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Wie zwei Hamburger zu Maltesern im Kreis Görlitz werden

Sven Jarke und Agnieszka Baka-Jarke arbeiten ehrenamtlich bei den Maltesern. Sie wollen eine Jugendgruppe im Kreis Görlitz gründen.

Von Steffen Gerhardt
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Sven Jarke und Agnieszka Baka-Jarke (links.) wollen von Neißeaue aus eine Gruppe Malteser Jugend im Kreis Görlitz aufbauen. Tochter Ania und ihr Freund Marley (rechts.) werden die ersten Mitglieder sein.
Sven Jarke und Agnieszka Baka-Jarke (links.) wollen von Neißeaue aus eine Gruppe Malteser Jugend im Kreis Görlitz aufbauen. Tochter Ania und ihr Freund Marley (rechts.) werden die ersten Mitglieder sein. © André Schulze

Es wäre ein Novum im Kreis Görlitz, wenn es gelingt, eine Jugendgruppe der Malteser zu gründen. Denn diese gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. Dieser Aufgabe haben sich Sven Jarke und seine Frau Agnieszka Baka-Jarke gestellt, und das im Ehrenamt.

Beide Eheleute wohnen mit ihren drei Kindern, zwei Mädchen (13 und 5) und einem Jungen (10), seit vergangenem Mai in Kaltwasser. Sie haben dort ein Eigenheim bezogen. Sven ist ein waschechter Hamburger, wie er sagt. Gelernt hat er Fleischer. Seine Frau stammt aus Polen, ist im schlesischen Bytom aufgewachsen. Sie hat Maschinenbau studiert und sich in Deutschland zur Buchhalterin umschulen lassen. Beide wohnten zuerst in Hamburg und haben sich in der Hansestadt bei Mc Donald's kennengelernt, wie Sven schmunzelnd erzählt.

Neuer Job beim DRK in Bingen

Eine Stelle beim DRK im Bundesfreiwilligendienst nach seinem Dienst im Nachrichtendienst in der Bundeswehr führte Sven nach Bingen am Rhein. "Ich wollte etwas Soziales machen. Die Stelle und die Arbeit hat mir sehr gut gefallen, sodass ich beschloss, dabei zu bleiben", erzählt der 37-Jährige. Mit seiner Begeisterung für den Job steckte er seine Frau Agnieszka an.

Beide wurden beim DRK in Bingen tätig. Sie ließen sich zum Gruppenleiter ausbilden und waren für die Jugend zuständig - in der Kreisjugendleitung des DRK. Diese zählte 280 Kinder und Jugendliche als Mitglieder. "Eigentlich waren wir nach Bingen gezogen, um einen Campingplatz zu erwerben und zu betreiben. Aber die Pandemie zerschlug unseren Plan, also gingen wir zum DRK", erzählt Sven.

Haus in Kaltwasser bezogen

Ein weiterer Wechsel vollzog sich im vergangenen Jahr für die junge Familie. Aus der Verwandtschaft heraus bot sich ein Eigenheimes in Kaltwasser zur Miete an. Verbunden mit einer beruflichen Neuorientierung. Beide sorgen im Auftrag der Deutschen Bahn für Sicherheit auf dem Görlitzer Bahnhof. Doch neben dem Job wollen sich Agnieszka und Sven weiter sozial engagieren - und so traten sie im Ehrenamt im vergangenen Jahr der Organisation der Malteser in Görlitz bei.

Die Malteser sind eine internationale katholische Hilfsorganisation. Sie hilft Menschen in Notlagen in Deutschland und weltweit. In Deutschland engagieren sich nach eigenen Angaben rund 51.000 Malteser ehrenamtlich. Mit fast 35.000 hauptamtlichen Mitarbeitern sind die Malteser auch einer der großen Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen. Seit mehr als 30 Jahren sind die Malteser in der Diözese Görlitz vertreten. Ihr Aufgabenbereich umfasst Erste-Hilfe-Kurse, Sanitätsdienst, Katastrophenschutz sowie Hilfe für Senioren - und die Jugendarbeit. Die Malteser Jugend ist als Träger der freien Jugendhilfe bundesweit anerkannt.

Schnupperstunde am 28. Februar

Auf die Jugendarbeit konzentrieren sich seitdem Agnieszka und Sven. Ausgehend davon, dass sich bundesweit rund 7.500 Mitglieder in gut 450 Gruppen engagieren, soll nun eine weitere Gruppe von Neißeaue aus dazukommen. Dafür werben die beiden Kaltwasseraner bereits. Angefangen in der eigenen Familie. Die große Tochter Ania ist mit ihrem Freund Marley schon dabei. "Bisher haben wir zehn Kinder und Jugendliche, die bei den Maltesern mitmachen wollen", erklärt Agnieszka. Die 36-Jährige ergänzt, dass bereits Kontakte zu den Ortsfeuerwehren und der Grundschule geknüpft sind.

Mit einer "Schnupperstunde" am 28. Februar am Nachmittag wollen sie die Arbeit der Malteser Jugend im Feuerwehrhaus in Kaltwasser vorstellen. Der offizielle Start der Malteser Jugend in Neißeaue soll am 6. April, 11 Uhr, am gleichen Ort stattfinden. "Beides wird begleitet mit einem bunten Programm, das Erste Hilfe, Spiele im Team, Kochen und das Vorstellen von Rettungsdiensten beinhaltet", erläutert Sven. Über ihre Arbeit informierten die Malteser bereits in der Vorwoche im Gemeinderat, der ihr Vorhaben begrüßte und unterstützen wird. Dabei sind nicht nur Kinder und Jugendliche aus Neißeaue eingeladen, den Maltesern beizutreten.

Im Katastrophenschutz tätig

Agnieszkas und Svens Aufgabe bei den Maltesern ist der Katastrophenschutz. Dort sind sie für die Verpflegung und Betreuung in Not geratener Menschen mit zuständig. Sven hat schon Erfahrungen bei Einsätzen gesammelt, als er noch beim DRK in Bingen war: während der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021.

Beide verfolgen mit der Bildung einer Jugendgruppe zudem das Ziel, junge Leute für die ehrenamtliche Arbeit bei den Maltesern zu gewinnen, besonders für den Katastrophenschutz. Hitzeperioden, Stürme und Starkregen haben inzwischen auch die Oberlausitz erreicht.