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Niesky
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Cannabis-Freigabe: Suchtberater stellen sich auf mehr Nachfrage ein

Die Nieskyer Suchtberatungsstelle der Diakonie St. Martin ist umgezogen. Noch steht Alkohol an erster Stelle bei Suchtproblemen.

Von Steffen Gerhardt
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Das Team der Beratungsstelle der Diakonie St. Martin in Niesky: Denny Baxalary, Sandra Neumann, Dörte Bräuer, Johanna Reiter und  Claudia Jannack (v.l.) mit den beiden Hunden für tiergestützte Therapien.
Das Team der Beratungsstelle der Diakonie St. Martin in Niesky: Denny Baxalary, Sandra Neumann, Dörte Bräuer, Johanna Reiter und Claudia Jannack (v.l.) mit den beiden Hunden für tiergestützte Therapien. © André Schulze

Denny Baxalary ist in der Suchtberatung tätig und einer der fünf Mitarbeitenden in der Beratungsstelle der Diakonie St. Martin in Niesky. Noch spielt Alkohol die Hauptrolle bei den Beratungen. Doch Baxalary stellt sich auf Veränderungen ein. Mit der Freigabe von Cannabis durch die Bundesregierung befürchtet Denny Baxalary, dass der Bedarf an Beratungen weiter steigen wird.

Schon jetzt spielt Cannabis eine große Rolle. "An zweiter Stelle steht Cannabis und an dritter kommt die Droge Crystal Meth", ergänzt der Diplom-Kommunikationspsychologe. Wurden im Jahr 2022 mit Alkoholproblemen 133 Klienten betreut, so waren es im vergangenen Jahr 120.

Auf die Suchtberatungsstellen im Land Sachsen bezogen, sind 48 Prozent aller Beratungen zum Thema Alkohol. In den Krankenhäusern des Freistaates machen Patienten mit Suchtproblemen sogar 73 Prozent aus. Das geht aus dem Suchtbericht 2023 der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren (SLS) hervor.

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Bereitschaft wächst, sich helfen zu lassen

Die Beratungsstelle, die sich nicht nur der Sucht widmet, sondern in Sachen Familie und Erziehung berät, ist in Niesky umgezogen. Seit Ende der 1990er Jahre hatte sie ihren Sitz in der Ödernitzer Straße und ist jetzt in der Bautzener Straße 43 ansässig, in dem Gebäude des früheren Arbeitsamtes. Der Umzug machte sich notwendig, um nicht nur in größeren Räumen tätig zu werden, erläutert Johanna Reiter von der Erziehungs- und Familienberatung. "Unser Anliegen ist auch, einen barrierefreien Zugang zu uns zu ermöglichen", ergänzt sie.

Wie das Thema Alkohol hat auch die Beratung von Familien einen hohen Stellenwert. 200 Familien wurden im vergangenen Jahr von Johanna Reiter und ihren Kolleginnen beraten und betreut. Im Jahr davor waren es noch 180. Das muss nicht unbedingt heißen, dass es mehr Konfliktpotenzial in den Familien und Beziehungen gibt. "Wir beobachten, dass es kein Stigma mehr ist, sich als Betroffener Hilfe zu holen. Sicherlich trägt da auch die Mundpropaganda mit bei", spricht Johanna Reiter über ihre Erfahrung.

Vorbereitung auf den "Idiotentest"

Kinder und Jugendliche im Schulalter suchen ebenfalls öfter Hilfe und Unterstützung als in den vergangenen Jahren. Dafür sind auch Gruppenangebote für diese Klientel, aber auch für Erwachsene, geschaffen worden. Zum Beispiel in Bezug auf Trennungen und Scheidungen, aber auch Trauer. Darüber hinaus werden Kurse zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) bei Verlust des Führerscheins angeboten.

Hinweis: Die Sucht-Beratung einschließlich MPU ist unter Telefon 03588 204206 zu erreichen. Die Familienberatung unter 03588 204205.