Michael Tschirch kann wieder lächeln. Der personelle Engpass in drei seiner fünf Filialen ist überwunden. "Ab diesem Donnerstag sind alle Fachgeschäfte nachmittags wieder offen", sagt der Bäckermeister.
Seit Oktober waren die Geschäfte in Görlitz, Kunnerwitzer Straße, und der Jesus Bäcker sowie in Rothenburg ab 13 Uhr geschlossen. Weniger Kunden bedeuten auch weniger Umsatz. Ab Donnerstag sind die beiden Filialen in Görlitz wieder bis 17.30 Uhr und die in Rothenburg bis 17 Uhr geöffnet.
Einschränkungen länger als geplant
"Dass wir diese Einschränkung bis ins neue Jahr machen mussten, war so nicht geplant. Eigentlich wollten wir zur Weihnachtszeit wieder zu unseren üblichen Zeiten öffnen", berichtet Michael Tschirch. Aber gutes Personal ist rar, das musste der Bäckermeister in den vergangenen Wochen selbst erfahren. Und auch jetzt sagt er: "Wir arbeiten mit einer schmalen Personaldecke." Stundenkräfte im Verkauf würden die weiterhin angespannte Situation entlasten. Doch noch sucht der Bäckerei-Inhaber nach ihnen.
Dass Tschirch zu den bisherigen Öffnungszeiten zurückkehren konnte, war nur möglich, in dem er sich von einer Filiale trennte. Seit diesem Jahr ist er nicht mehr im Edeka-Markt in Kodersdorf vertreten. Die Familienbäckerei Geißler aus Ostritz hat die Fläche übernommen. Für ihn ist das kein leichter Entschluss gewesen, sagt er, schließlich brachte Kodersdorf ein Sechstel seines Umsatzes.
Zwei der bisher dort tätigen Frauen sorgen jetzt in den anderen Filialen für Verstärkung. Dazu kommt die Neueinstellung einer Verkäuferin aus Bernstadt. Damit können die drei Geschäfte jetzt auch wieder nachmittags öffnen. Die Filiale im Penny Bahnhofstraße in Görlitz und das Geschäft in der Bäckerei Ober Neundorf waren von den Kürzungen nicht betroffen.
Auch sonntags frische Semmeln
Mit einer Verkäuferin allein sind die Filialen in der Stadt Görlitz nicht mehr zu betreiben. Denn neben dem Verkauf der Backwaren muss auch das Imbissgeschäft abgesichert werden. Dabei hat Michael Tschirch eine größere Nachfrage an belegten Brötchen festgestellt. Und die werden frisch geschmiert und belegt. Das bindet auch Zeit. Hinzu kommt, dass die Bäckerei Tschirch eine der wenigen ist, die auch am Sonntagmorgen frische Backwaren, vor allem Semmeln, anbietet. "Das wollen wir auch beibehalten, zumindest im Penny am Bahnhof und beim Jesus Bäcker", versichert Michael Tschirch.
Entgegen dem Trend vieler Bäckereien, durch mehr Geschäfte die betriebliche Zukunft zu sichern, setzt der Ober Neundorfer Bäckermeister auf eine überschaubare Größe und widersetzt sich dem Trend der "Filialisten" im Backhandwerk. Auch dass immer mehr Bäckereien schließen, ist für Michael Tschirch keine gesunde Entwicklung. In Sachsen ist laut den Handwerkskammern die Zahl der Bäckereien in den vergangenen zehn Jahren von 1.141 auf 871 zurückgegangen. Im Kammerbezirk Dresden wurden es in den letzten drei Jahren 26 weniger.
Eine wichtige Komponente, um Bestand zu haben, ist die Lehrausbildung. Zwei Mädchen und einen jungen Mann bildet Tschirch zum Bäcker aus. Sie sind jetzt im zweiten und dritten Lehrjahr. Im vergangenen Jahr sollte ein weiterer Lehrling das Team verstärken, aber die einzige Bewerbung hielt nicht, was sie versprach.
Sohn führt Bäckerei fort
"Wir geben jedem Ausgebildeten die Chance, bei uns Geselle zu werden, aber nicht jeder nimmt das Angebot an", ist Tschirch seine Erfahrung. Die beiden jungen Leute im dritten Ausbildungsjahr wollen dabei bleiben. Das würde der Backstube personelle Sicherheit für die nächsten Jahre bringen. Insgesamt zählt die Bäckerei 40 Beschäftigte. Den Vater freut auch, dass sein Sohn in Bautzen das Backhandwerk erlernt. Perspektivisch soll er die Familienbäckerei in vierter Generation als Bäckermeister fortführen. So ist der Plan von Michael Tschirch, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wird.