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Ende und Neuanfang für den Heidenauer Real-Apotheker

Christian Weigend kaufte die Apotheke 2016. Nun wurde ihm wie anderen Mieter gekündigt. Nach dem ersten Schock hat er in Dresden einen Neuanfang gefunden.

Von Heike Sabel
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Vor acht Jahren im Real eingezogen, muss Apotheker Christian Weigend nun notgedrungen wie alle anderen ausziehen.
Vor acht Jahren im Real eingezogen, muss Apotheker Christian Weigend nun notgedrungen wie alle anderen ausziehen. © Norbert Millauer

Christian Weigend hat Jahre des Hoffens und Bangen, des ständigen Auf und Ab hinter sich. Und mit ihm viele im Heidenauer Real. Mieter, Mitarbeiter, Verkäuferinnen. Weigend betreibt hier seit September 2016 die Apotheke. Er kaufte sie damals mit dem Plan, sie 15 bis 20 Jahre zu führen. Dass es anders kommt, hat er sich nicht herausgesucht.

Am 23. März ist nach dem Hickhack der vergangenen Jahre der letzte Einkaufstag im Real. Der Ausverkauf hat bereits begonnen, Real wirbt mit Schnäppchen und Rabatten. Dann wird ausgeräumt. Alle Mieter und Geschäfte haben die Kündigung zum 1. April erhalten. Auch Christian Weigend. Das hat ihn trotz der Unsicherheit der vergangenen Jahre getroffen, er wollte sich lange nicht dazu äußern. Jetzt sei das Wichtigste erklärt und ziehe etwas Ruhe ein, sagt er und spricht darüber, wie es für ihn und seine Mitarbeiter weitergeht.

Zwangsschließung mit wirtschaftlichen Folgen

Zum 1. Mai kauft Weigend die bestehende Apotheke im Kaufpark Nickern. Sie stand aus Altersgründen zum Verkauf. Das erfuhr er über Kollegen, so wie vor acht Jahren über die angebotene Apotheke im Real. Die gibt es hier seit Eröffnung als Wertkauf 1994. Seither gab es mehrere Eigentümer. Weigend ist nun der vorerst letzte gewesen.

Jetzt, da seine Zukunft wieder klar ist, sagt der 47-Jährige: "Es hätte viel schlimmer kommen können." Trotzdem bleiben zwei Fakten: Die Schließung einer Apotheke ist nicht der Normalfall und ist wirtschaftlich "auch nicht so toll". Die Zwangsschließung hat er auch wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen für ihn und seine Familie nicht gerade leicht verkraftet, sagt er.

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge schlossen in den vergangenen Jahren drei Apotheken: Ende 2018 in Freital, 2019 in Bad Gottleuba und 2021 in Mohorn. Heidenau wird die vierte sein. Die Versorgung ist aber weder in der Stadt noch im Landkreis gefährdet.

Apotheken-Mitarbeiter versorgt

Die Schließung hat zur Folge, dass der Erlös aus dem Verkauf fehlt, verwertbar ist für die neue Apotheke von Weigend kaum etwas. Von seinen 15 Angestellten im Real nimmt er nur zwei, drei mit, weil er die Kaufpark-Filiale als Unternehmen samt Mitarbeitern gekauft hat. "Aber fast alle von Heidenau haben schon etwas gefunden", sagt Weigend. Das lindert ein bisschen seinen Schmerz, sagt er.

Der Apotheken-Kauf ist eine langwierige Sache. Von den ersten Gesprächen bis zur endgültigen Umsetzung vergeht einige Zeit, sagt Weigend. In dieser Zeit sei Diskretion ziemlich wichtig. Deshalb habe er sich bedeckt gehalten. Auch aus Fairness gegenüber den Mitarbeitern in Heidenau und im Kaufpark Nickern.

Zwei Geschäfte ziehen innerhalb von Heidenau um

Wie es in Heidenau weitergeht, wisse Weigend nicht. Es ist für ihn auch nicht mehr wichtig. Er wird sich ab Mai mit vollem Elan und Tatkraft in die Aufgabe im Kaufpark stürzen, sagt er. Nach und nach finden auch andere Mieter ein neues Domizil. Das Reisebüro und der Presseshop mit der Postfiliale ziehen zum Beispiel ins neue WVH-Gebäude auf der Bahnhofstraße. Ernesting's family verlässt Heidenau vorerst, will aber nach der Wiedereröffnung wiederkommen.

Mindestens ein Jahr braucht Kaufland für den Umbau des Real. Der Bauantrag ist laut Stadt Heidenau eingereicht, erste Gespräche mit dem Landratsamt gab es bereits. Einen Termin für die Beratung im Heidenauer Stadtrat gibt es noch nicht. Ob es nach dem Umbau und der Wiedereröffnung wieder eine Apotheke gibt und wenn ja, wer sie betreibt, ist offen. Klar ist nur, Weigend wird es nicht sein.