Merken

Ober-Neundorf lockt mit Fest am Schloss

Schon am Sonnabend wird gefeiert. Das Gebäude ist dann aber erst am Sonntag offen.

Teilen
Folgen
NEU!
© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Ober-Neundorf. Simone Kuhn hat nicht viel Zeit. Das kommende Wochenende will vorbereitet sein. „Bei uns geht es nicht nur um den Tag des offenen Denkmals“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Vereins Schloss Ober Neundorf. Bereits am Sonnabend heißt es rund um das Haus: „Kulturgut“. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung, bei der Handwerker ihr Können zeigen, gemeinsames Singen, junge Künstler treten auf und die russische Waldschule in Tekos informiert. Hintergrund: Die Tochter der heutigen Schlossbesitzer – die Familie Kuhn – besuchte die Schule, knüpfte die entsprechenden Kontakte.

Das Schloss an sich ist allerdings am Sonnabend nur zum Teil geöffnet, aber natürlich am Sonntag komplett. „Wenn viel von Krieg gesprochen wird, sprechen wir über Versöhnung, über deutsch-russische Freundschaft“, erklärt Simone Kuhn das Anliegen der sonnabendlichen Veranstaltung. Es werde eine unpolitische Veranstaltung. Gestern wurde schon fleißig an der Bühne gearbeitet, ein Bierstand ist bereits da, überhaupt herrschte rund um das Schloss großer Trubel. Das steht dann am Sonntag im Mittelpunkt. Die SZ durfte schon mal kurz hineinschauen. 2015 hatte Familie Kuhn die Gutsanlage mit dem Schloss gekauft. Zuvor gab es mehrere Besitzer. Die heutige Ansicht des Schlosses geht auf das 16. Jahrhundert zurück, die häufig wechselnden Eigentümer sind indes bis in das Jahr 1393 nachweisbar. Bis in das Jahr 1945 war es Herrenhaus, danach wurde es als Kindergarten genutzt.

Die große Besonderheit ist der sogenannte Sagrifftoschmuck, eine in Deutschland einmalige Verzierung der Fassade. 1991 brachten den restauratorische Voruntersuchung den zu Tage. Unter dem Glattputz des 19. Jahrhunderts lag zunächst eine gelbocker gefasste Putzschicht des Barock – darunter wiederum eine großflächig erhaltene Sgraftitoputzschicht. Sie wurde inzwischen in mühevoller Kleinarbeit freigelegt, gesichert und konserviert. Diese Putzkratztechnik wurde von italienischen Wanderkünstlern im 16. Jahrhundert nach Böhmen und in die Oberlausitz gebracht. Bis zumindest 1677 müssen diese Verzierungen zunächst sichtbar gewesen sein. Das geht aus alten Baubeschreibungen hervor.

Klar, die Fassade hat in den vergangenen Jahrzehnten gelitten. Inzwischen ist die Fassade freigelegt und es gibt eine Probeachse, also einen Teil, auf dem zu sehen ist, wie die neu gestaltete Fassade in Zukunft aussehen könnte. Überhaupt hat sich seit 2015 im Haus viel getan. Fast überall sind neue Fenster eingesetzt. In der Front ist damit jetzt die ursprüngliche Version der Dreiteilung wieder vorhanden.

„Unsere Restauratoren haben viel gearbeitet, recherchiert und sich viel Mühe gegeben“, sagt Simone Kuhn. Ein lateinisches Spruchband beispielsweise konnte rekonstruiert werden. Es ziert jetzt die Titelseite des Internet-Auftritts der Schlossvereins. Im Inneren des Gebäudes geht es derweil ebenfalls voran. Die alten Böden sind raus, bis auf die natürlich, die aufgearbeitet werden sollen. Bis zum Keller, zu den Gewölbekappen wurde alles freigelegt, abgedichtet. „Die Sanierung erfolgt ausschließlich mit Naturbaustoffen wie Kalk und Lehm“, schildert Simone Kuhn.

Die Sanierung des Schlosses kann nur mithilfe des Vereins und des angeschlossenen Freundeskreises funktionieren, sagt sie. „Unsere Vision ist es, das Schloss, sowie mit der Zeit das Ensemble nach und nach wieder mit Leben, Freude, Kultur, Begegnung und Besinnung zu erfüllen“, heißt es auf der Internetseite des Schlossvereins.

Am Sonnabend steht nun aber erst einmal das Kulturgut-Fest an. „Wir müssen achten, was alte Handwerkskunst geschaffen hat“, sagt Simone Kuhn. Mit dem Fest, Handwerkern, vom Schornsteinfeger bis hin zum Sattler, möchte sie dazu einen Beitrag leisten, in und am Schloss Ober Neundorf.

Weitere Informationen zum kommenden Festwochenende im und am Schloss gibt es unter www.schloss-ober-neundorf.de