Spießige Laubenpieper? Nicht in Cotta!

Hinhören lohnt sich. Auf dem Gelände des Kleingartenvereins Cotta Am Spitzberg summt, hummelt und brummt es ordentlich. Zahlreiche Bienen und Insekten tummeln sich hier, weil sie gute Lebensbedingungen finden. Dafür haben die Mitglieder gesorgt, die in den vergangenen Jahren viel für die Tiere getan haben. Darüber sprach sächsische.de mit der Vereinsvorsitzenden Claudia Schotte. Das Erfreuliche gleich vorab: Die rund 100 Pächter haben bereits konkrete Pläne, was als Nächstes auf dem Gelände für die Umwelt entstehen soll.
Frau Schotte, entwickelt sich die Kleingartenanlage in Cotta zum Paradies für Bienen?
Ja, das kann man wirklich sagen. Darauf sind wir auch sehr stolz, und es wird honoriert. Im Rahmen der Aktion "Deutschland summt" haben wir 2017 sogar schon einen Preis für unser Engagement bekommen.
Was genau wurde bisher gemacht?
Wir hatten seit Jahren eine Brachfläche von rund 1.000 Quadratmeter Fläche. Diese bestand aus insgesamt vier ehemaligen Gärten, die nicht mehr bewirtschaftet wurden, keinen schönen Anblick boten, aber vor allem ökologisch tot waren. Diese haben wir so umgestaltet, dass sich jetzt Bienen und Insekten auf dem Areal wohlfühlen.
Und wie konkret?
Zunächst haben wir das Gras abgetragen, Mutterboden aufgetragen und eine Kräuterspirale angelegt. Wir pflanzten zahlreiche Kräuter und Blühsträucher, zum Beispiel Schmetterlingsflieder. Die Kätzchenweide, die wir ebenfalls gepflanzt haben, blüht sehr zeitig und bietet den Bienen somit rechtzeitig Futter, wenn die übrige Vegetation sonst noch nicht so weit ist. In dem Totholzhaufen, der von uns aufgeschichtet wurde, finden nicht nur Bienen, sondern auch Igel, Kröten oder Singvögel einen guten Unterschlupf. Außerdem errichteten wir ein 1,80 Meter hohes Insektenhotel mit verschiedenen Fächern und Materialien, die den Bienen Platz zum Brüten geben, zum Beispiel Schilfrohr, Lehm und Hartholz, in das wir Löcher gebohrt haben. Wichtig ist natürlich, dass man solche Insektenhotels mit einem Gitter schützt. Sonst wurde dieses Hotel gefundenes Fressen für die Vögeln sein, im wahrsten Sinne des Wortes.

Welche Bienenarten schwirren bei Ihnen durch die Anlage?
Da bin ich überfragt, da es über 500 Arten gibt. Ich bin zu wenig Fachmann. Aber wir haben neben Honigbienen auch Wildbienen und Hummeln. Unser Angebot wird gut angenommen, das sehen wir an den gefüllten Löchern in dem Insektenhotel. Und wir erkennen es auch an der Wasserstelle, die wir extra aufgestellt haben. Dort lassen sich immer viele Bienen und andere Insekten zum Trinken nieder.
Welche Pläne wollen Sie als nächstes für eine möglichst große Artenvielfalt in der Anlage umsetzen?
Demnächst wollen wir ein Feuchtbiotop anlegen, das Insekten als Lebensraum und den Bienen als Trinkquelle dient. Dieses Biotop wird sich übrigens selber reinigen, da wir Bachmuscheln, die vom Aussterben bedroht sind, einsetzen. Wir wollen unsere Streuobstwiese erweitern. Bei uns in dem Verein gibt es den schönen Brauch, wird ein Kind der Mitglieder geboren, dann stiftet unser Verein einen Obstbaum, den die Eltern einpflanzen. Und außerdem wird es bald einen Barfußpfad auf unserem Areal geben. Der dient zugegebenermaßen weniger den Insekten; aber die Besucher haben ihre Freude daran. Denn unsere Anlage stößt auf Interesse. Die Mädchen und Jungen des Dorfkindergartens waren schon bei uns. Außerdem bieten die Mitglieder der AG Kräuterhexen vom Territorialverband der Gartenfreunde Sächsische Schweiz bei uns Seminare an und kochen auch vor Ort.
Machen alle Gartenfreunde mit ?
Fast alle. Von dem größten Teil wird die Pflege der Gemeinschaftsanlage getragen, vor allem im Rahmen der Arbeitseinsätze. Alleine könnte man das ja gar nicht schaffen. Auch pflanzen die Mitglieder ihre überschüssigen Gewächse auf dem Gemeinschaftsareal an.
Das bedeutet zusätzliche Arbeit. Was ist Ihre Motivation beziehungsweise die der anderen Pächter?
Das Bewusstsein, dem Artensterben entgegenzuwirken, ist bei uns sehr verankert. Bei uns im ländlichen Raum dominieren leider Monokulturen, die Insekten nur sehr eingeschränkt Nahrung bieten. Ich denke, da sind wir Menschen in der Verantwortung.
Bekommen Sie bei Ihren Vorhaben zum Erhalt der Arten Unterstützung von anderen?
O ja, wir haben beispielsweise seit Kurzem eine Partnerschaft mit dem Pirnaer Imkerverein. Imker haben auf unserem Areal mehrere Bienenvölker aufgestellt und bieten hier auch Seminare und Workshops an. Im Rahmen des Wettbewerbs ,Deutschland summt' haben wir von einer Firma 250 Obst- und Kräuterpflanzen kostenlos bekommen. Außerdem gingen und gehen Spenden von Firmen und Privatpersonen ein. Man merkt, dass den Menschen, eine intakte Natur wichtig ist. Und dafür wollen wir auch weiterhin unseren Beitrag leisten.
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