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Perspektive für Dresdner Straßenschule

Das Projekt für Schulverweigerer soll vom Jugendamt gefördert werden. Für Sozialarbeiter bringt das neue Möglichkeiten. 

Von Melanie Schröder
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Zweite Chance für junge Erwachsene ohne Abschluss: Die Straßenschule der Treberhilfe hilft Jugendlichen aus der Krise .
Zweite Chance für junge Erwachsene ohne Abschluss: Die Straßenschule der Treberhilfe hilft Jugendlichen aus der Krise . © Sven Ellgen

Arbeiten ohne Existenznöte: Dieses Geschenk ist für den Verein Treberhilfe Dresden zum Greifen nah. 2019/2020 soll die Straßenschule des Vereins vom Jugendamt gefördert werden. Bislang ist dieser Beschluss vorläufig. Erst mit einer Bewilligung des Haushalts tritt er in Kraft. Und damit könnten sich für das Hilfsprojekt künftig ganz neue Möglichkeiten ergeben.

„Für uns wird das eine viel größere Planungssicherheit bedeuten“, sagt Dieter Wolfer, Chef der Treberhilfe. Die Initiative unterstützt ehemalige Straßenkinder und Schulverweigerer zwischen 18 und 27 Jahren, ihren Hauptschul- oder Realschulabschluss nachzuholen. Vor allem sie werden von der finanziellen Sicherheit profitieren, sagt Wolfer. „Teilnehmer, die wir jetzt schon für die Prüfung angemeldet haben, die aber eigentlich noch mehr Förderbedarf benötigen und noch nicht so weit sind, können sich jetzt mehr Zeit nehmen, um den Abschluss mit größerer Sicherheit zu schaffen und letztlich eine andere Lebensperspektive zu entwickeln.“

30 junge Menschen betreut die Straßenschule derzeit, auf der Warteliste stehen bis zu 40 weitere Bedürftige. „Manche haben Schultraumata aufgebaut, ein Teil ist zudem in Therapie“, erklärt Wolfer, warum Zeit in seiner Arbeit das Wichtigste ist. Auf gebrochene Biografien könne man nicht mit Druck einwirken. „Das bringt einfach nichts“, sagt er.

Die im Jahr 2014 gegründete Straßenschule wurde zunächst von der Aktion Mensch gefördert, befristet auf drei Jahre. Im Anschluss hat das Sozialamt dem Verein unter die Arme gegriffen. Nun soll das Projekt als sogenannte arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit vom Jugendamt getragen werden. Dass das sperrig klingt, hat Gründe. „Was wir anbieten, ist schwer einem Zuständigkeitsbereich zuzuordnen. Wir arbeiten zwischen den Schnittstellen Bildung, Sozialhilfe und Jugendhilfe. Das macht es so schwierig. Dafür musste erst ein Förderzuschnitt gefunden werden“, sagt Wolfer. „Ich bin sehr dankbar, dass die Stadt sich so kooperativ gezeigt hat.“

Künftig soll nun nicht mehr die schulische Bildung im Vordergrund stehen, sondern die sozialpädagogische Betreuung. Die Straßenschule hilft, aktuelle Krisen zu bewältigen und eine langfristige Lebenstaktik zu entwickeln. Die Mitarbeiter begleiten zu Behörden und Ämtern, helfen bei der Prüfungsvorbereitung und der Vermittlung in ein Praktikum, eine Ausbildung oder andere Maßnahmen wie einen Freiwilligendienst. „Da kommen die Komponenten Sozialarbeit und Sozialpädagogik zusammen“, sagt Wolfer und betont, dass Teamarbeit ausschlaggeben ist. In einem Schnupperkurs sollen Teilnehmer weiterhin Lesen, Rechnen und Schreiben lernen. Wer regelmäßig zu den Kursen erscheint, hat die Chance in die Real- oder Hauptschulwerkstätten aufgenommen zu werden. Die Plätze sind jedoch auf jeweils zehn beschränkt.