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Wie es zum ersten Oberligasieg seit sechs Jahrzehnten kam

Der HC Niesky 1920 bringt im Hockey wieder eine Damenmannschaft auf das Feld. Und die schlägt sich auf Anhieb richtig gut.

Von Frank Thümmler
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Diese Damen wollen sich in der Hockey-Oberliga behaupten und schaffen das bisher ganz gut: Tessa Trentsch, Celine Ludewig, Marie Dreher, Lea Riediger, Lilly Recknagel, Antonia Morche, Anna Mitschke, Laura Gloßmann und Dörthe Hähnel (hinten von links),
Lis
Diese Damen wollen sich in der Hockey-Oberliga behaupten und schaffen das bisher ganz gut: Tessa Trentsch, Celine Ludewig, Marie Dreher, Lea Riediger, Lilly Recknagel, Antonia Morche, Anna Mitschke, Laura Gloßmann und Dörthe Hähnel (hinten von links), Lis © privat

Niesky. Am Sonntag war es endlich soweit. Erstmals seit sechs Jahrzehnten konnten die Nieskyer Hockeyspieler ein gemeinsames Punktspielwochenende für Damen und Herren ausrichten. Die junge Damenmannschaft traf auf den ESV Dresden, die Herren hatten die Reserve des Regionalligisten Köthen zu Gast.

Ein Nieskyer Hockey-Damenteam, das Großfeld-Ligaspiele bestreitet, gab es seit Ende der fünfziger Jahre nicht mehr. So war es umso erfreulicher, dass Anfang August 2020 ein Pool von über 20 Spielerinnen die Möglichkeit bot, eine Nieskyer Damen-Feldhockeymannschaft zu melden. „Wir profitieren davon, dass wir seit rund 17 Jahren Nachwuchsspielerinnen ausbilden. Jetzt sind die damaligen Mädchen langsam hochgewachsen. Vor vier Jahren haben wir bei den Damen in der Halle mit einer kleineren Besetzung angefangen. Jetzt reicht es wieder für das Feld, und jedes Jahr kommen ja weitere Nachwuchsspielerinnen nach“, erklärt Trainer Steffen Mitschke.

Das Team setzt sich aus 16 Nieskyer Spielerinnen, drei erfahrenen Spielerinnen aus Freiberg und drei Spielerinnen aus Lauchhammer zusammen, die aber seit ihrer Jugendzeit schon in Nieskyer Mädchen-Teams aktiv sind. Saisonziel war ursprünglich, mal zu schauen, ob das junge Team schon mithalten kann. Nach den ersten Spielen steht fest: Kann es!

Knappe Niederlage gegen den Vorjahresmeister

Die ersten Spiele der Saison mussten die Nieskyerinnen, deren Altersdurchschnitt nur knapp über 21 Jahre beträgt, zwar noch Lehrgeld bezahlen. Hinsichtlich Härte und Schnelligkeit gibt es eben doch einige Unterschiede zwischen Nachwuchs- und Damenhockey. Aber die Nieskyerinnen machten in den ersten drei Spielen eine gute Figur, scheiterten letztlich noch daran, dies in eigene Tore umzumünzen. Gegen HCLG Leipzig, gegen das hochgerüstete, aufstiegsambitionierte Team des SV Tresenwald und gegen den Drittliga-Absteiger Meerane setzte es Niederlagen. Allerdings steigerten sich die jungen Damen dabei immer mehr.

Am Sonnabend stand nun die Partie gegen den Vorjahresmeister SSC Jena am Fuße der Kernberge an, die trotz guter Möglichkeiten auswärts knapp mit 0:2 verloren wurde. Am Sonntag ging es dann gegen die ebenfalls noch sieglosen Dresdnerinnen. Die Gäste aus der Landeshauptstadt gingen allerdings schon im ersten Viertel glücklich in Führung. Dann konterten die Dresdnerinnen in der 12. Minute den Gastgeber aus und gingen mit ihrer zweiten Chance mit 2:0 in Führung. Das junge Nieskyer Team wurde aber immer besser, in der 16. Minute hatte Tessa Trentsch nach einer Flanke von Lea Riediger den Anschluss auf dem Schläger.

Drei Minuten später erzielte Laura Gloßmann dann das langersehnte erste Tor für ein Nieskyer Damenteam nach vielen Jahrzehnten mit einem kompromisslosen Abschluss aus spitzem Winkel. Mit dem 1:2 wurden die Seiten gewechselt. Die Nieskyerinnen drückten dann dem Spiel ihren Stempel auf und erzielten nach einem präzisen Steilpass von Corinna Höhne auf Frieda Mitschke per Direktabnahme das vielumjubelte 2:2.Danach spielten die Nieskyerinnen frei auf, eine volle Wechselbank von 16 Spielerinnen sorgte für Vorteile in der Schlussphase, in der dann die routinierte Corinna Höhne mit einem satten Schuss das verdiente 3:2 markierte.

Auch die Männer gewinnen

Der erste Sieg eines Damenteams seit rund 60 Jahren wurde gebührend gefeiert. Und es soll in dieser Saison, die im Frühjahr fortgesetzt wird, nicht der letzte gewesen sein. „Wir treffen dann auf die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte. Wenn wir uns weiter so gut entwickeln und unsere Spielerinnen aus dem Nachwuchs – zum Beispiel eine sehr gute Torhüterin – gut einschlagen, haben wir vielleicht sogar eine Chance, um den vierten Platz mitzukämpfen“, sagt Trainer Steffen Mitschke. Die ersten Vier der Neuner-Staffel spielen am Saisonende Play-offs, die anderen Teams eine Platzierungsrunde.

Fast viel wichtiger als die aktuelle Saison: Der weibliche Nachwuchs des HC Niesky ist quantitativ und qualitativ gut besetzt. In den kommenden Jahren werden immer wieder neue, ambitionierte Spielerinnen nachrücken. Und das aktuelle Team könnte vielleicht schon bald einen Erfolg feiern, und zwar in der Halle – in dieser Woche beginnt die Vorbereitung, der Aufstieg in die Oberliga ist das klare Ziel.

Die Verbandsliga-Männer haben am Sonntag übrigens auch gefeiert: einen glatten 8:0-Sieg mit vier Toren von Felix Wetzke gegen den Coethener HC II.