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Café im Barockgarten Großsedlitz wieder zu

Voriges Jahr wurde die Selbstbedienung eingeführt, jetzt hat das letzte Team die missverstanden und verschwand mit der Kasse. Und ein Schild wurde ausgetauscht.

Von Heike Sabel
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Die Schirme zu, die Gaststätte auch: das Friedrichschlösschen im Barockgarten.
Die Schirme zu, die Gaststätte auch: das Friedrichschlösschen im Barockgarten. © Daniel Schäfer

So schön es aussieht und so schön der Name klingt, so vom Pech verfolgt ist es: das Café im Friedrichschlösschen des Barockgartens Großsedlitz. Irgendwie wusste man die vergangenen Jahre nie, ob es auf ist oder geschlossen. Jetzt ist es mal wieder geschlossen.

Zu Saisonbeginn stellte die Pächtergesellschaft ein neues Team ein. Dem aber gefiel die Wochenend-Arbeit auf Dauer nicht, sagt einer der drei Betreiber. Danach wurde ein Pärchen angestellt, das man schon vor Corona kannte. Das habe am Freitag die erste Gehaltszahlung erhalten, da war auch alles noch in Ordnung. Doch am Wochenende sei es mit der Kasse verschwunden. Nun ist das Geld weg und das Café wieder zu.

Branche hat 9.000 Mitarbeiter verloren

Wann es erneut öffnet, hängt davon ab, wie schnell jemand gefunden wird. Die Pächter, die in Pirna das Elbparadies und in Weesenstein die Schlossgaststätte führen, haben selbst keine freien Kapazitäten bzw. Personal. Genau das ist das Problem. In Sachsen haben laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in den zurückliegenden Corona-Monaten rund 9.000 Hotel- und Gastro-Mitarbeiter die Branche verlassen. Die Auswirkungen sind vielerorts zu spüren, entweder können Gaststätten deshalb nicht wieder öffnen, es wird auf ungelerntes Personal zurückgegriffen oder die Fachleute arbeiten bis zum Umfallen.

Selbstbedienung war Antwort auf Wartezeiten

Die Einführung der Selbstbedienung im Barockgarten-Café im vorigen Jahr hatte einen anderen Grund, wurde sie doch schon weit vor Corona angekündigt. Damals ging es darum, dass das Personal es zum Beispiel, wenn Busgruppen kamen, einfach nicht mehr schaffte. Lange Wartezeiten verärgerten die Gäste. Mehr Personal war aufgrund der unsicheren Besucherzahlen wirtschaftlich keine Option.

Das ist das Schild, das der Barockgarten rausgehängt hat. Auf dem Schild der Pächter stand der wahre Grund: Personalprobleme. Weder Krankheit noch "heute" sind richtig.
Das ist das Schild, das der Barockgarten rausgehängt hat. Auf dem Schild der Pächter stand der wahre Grund: Personalprobleme. Weder Krankheit noch "heute" sind richtig. © Daniel Schäfer

Nun ist die Situation zwar anders, für die Besucher aber bleibt unterm Strich: kein Kaffee nach dem Bummel. Das wirkt sich natürlich auch auf den Barockgarten aus, denn die Gäste machen keinen Unterschied zwischen Park und Café. Barockgartenchefin Andrea Dietrich bedauert es, dass derzeit den Besuchern keine Erfrischung angeboten werden kann. "Es sind ja nicht nur die Individualtouristen betroffen, sondern auch die Busreisegesellschaften", sagt sie.

Auf Unverständnis stößt, dass die Verwaltung ein Schild rausgehängt hat, auf dem von Krankheit und "heute leider geschlossen" die Rede ist. Das würde besser klingen, wurde den Pächtern gegenüber gesagt. Krank ist niemand und "heute" stimmt jeden Tag wieder, auch wenn es nicht der wahre Grund ist, sagt deren Vertreter.

Keine Gaststätte in Großsedlitz

"Es ist ein echtes Armutszeugnis, wenn wir für den Rest der Saison das Café schließen müssten, zumal es leider weit und breit in Großsedlitz keine Kompensation gibt", sagt Andrea Dietrich. Die gastronomische Wüste in Großsedlitz besteht seit der Schließung der "Schmiede" Ende 2017. Inzwischen führte die Suche nach einem Kaffee schon dazu, dass sich die Leute in den Garten von Anwohnern setzten, weil sie dachten, es ist ein Café.

Nun hoffen Andrea Dietrich und die Pächtergesellschaft, möglichst rasch jemanden zu finden, der den Betrieb des Cafés bis zum Saisonende im Oktober absichert. Der Neustart im nächsten Frühjahr möge dann unter einem guten Stern gelingen, deutet Dietrich an. "Für Genaueres dazu ist es allerdings noch zu früh."