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Nur wenig Milch aus Sachsen stammt auch von hier

In einer Serie erklärt die SZ, woher unsere Milch kommt, wie gesund sie ist und wer die Preise bestimmt.

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© dpa/Frank May

Von Martina Hahn

Dresden. In Sachsens Supermärkten und Discountern ist Milch aus der Region Mangelware. Das ergab eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Sachsen. „Zwar hatte jedes Geschäft im Markt-Check mindestens eine in Sachsen abgefüllte Milch im Sortiment“, sagt Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale in Leipzig. „Doch ob auch die Milch darin von Kühen stammt, die im Freistaat im Stall oder auf der Weide standen, erfährt der Konsument nicht“. Auf der Packung muss nur der letzte Verarbeiter, also die Molkerei, genannt werden.

Selbst wenn ein DE für Deutschland oder ein SN für Sachsen im Identitätszeichen auf der Tüte steht, „kann die Milch von weit her kommen“, sagt Brendel. Mit dieser Intransparenz müsse Schluss sein, fordert auch Andreas Winkler von der Organisation Foodwatch. „Wo die Kuh gemolken wurde, gehört auf die Tüte.“

Allerdings erschwert ein globaler Milchmarkt klare Herkunftsangaben. Die acht Molkereien im Freistaat verarbeiten auch Milch von Kühen aus Brandenburg, Tschechien oder Polen. Umgekehrt beliefern Sachsens Milchbauern Milchverarbeiter in Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Laut Milchindustrie-Verband (MIV) wird rund die Hälfte der in Deutschland erzeugten Milch im Ausland konsumiert, etwa in China, Brasilien oder Mauretanien.

Längere Transportwege zwischen Milchhof und Molkerei räumt auch Sachsenmilch ein. Das Unternehmen bezieht 40 Prozent der im Werk Leppersdorf verarbeiteten Rohmilch von sächsischen Milchwirten. „Der Bedarf kann nicht vollständig in den neuen Bundesländern gedeckt werden“, sagt Sprecher Alexander Truhlar.

Dabei spielt die Milchwirtschaft für Sachsen eine große Rolle. Etwas über tausend Milchvieh-Betriebe gibt es im Freistaat. Der kleinste hält ein Tier, der größte 1 500 Milchkühe. 3,7 Prozent dieser Betriebe arbeiten nach Öko-Standards. Im vergangenen Jahr erzeugten die 182 000 Kühe in Sachsen an die 1,7 Milliarden Kilogramm Milch – fünf Prozent der bundesweit erzeugten Milch. Im Schnitt gab jede Kuh 9 500 Kilogramm Milch, doppelt so viel wie im ersten Jahr nach der Wende. Die bundesweit größten Milchlieferanten sind Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Sachsen steht auf Platz sechs.

Jeder Bundesbürger trinkt im Jahresschnitt 54 Liter Milch. Doch das weiße Getränk ist umstritten: Einige schwören auf mindestens ein Glas pro Tag. Andere verteufeln es als Dickmacher, der über Wachstumshormone Krebs, Diabetes und Akne auslöse. Was ist dran an der Kritik? Was ist bei Bio anders? Und wer bestimmt den Preis? In der Serie „Unsere Milch“ widmet sich die Sächsische Zeitung diesen Fragen.