Eine Thüringerin ist Chefin im Möbelwerk Niesky

Seit Jahresbeginn führt eine Frau das Möbelwerk Niesky. Sie heißt Meike Wittmann und stammt aus Südthüringen. Sie übernimmt die Führung des Traditionsbetriebes mit gefüllten Auftragsbüchern und einer kreativen und motivierten Belegschaft. Schulmöbel sind für die 54-Jährige dabei nichts Fremdes.
"Schulmöbel begleiten mich eigentlich mein ganzes Leben lang. Nicht nur in Kita und Schule, auch bei meinem Studium und zu Beginn meines beruflichen Werdeganges. Als Lehrerin nutzte sie anfangs dieses Mobiliar nur, jetzt ist sie für seine Produktion verantwortlich.
Nieskyer Tradition fortführen
Vor allem Kindergartenmöbel aus Niesky sind schon zu DDR-Zeiten ein Begriff - und ein rarer Artikel gewesen. Vor 30 Jahren wurde das Möbelwerk Niesky (MWN) als GmbH gegründet und setzte seinen erfolgreichen Weg in der Marktwirtschaft fort. Das MWN ist spezialisiert auf Kindergarten, Krippe und Hort und lässt den traditionellen Nieskyer industriellen Holzbau in seinen farbenfrohen Möbelstücken für Kinder weiterleben.

Dass Niesky ein Möbelwerk hat, ist Meike Wittmann schon seit Jahren bekannt. Denn vor ihrem Wechsel nach Niesky hat sie bei einem großen Komplettanbieter für Kindergarten- und Schulausstattung zunächst im Vertrieb und später im Management Verantwortung getragen. Da ihr früherer Arbeitgeber auch eine Niederlassung in Breslau (Wrocław) unterhält, ist Frau Wittmann oft auf der A 4 unterwegs gewesen. "Aber für einen Abstecher nach Niesky hat es nur einmal gereicht", räumt sie heute ein.
Familie bleibt in Thüringen
Seit vergangenem Juli ist Niesky zu ihrem neuen Arbeits- und Wohnort geworden. "Ich habe mir die Woche über eine Zweitwohnung genommen, um mit aller Energie vor Ort ,meine Frau zu stehen'", sagt die Geschäftsfrau. Ihr Mann wohnt weiter in einem kleinen Ort im Landkreis Sonneberg und arbeitet als Lerntherapeut. Ihre beiden Töchter, 29 und 24 Jahre, stehen im eigenen Berufsleben als Psychologin beziehungsweise als Studentin für Wirtschaftsingenieurwesen.
Als Co-Geschäftsführerin ist Meike Wittmann schon seit dem 1. Juli in Niesky tätig. In dieser Zeit übernahm sie mehr und mehr die Geschäfte ihres Vorgängers Bernd Volker. Er ist zum Jahresende aus dem Unternehmen ausgeschieden. Meike Wittmann ist nun Chefin für 79 Mitarbeiter. Der Personalbestand ist gewachsen. Allein im Vorjahr um acht neue Beschäftigte. Vor fünf Jahren zählte das Unternehmen erst 58 Mitarbeiter. Wobei die Möbelwerker lieber von einem „Handwerksbetrieb mit industriellen Merkmalen“ sprechen, als von einem Unternehmen.
Ausstattung für Unis und Hochschulen
Eine Kombination aus modernen Maschinen und individueller Handarbeit, gepaart mit handwerklichen Fähigkeiten der Mitarbeiter, machen es möglich, dass über 20.000 verschiedene Artikel gefertigt werden: von A wie Aktenschrank bis Z wie Zahnputzbecherregal. "Das Spektrum unserer Zielgruppen umfasst auch Universitäten, Hochschulen und Unternehmen, nicht nur in der Ausstattung von Büros und Konferenzräumen", ergänzt die Geschäftsführerin. Denn in Niesky wird nicht nur produziert, sondern auch entwickelt. Ein Besteller sind Wickelkommoden. Sie bieten mehr als nur einen Tisch mit Schüben und einer Schaumstoffauflage. "Wir haben daraus ein ganzes System für Kindereinrichtungen und Kaufhäuser entwickelt: mit Babywanne und fließendem Wasser, einer ausziehbaren Treppe für das Kleinkind und reichlich Ablagen", nennt Frau Wittmann ein Beispiel.

Hauptauftraggeber bleibt auch im neuen Jahr die öffentliche Hand, sprich Kommunen und Landkreise, die ihre Kitas und Schulen mit neuem Mobiliar ausstatten wollen. Jüngstes Beispiel ist das neue Gebäude für das Fach Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales an der Comenius-Schule in Mücka. Das Inventar stammt zum Großteil aus Niesky. Die Geschäftsführerin spricht von einer guten Auftragslage für dieses Jahr. Die Maschinen sind dreischichtig ausgelastet, in der Montage wird zweischichtig gearbeitet. Denn die bestellten Möbel kommen zwar einzeln, aber fertig montiert zu den Kunden. Dafür unterhält das Möbelwerk einen eigenen Fuhrpark mit Kraftfahrern und sieben Lkw und einem Transporter. Speditionen und weitere Lieferdienste bieten zusätzliche Lieferkapazitäten.
Damit das Kundeninteresse so bleibt und neues geweckt wird, bereiten die Möbelwerker neben dem Internet-Auftritt ihren neuen Produktkatalog vor. Der jetzige umfasst bereits 354 Seiten. Der neue Katalog soll mit den Produkten auf zwei großen Messen präsentiert werden: auf der Didacta in Köln, der Leitmesse für Bildung, und der Fachmesse für Spielwaren in Nürnberg. Diese ist aber abgesagt und soll nur digital stattfinden. Im Werk ist eine vierte Laderampe fast fertiggestellt und die Mitarbeiter bekommen einen neuen und größeren Pausenraum. Schließlich, und das ist das Motto von Frau Wittmann: "Arbeiten wir für die schönste Kundengruppe der Welt, für die Kinder".