identität genommen. Die Schließung als Auszeit zu betiteln ist eine Farce. Und wir können den nächsten Stadträten nichts vorgeben", sagt er. Der richtige Schritt aus seiner Sicht wäre, jetzt Gas zu geben, Fördermittel zu beantragen und im Schloss Langburkersdorf als neuen Standort loszulegen. Er beantragte eine namentliche Abstimmung. Letztlich wurde der Beschluss, das Museum dichtzumachen mehrheitlich mit zehn Ja-Stimmen und sieben Nein-Stimmen bestätigt. Mit dem Zusatz, dass der alte Stadtrat bis zum 31. März 2024 einen Grundsatzbeschluss über Ausrichtung und Standort des neuen Museums fasst.

Unabhängig davon soll die Veranstaltungsreihe des Stadtmuseums und die geschichtsorientierte Arbeit der Einrichtung weitergeführt werden. Auch das Fotoarchiv und die Handbibliothek stünde weiter zur Verfügung, heißt es aus dem Rathaus.

Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung:

Für den Beschluss: Klaus Anders, Silke Benusch, Torsten Schlegel, Kathrin Vogel, Jan Petzold (alle NfN), Jens Berge, Bernd Mutscher (CDU), Christian Kowalow (FDP), Peter Jung (Die Linke) sowie Bürgermeister Peter Mühle.

Gegen den Beschluss: Matthias Mews, Martina Herrmann (beide CDU); Lothar Hoffmann, Claus Hörrmann, Tino Schlenker, Peter Hübner, Andreas Töppel (alle AfD).