Heizt Kodersdorf bald mit Abwärme der Industrie?

Die Arbeit der beiden Klimamanager scheint in Kodersdorf erste konkrete Früchte zu tragen. Andreas Schneider, der sich die Stelle mit Frank Scholze teilt, sieht die Gemeinde auf gutem Weg hin zur Fernwärmenutzung. Wie das möglich wird, war und ist Gegenstand vieler Gespräche, die mit Bürgermeister René Schöne sowie den Chefs der im Gewerbegebiet angesiedelten Unternehmen geführt werden.
Denn die sind wahrscheinlich der Schlüssel zum Erfolg. Mit Borbet, HS Timber Productions, aber auch den Airbus-Zulieferern Acosa und CCI Assembly gibt es energieintensive Großbetriebe, die - so sieht es der Klimamanager - "ihre Abwärme bisher nicht genügend selbst nutzen." Deshalb habe man überall nachgefragt. Das Ergebnis: "Die beiden Biogasanlagen haben Abwärme übrig, auch Borbet", so Schneider.
Sachsens größtes Sägewerk will sich dagegen noch nicht recht in die Karten schauen lassen. Die in einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage produzierte Wärme werde zur Holztrocknung genutzt, erklärt der Kodersdorfer HS Timber-Geschäftsführer Frank Badeda auf SZ-Anfrage. Im Laufe des Trocknungsprozesses falle feuchte Luft mit einer Restwärme von 35 bis 65 Grad Celsius an, "die derzeit vorwiegend ungenutzt bleibt." Ob diese Wärme jedoch der Gemeinde zugutekommen könnte, lässt der Manager offen. Stattdessen erklärt er technische Feinheiten: Der neueste Bandtrockner verfüge bereits über ein Wärmerückgewinnungssystem, mit dem Abwärme teilweise wieder nutzbar gemacht werde.
Auch Klärschlamm könnte getrocknet werden
Andreas Schneider sieht die Signale insgesamt trotzdem als hoffnungsvoll. "Wir werden jetzt abklopfen, ob diese Ressource für die Gemeinde nutzbar ist und wie sich das technisch und finanziell darstellt." Fest steht, dass die Fernwärme in einer Leitung bis zur Wohnbebauung in der Gemeinde etwa zwei Kilometer überwinden müsste. "Wie die Leitung beschaffen sein muss, ob die Entfernung noch ausreichend Wärme zulässt und wie teuer das alles für die Abnehmer werden würde - das sind Dinge, die wir in nächster Zeit klären müssen." Auch andere Verwendungen werden geprüft - zum Beispiel für die Trocknung des Restschlamms aus der neuen Kläranlage, die in Kürze entsteht.
René Schöne sieht das Thema Fernwärme als Teil der Klimaneutralität, die sich die Gemeinde auf die Fahnen geschrieben hat. "Wir wollen alles mit einbinden, was uns in dieser Richtung voranbringen kann", erklärt der Bürgermeister und denkt dabei auch an die schon bestehenden Holzhackschnitzelheizungen und an die Bürgerenergiegenossenschaft, die Kodersdorf für die Erzeugung von Solarenergie initiieren will.