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Nostalgie im Görlitzer Löffelstübchen

Zehn Jahre alt wird der Imbiss in der Theaterpassage. Zum Jubiläum gibt es die Speisen und Preise von einst.

Von Gabriela Lachnit
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Bianca Leonhardt (hinten) und Susanne Leonhardt führen seit zehn Jahren das Löffelstübchen in der Theaterpassage in Görlitz.
Bianca Leonhardt (hinten) und Susanne Leonhardt führen seit zehn Jahren das Löffelstübchen in der Theaterpassage in Görlitz. © Nikolai Schmidt

Bianca Leonhardt und Susanne Leonhardt sind die Ausnahme von der Regel. Sie sind verschwägert und verstehen sich trotzdem sehr gut. Beide führen in der Görlitzer Theaterpassage „Charlottes Löffelstübchen“, einen Steh- und Schnellimbiss. Den Namen haben sie übernommen. „Es stand nun mal schon draußen dran und passte gut zu dem, was wir anbieten wollten“, erinnert sich Bianca Leonhardt.

Vor zehn Jahren hat die 37-Jährige mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwägerin das Löffelstübchen übernommen. Beide leben mit ihren Familien in Görlitz. Jede hat ihr Spezialgebiet mit dem, was sie kochen und zubereiten. Susanne Leonhardt ist für den Kartoffel- und den Eiersalat zuständig, Bianca Leonhardt schwingt den Suppenlöffel.

Während die beiden Frauen anfangs tatsächlich „nur“ Suppen wie Kartoffel- oder Linsensuppe und Eintöpfe angeboten hatten, sind recht bald auch andere Gerichte dazu gekommen. Beispielsweise Königsberger Klopse und Milchreis mit Apfelmus. Dienstags gibt es ein Gericht mit Nudeln, donnerstags eins mit Reis. Und täglich steht jetzt mindestens ein vegetarisches Gericht auf dem Speiseplan. Mit den Jahren haben die Köchinnen herausgefunden, was die Hungrigen gerne mögen und was nicht so gefragt ist. Vom hausgemachten Kartoffelsalat, von der Kartoffelsuppe und vom Linseneintopf bleibt selten nach Feierabend etwas übrig. Der ist 14 Uhr. Geöffnet wird der Imbiss 9 Uhr. Schon bald danach kommen die ersten Frühstücksgäste und verlangen nach belegten Brötchen und Kaffee. Gegen 11 Uhr sind die Suppen fertig. Der große Ansturm kommt meistens zwischen 12 und 13 Uhr, wenn Mitarbeiter aus umliegenden Einrichtungen zum Mittagessen kommen. Vom Chef der Sparkasse bis zur Hausfrau von nebenan reicht das Spektrum der Mittagsgäste. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, steht nur der Innenraum vom Imbiss für die Gäste zur Verfügung. Wenn es wärmer ist, dürfen sie auch draußen vor dem Imbiss Tische und Stühle nutzen. Zwischen 120 und 150 Portionen kochen die beiden Frauen von Montag bis Freitag. Gerne bieten sie mal etwas Neues an. Beispielsweise Currywurstpfanne. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Kunden zunächst skeptisch sind. „Dann lassen wir sie kosten und meistens wird das neue Angebot recht schnell angenommen“, erzählt Susanne Leonhardt. Überhaupt sei es wichtig, dass sich die Speisekarte immer wieder ändert, abgesehen vom Milchreis und der Kartoffelsuppe, die es täglich gibt.

Zwischen Weihnachten und dem Neuen Jahr gönnen sich die Leonhardts eine kleine Auszeit, der Imbiss bleibt zu.

Aber schon am 2. Januar geht es weiter: mit einer kurzen Jubiläumswoche. Das zehnjährige Bestehen feiern sie mit einer Preis-Nostalgie. „Wir haben seinerzeit mit Essenspreisen zwischen 1,50 und 2,50 Euro angefangen. Diese Preise gibt es in der ersten Januarwoche noch einmal“, erklärt Bianca Leonhardt. Damit wollen sie sich bei Stammkunden bedanken und gleichzeitig neue Kunden neugierig machen. Dauerhaft können sie diese Preise angesichts der Teuerung von Strom, Wasser, Lebensmitteln und Zutaten nicht halten. Mit den Jahren waren Preiserhöhungen nötig. Der Kaffee kostet beispielsweise nicht mehr 50, sondern 70 Cent. Ansonsten reicht die Preisstaffel jetzt von zwei bis 4,50 Euro. Reich werden beide Frauen von ihrer Arbeit nicht. „Es reicht zum Leben“, schränken sie ein. Hartz-IV zu beziehen, wäre eine Alternative, aber die wollen sie keinesfalls. „Arbeiten macht Spaß, man kommt unter Leute und leistet etwas. Das erfüllt uns“, sind sich die Schwägerinnen einig.